Papst Franziskus rief vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" aus. Für den Kronacher Regionaldekan Thomas Teuchgräber ist klar, dass das The...
Papst Franziskus rief vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" aus. Für den Kronacher Regionaldekan Thomas Teuchgräber ist klar, dass das Thema "Barmherzigkeit" dem Papst besonders am Herzen liegt. Und er stimmt dem zu, gerade in der jetzigen Zeit die "sieben Werke der Barmherzigkeit" wieder mehr in das Bewusstsein der Gläubigen zu rücken. Das Heilige Jahr soll auch der Gewissenserforschung dienen. Jeder soll entdecken, dass er ein Mensch mit Schuld, Sünde und Scheitern ist und dem barmherzigen Gott so begegnen kann.
Thomas Teuchgräber, der am 12. Januar als Dekan für das Dekanat
Kronach in sein Amt eingeführt wird, weist darauf hin, dass das aktuelle Heilige Jahr eng mit dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965 zusammenhängt.
In der Welt herrschen - wie es damals in einem Dekret formuliert wurde - "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst!"
Teuchgräber wird dem Thema in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Der 48-Jährige ist überzeugt, dass die Barmherzigkeit bei vielen Kollegen im Frankenwald auch einen wesentlichen Stellenwert einnehmen wird. Er würde sich freuen, wenn viele Gläubige das Heilige Jahr der Barmherzigkeit in der großen Gemeinschaft der Kirche feiern würden. Es soll anregen, Gott näherzukommen und sich mit größerer Aufmerksamkeit den Mitmenschen zuzuwenden.
Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, so Thomas Teuchgräber, soll auch als Einladung verstanden werden, Gott um Versöhnung und Vergebung zu bitten, und zum inneren Frieden mit sich selbst beitragen.
Er werde verstärkt Gedanken des Erfurter Altbischofs Joachim Wanke weitererzählen, der für die Gegenwart sieben Werke der Barmherzigkeit
formuliert habe, und versuchen, diese den Gläubigen nahezubringen.
Leibliche und geistige Werke
Was gehört zu den "sieben Werken der Barmherzigkeit"?
Zu den sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit, so Teuchgräber, zählten Hungrige zu speisen, Durstige zu tränken, Nackte zu bekleiden, Fremde aufzunehmen, Kranke zu besuchen, Gefangene zubefreien, Tote zu bestatten. Hinzu kommen noch sieben geistliche Werke der Barmherzigkeit: Zu jenen zählten Unwissende zu lehren, Zweifelnden zu raten, Irrende zurechtweisen, Trauernde zu trösten, Unrecht zu ertragen, Beleidigungen zu verzeihen, für Lebende und Tote zu beten.
Und was bedeuten diese zweimal sieben Werke für die heutige Zeit? Nun, so Teuchgräber, man möge, zum Beispiel, einem Menschen sagen: "Du gehörst dazu!" In unserer Gesellschaft, in jeder Gemeinde, gebe es Menschen, wie Arbeitslose, Behinderte, Ausländer, die ausgegrenzt würden.
Weiterhin möge man sagen: "Ich höre dir zu!" In der Gegenwart fehle oftmals die Zeit, Hilfesuchenden zuzuhören. Dies sei gerade in der technisch perfekten Zeit hochmoderner Kommunikation wichtig.
Ein Weiteres ist: "Ich rede gut über dich!" Sicher, so der Regionaldekan, müsse man manchmal Kritik üben, Widerstand anmelden. Was aber oftmals fehle, sei die grundlegende Wertschätzung für den anderen.
Zu Barmherzigkeit in der heutigen Zeit gehöre des Weiteren: "Ich gehe ein Stück mit dir!" Vielen sei mit einem gutem Rat alleine nicht geholfen. Es brauche in der heutigen Zeit oftmals eine Anfangshilfe.
Das Signal könnte lauten: "Du schaffst das. Komm, ich helfe dir beim Anfangen."
Weiterhin umfassen die Werke der Barmherzigkeit auch das Teilen. Für Teuchgräber steht fest, dass es auch künftig keine automatische Gerechtigkeit auf Erden geben wird. Deshalb werde das Teilen von Geld und Gaben, von Möglichkeiten und Chancen in dieser Welt notwendig bleiben.
Beten für den anderen
Des Weiteren spricht er von Familien, Nachbarschaften und Vereinen als Stützen in der Gesellschaft. Es sollte daran gearbeitet werden, diese Strukturen nie abreißen zu lassen. Und letztendlich gehöre auch das Beten für den anderen dazu. Denn wer bete, erkenne ehrlich seine Grenzen und bleibe demütig. Gerade dort, wo Spannungen vorhanden seien, wo Worte manchmal nichts mehr auszurichten vermögen, gerade da sei das Beten für sich und füreinander wichtig und hilfreich.
Für Teuchgräber steht fest, dass, wenn jeder sein Gewissen erforsche und diese "sieben Werke der Barmherzigkeit für die Gegenwart" - unabhängig von Religion und Konfession - pflegen würde, die Welt um vieles besser werden könnte. Jeder, so meint er, könne einen guten Beitrag dafür leisten, indem er bei sich selbst anfange mit der Barmherzigkeit und darauf vertraue, dass auch Gott ihn barmherzig annehme.