Die Weisheit liegt auf der Treppe

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Clarissa Hopfensitz als Liese Meckerle in ihrer Kommödie "Flotter Feger". Fotos: Andreas welz
Clarissa Hopfensitz als Liese Meckerle in ihrer Kommödie "Flotter Feger". Fotos: Andreas welz
 

Die Welt aus der Sicht einer Putzfrau präsentierte Clarissa Hopfensitz im Brückentheater.

Nach ihrem großen Erfolg mit "Wahnsinnsweiber" landete Clarissa Hopfensitz einen Volltreffer in der köstlichen Klamotte "Flotter Feger" im Brückentheater in Bad Staffelstein. Die Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin des Oberfränkischen Landestheaters führte das begeisterte Publikum mitten ins seichte Fahrwasser des Klamauks hinein. Ihr Maß für Übertreibung hielt die Figuren in der lustvollen Schwebe zwischen Tragödie und Komödie.
Wie von ihr gewohnt, zieht sie das Publikum in die Handlung mit ein. Sogar "den Hans aus Kaider" zerrt sie auf die Bühne und drückt ihm allerlei Putzsachen in die Hand.
"Die sind doch alle nicht ganz sauber", bemängelt die schwäbische Putzfrau Liese Meckerle die Mieter des mehrstöckigen Hauses in der Säcklesgasse. Während sie wöchentlich das Treppenhaus schrubbt, bemerkt sie einige Eigenheiten ihrer Nachbarn, die für sie nicht nachvollziehbar sind.
Da ist der verschrobene Künstler aus dem zweiten Stock, die schrille Tussi aus dem dritten, die unflätigen WG-Bewohner aus dem vierten und der komische Ausländer vom Dachgeschoss. Und da ist noch der schwarze Slip, der im Treppenhaus liegt.
Die "Brunsbombe" beschäftig die Putzfrau so ziemlich den ganzen Abend. "Wie kam das Dessous dahin, wem gehört es?", fragt sie sich und die Zuschauer.
Um jedoch nicht nur als Mecker-Liese dazustehen, beschließt sie, sich genau die Verhaltensweisen selbst anzueignen, die sie an ihren Mitmietern so scharf kritisiert. Sie hofft, dadurch für ein gegenseitiges Verständnis und ein harmonisches Miteinander im Hause zu sorgen. Das Horoskop in einer Tageszeitung hatte sie auf diese geniale Idee gebracht.


Fehlversuch

Das aber misslingt gründlich. Den saufenden Künstler lockt sie nicht mit ihren Malkünsten und mit einem Glas Wein vor die Tür. Gänzlich daneben ist ihr Stripteaseauftritt, da sie die junge Frau Schönborn aus Hamburg versehentlich für eine Prostituierte hält.
"So wie die rumläuft, ist die vom horizontalen Gewerbe. Wenn man aus Hamburg kommt, ist das auch naheliegend", sinniert der Putzteufel. Mit einem orientalischen Bauchtanz will sie Al Hamadi locken, aber auch der lässt sich nicht blicken.
Als sie schließlich mit Jogginganzug erfolglos die Jugendlichen aus der Wohngemeinschaft nachahmen will, stellt Liese Meckerle resigniert den Versuch ein, durch ihre Verhaltensweise den Mietern näherzukommen.


Alles wird gut

Das Blatt wendet sich ganz zum Schluss. Die Mieter schreiben ihrer Putzfrau einen Brief. Da wird ihre Arbeit in höchsten Tönen gelobt, aber auch ihre nervenden Angewohnheiten kritisiert. Doch sind die Mieter bereit, ihr entgegenzukommen. Sie wird zum Besuch eingeladen. Verständnis, Offenheit und Toleranz ist die Lösung.
Die Kehrwoche, in der alle Mieter wieder das Treppenhaus putzen, erreicht Liese Meckerle jedoch nicht, sie freut sich aber über ein neues Türschild, das der Maler angefertigt hat.
Wer eine köstliche Komödie mit schrillen Figuren und unerwarteten Wendungen schätzt, kommt bei diesem Stück voll auf seine Kosten.