Einst als Gemeinschaft stiftende Einrichtung gegründet, hat der Singvogel-Schutzverein Förtschwind inzwischen fast doppelt so viele Mitglieder wie der Ort Einwohner. Zu den Hauptaktivitäten gehören Bau und Pflege von Nistkästen.
Frühjahr 1958 im idyllischen, zwischen Zentbechhofen und Greuth gelegenen Dorf Förtschwind. Eine Gruppe Förtschwinder Bürger hat sich in der örtlichen Gastwirtschaft von Johann Bräunig versammelt. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: einen eigenen Verein gründen, der möglichst viele Ortsbewohner verbindet.
Nach dem Vorschlag von Hans Baumüller wurde am Abend des 19. April 1958 der Singvogel-Schutzverein Förtschwind aus der Taufe gehoben. Hans Baumüller wurde sodann auch zum Ersten Vorsitzenden gewählt und sollte dieses Amt 43 Jahre lang bekleiden. Der Verein, der damals von 26 Mitgliedern gegründet wurde, verfügt heute über 160 Mitglieder.
Bei einer Einwohnerzahl Förtschwinds von 90 Personen ist daher nicht abzustreiten, dass der Singvogel-Schutzverein weit über die Ortsgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt hat.
Die Öffentlichkeit sensibilisieren
Das Ziel des Vereins hat sich in all den Jahren nicht wesentlich verändert. Heute wie früher ist es den Mitgliedern ein Anliegen, die Singvögel zu hegen und zu pflegen, ihnen Nistgelegenheiten zu schaffen und die Öffentlichkeit mithilfe von Führungen durch die örtliche Flora und Fauna für das Thema Vogelschutz zu sensibilisieren.
Ganz wichtig war auch früher schon die Geselligkeit, die in keinem guten Verein fehlen darf. Johann Lunz, der von Anfang an dabei war, erinnert sich an die schon damals legendären Kartenabende: "Bei uns ging es immer locker zu beim Schafkopfrennen.
Einerseits hatten wir Spaß beim Spielen und gleichzeitig haben wir Geld für den Verein gewonnen - besser hätten wir es nicht machen können."
Auch Theater hätten sie früher an Weihnachten gespielt, um Geld in den Verein fließen zu lassen. Denn mit dem Jahresbeitrag von 1,20 DM konnte der Verein nicht gerade große Sprünge machen. Nichtsdestotrotz ist der Beitrag seit der Einführung des Euro nicht wirklich erhöht worden - einen Euro kostet die Mitgliedschaft nun pro Jahr. "Wir leben davon, dass Mitglieder auch einmal mehr geben, als sie eigentlich müssten", sagt Vereinsvorsitzender Stefan Arneth. Außerdem helfen zahlreiche Spenden dem Singvogel-Schutzverein dabei, sich zu finanzieren.
Der Höhepunkt im Vereinsjahr findet jeweils an Christi Himmelfahrt statt: Die Vogelstimmenwanderung. Seit dem Gründungsjahr 1958 wurde diese Tradition beibehalten.
Allerdings ging die Tour damals schon deutlich früher los, als es heute der Fall ist. 1958 zogen die damals 18 Teilnehmer schon morgens um zwei Uhr durch die Ortschaft. 1960 trafen sie sich am Vorabend im Wirtshaus, um gegen ein Uhr von dort aus aufzubrechen. Unter der Leitung des langjährigen Ehrenmitglieds Josef Dietz, der den Teilnehmern interessante Sachkenntnisse über Vogelstimmen mit auf den Weg geben konnte, entwickelte sich die Wanderung zu einer wahren Attraktion in der Umgebung, und die Teilnehmerzahl stieg bis auf 130.
Kooperation mit der Schule
Zu den Hauptaufgaben des Vereins zählt nach wie vor der Bau von Nistkästen. Viele Hunderte wurden seit der Gründung gebaut und hängen nun in den Wäldern rund um Förtschwind oder in den Gärten der Mitglieder.
In den 1960er Jahren gab es an der Zentbechhofener Schule sogar ein Projekt, bei dem die Kinder aus Brettern, die die Vereinsmitglieder lieferten, eigene Nistkästen basteln durften.
Natürlich verlangen die Kästen auch regelmäßige Pflege, der sich die Mitglieder aber gerne annehmen. Neben der Reinigung steht dann auch die Kontrolle an, welche Vogelart es sich in der Nistgelegenheit bequem gemacht hat. Neben Spatzen, Rotkehlchen, Schwalben und anderen Vögeln kommt es laut Vorsitzendem Arneth aber auch schon einmal vor, dass sich Fleder- oder Haselmäuse einnisten.
Um die vielfältigen Aufgaben des Vereins zu koordinieren, braucht es selbstverständlich einen engagierten Vorstand. 43 Jahre lang war Hans Baumüller der Ideengeber und Organisator und sorgte unter anderem dafür, dass der Verein zu dem wurde, was er heute ist.
2001 übernahm Stefan Arneth das Amt des Vorsitzenden und führt es bis heute mit großer Begeisterung aus.
Eine weitere Veränderung ereignete sich 2007, als die Vereinsgaststätte Bräunig, die dem Verein als Treffpunkt gedient hatte, geschlossen werden musste. Seitdem treffen sich die Mitglieder nun im Feuerwehrhaus und tauschen sich dort über ihre gefiederten Freunde aus.