Die "Heiligen" im Eilabach

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Die Überreste einer Marter 1973 am alten Kirchenweg von Eila
Die Überreste einer Marter 1973 am alten Kirchenweg von Eila
Bei der Wiederaufstellung 1986 am alten Standort (von links): G. Backer, Stefan und Thomas Gehring, das Ehepaar Scherbel als Besitzer, Bürgermeister Josef Wich und Kreisheimatpfleger Roland Graf
Bei der Wiederaufstellung 1986 am alten Standort (von links): G. Backer, Stefan und Thomas Gehring, das Ehepaar Scherbel als Besitzer, Bürgermeister Josef Wich und Kreisheimatpfleger Roland Graf
 
Mit den Einzelteilen aus dem Eilabach entstand wieder diese Marter. Foto: Archiv/Graf
Mit den Einzelteilen aus dem Eilabach entstand wieder diese Marter.  Foto: Archiv/Graf
 
 

Der ehemalige Kreisheimatpfleger Roland Graf hat zwei Martern bei Eila vor dem Vergessen bewahrt.

Wer heute die Flurdenkmallandschaft um die Ortschaft Eila betrachtet, der wird mit Freude feststellen, dass von den Martern und Kreuzen eine wohltuende Ausstrahlung ausgeht. Gepflegt und in einer guten Verfassung präsentieren sie sich dem Betrachter. Aber das war nicht immer so.
Denn vor 40 Jahren standen von den insgesamt sechs Sandsteinmartern aus dem 18. Jahrhundert nur noch zwei intakt im Ort. Die anderen lagen zertrümmert und unbeachtet am Boden. Ein besonders trauriges Bild bot sich am Eilabach. Um das Ufer vor Ausschwemmungen zu schützen, hatte man die Reste zweier Martern in die Böschung eingebaut. Mehrere Teile eines mit religiösen Darstellungen verzierten Aufsatzes ragten, von Treibholz und Unrat umgeben, aus dem schmalen Bachbett. Ein Anblick, der den damaligen Kreisheimatpfleger Roland Graf damals sehr berührte.
Die beiden Martern standen einst etwa 100 Meter vom Eilabach entfernt am alten Kirchen- und Leichenweg, der von Eila aus nach Rothenkirchen führte. Auf diesem Steig gingen die Vorfahren bei jedem Wetter in die katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus, um die heilige Messe zu besuchen. Hier geleitete man früher auch in langen Trauerzügen die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg zum Friedhof nach Rothenkirchen. Die religiösen Denkmäler waren dabei Gedenk- und Gebetsstationen.
Als der Kirchenweg nicht mehr begangen wurde, verödete er immer mehr, was dazu führte, dass die Martern in Vergessenheit gerieten. Niemand fühlte sich für sie zuständig. Sie standen nun inmitten einer großen Wiesenfläche. Ob sie damals bei der Landwirtschaft störten oder ob sie durch Witterungseinflüsse eingestürzt waren, konnte nicht mehr in Erfahrung gebracht werden. Was hätte es auch gebracht?
Um die historischen Fragmente nicht endgültig verschwinden zu lassen, grub Roland Graf die Steine 1974 aus dem Bachbett aus und nahm die zentnerschwere Last in seine Obhut. Schließlich musste erst geklärt werden, ob es überhaupt zu einer Restaurierung und Wiederaufstellung kommen würde. Denn alles war zu einer Frage der Finanzierung geworden, die noch völlig offen stand. Um die Transportkosten zu sparen, geschah der Abtransport im eigenen Auto.
Wie so oft begann der Papierkrieg mit den Behörden, von dem der Bürger in solchen Fällen nichts sieht, der aber notwendig ist, wenn man mit Kulturgütern arbeitet. Die Kostenvoranschläge gingen mit Anschreiben und der Bitte um eine Bezuschussung der Maßnahmen an die Marktgemeinde Pressig, an den Landkreis Kronach, an den Bezirk Oberfranken und an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Als sich nach geraumer Zeit herauskristallisierte, dass von allen angeschriebenen Stellen finanzielle Zuschüsse zu erwarten waren, kam es zur Erteilung der Aufträge an die Bildhauerwerkstätten Gehring und Schreiber. Die nicht unerhebliche Restsumme wurde durch Eigenleistungen erbracht.


Gelungene Restaurierung

Nach den gelungenen Restaurierungen stand die Festlegung der Standorte an. Dem Mitwirken und der Zustimmung der Familie Hans Scherbel in Eila ist es zu danken, dass die Martern an ihrem ursprünglichen Standplatz, am aufgelassenen Kirchenweg nach Rothenkirchen, errichtet werden durften. So stehen sie heute wieder inmitten der großen Wiesenfläche am Ortsausgang nach Pressig und erinnern mit der Lindengruppe und dem beeindruckenden und künstlerisch anspruchsvollen Wegkreuz an die Geschichte und Tradition von Eila.
Die Aufstellung der ersten Marter erfolgte im Jahre 1986. Bürgermeister von Pressig war damals Josef Wich. Die Aufstellung der zweiten Marter fand im Jahre 1990 statt. Als Bürgermeisternachfolger führte Georg Konrad die Geschicke der Marktgemeinde Pressig. Beiden gebührt Dank für die langjährige, fruchtbare und unbürokratische Zusammenarbeit mit dem Kreisheimatpfleger ebenso wie allen Bürgern sowie den Vereinen von Eila und Pressig für ihre Mitwirkung in der Erhaltung unserer heimischen Kulturlandschaft.