Das Coburger Land ist alles andere als frei von Rauschgiftproblemen, im Gegenteil. Polizei, Jugendpflege und Schulen setzen auf Prävention. Der Besuch eines GZSZ-Stars ist nur ein Schritt, um junge Menschen vor Risiken zu warnen.
Das Schaubild des Bundeskriminalamtes kennzeichnet durch verschiedene Blautöne, die Häufigkeit von Drogendelikten in einer Region. Auf der Bayernkarte hat das Coburger Land die zweitdunkelste Farbstufe - sie kennzeichnet Gebiete mit 100 bis 199 Fällen. Das Schaubild ist aus dem Jahr 2015. Seitdem ist es nicht besser geworden. "Was hier passiert, in unserem Bereich, ist erschreckend", sagt Matthias Lange. Der Kriminaloberkommissar ist Präventionsbeauftragter in Sachen Drogenkriminalität für die Region.
25 Jahre war er bei der Drogenfahndung in München im Einsatz. "Ich habe viel gesehen", sagt Lange. Vom Ballungszentrum in die Provinz, das sollte ein Weg in die Entspannung sein, für einen Beamten im Drogenkommissariat. Die Karte sagt etwas anderes. Von Süden nach Norden wird das Blau dunkler. Von Westen nach Osten auch. Die Landkreise Coburg, Kronach, Lichtenfels - Langes Einsatzgebiet - liegen im dunkleren Bereich, Coburg ist am dunkelsten.
Im März vergangenen Jahres ließ die Antwort auf eine Anfrage der SPD im Landtag aufhorchen. Von 2012 bis 2017 war die Zahl der bekannt gewordenen Fälle von Drogenkonsum an Schulen in Bayern um 78 Prozent gestiegen. "Schulen melden sich bei uns und teilen mit, dass sie ein Problem in diesem Bereich haben", sagt Matthias Lange. Er nennt Zahlen. 4832 Rauschgiftdelikte verzeichnen die Polizeiakten für 2017 in Oberfranken. Mehr als 50 000 sind es für Bayern. Aber während der Anstieg landesweit auf 3,8 Prozent beziffert wird, liegt er für Oberfranken bei 11,6 Prozent. 33 der 308 Drogentoten im Bezirk entfallen auf Oberfranken. 14 sind es 2017 in den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels. Weil nicht immer der Zusammenhang mit Drogen erkannt wird, muss von einer Dunkelziffer ausgegangen werden.
"Drogenkonsum wird viel zu stark verharmlost", ist der Polizeibeamte nach all dem, was er erlebt hat, überzeugt.
Zeigen wie ernst es ist
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Der vermeintlichen Harmlosigkeit entgegen zu wirken, hat sich Kreisjugendpflegerin Susanne Lange vorgenommen. Zusammen mit dem Jugendbeauftragten des Kreistages, Kanat Akin (SPD), holte sie Eric Stehfest in die Region. Der Star aus der Serie "Gute Zeiten Schlechte Zeiten" (GZSZ) rutschte vom exzessiven Alkoholmissbrauch in den Drogenkonsum. Zuletzt war er von Crystal Meth abhängig. Er hat seine Sucht überwunden. Den Weg in die Sucht und seinen Kampf zurück in ein Leben ohne Drogen schildert Stehfest in seinem Buch "9 Tage wach".
Erstmals wird der Autor seinen Auftritt als "Erlebnislesung" gestalten. Neustadt ist dafür die Premiere. Nachdem Stehfests Besuch in der Mehrzweckhalle an der Heubischer Straße in Neustadt für den 2. Februar angekündigt war, fanden die Karten reißenden Absatz. "320 von 340 sind weg", sagt Kanat Akin. Das zeigt für ihn, dass es ein Bewusstsein für das Problem in der Region gibt. Es bedeutet für den Jugendbeauftragten aber auch: "Das darf keine Einzelaktion bleiben".
Einzelaktionen sind auch die Besuche an den Schulen der Region für Matthias Lange nicht. "Ich bin mit Terminen bis Oktober schon voll", sagt er. Auch die Schulen haben offenbar erkannt, wie wichtig Prävention in diesem Bereich ist. 14 Drogentote in drei Landkreisen nimmt niemand auf die leichte Schulter.