Für einige Branchen gibt es ab der kommenden Woche bereits Lockerungen der Einschränkungen in der Coronakrise. Friseurgeschäfte wie das von Tanja Bauer gehören nicht dazu. Sie hofft, dass es nun wirklich am 4. Mai wieder losgeht.
"Das ist ganz plötzlich über uns gekommen", sagt Tanja Bauer, wenn sie an den 21. März zurückdenkt - den Tag, an dem sie ihr Friseurgeschäft in Gestungshausen schließen musste. Von einem Tag zum nächsten befand sie sich in einer Art Zwangsurlaub. Ein Urlaub, der ihr jetzt gar nicht früh genug enden kann.
Viele Kunden hatten gehofft, schon ab dem 20. April wieder einen Termin bei Tanja Bauer vereinbaren zu können. Schließlich waren die Einschränkungen für den Alltag zunächst für den Zeitraum bis zum 19. April angekündigt worden. Sie selbst hatte da keine Hoffnung. Friseure, das war allgemeine Erwartung, würden nicht unter den Ersten sein, die wieder arbeiten dürfen.
Schon recht bald wurde auch seitens der Staatsregierung deutlich gemacht, dass mit dem 20. April bestenfalls mit ersten Lockerungen, nicht aber mit einem Ende der Einschränkungen gerechnet werden könne. Nun ist der 4. Mai der Termin, an dem Tanja Bauer, zusammen mit allen ihren Kollegen, voraussichtlich die Tür zu ihrem Salon wieder aufsperren und Kunden bedienen darf. "Seit meiner Lehrzeit habe ich bis heute nie so einen langen Urlaub gehabt", sagt sie. Als Selbstständige im eigenen Geschäft allein, erlaubt sie sich höchstens hier und da eine Woche, denn, wenn sie nicht arbeitet verdient sie auch kein Geld. Das ist jetzt schon seit dem 21. März so.
Bei Soforthilfe gezögert
Soforthilfe hat sie - wie viele ihrer Kollegen - zunächst nicht beantragt. Es herrschte Unklarheit, was denn unter dem Begriff Liquiditätsengpass zu verstehen ist und wie die Höhe der benötigten Hilfe errechnet werden sollte. Außerdem galt zu Beginn der staatlichen Förderangebote, dass zunächst Privatvermögen aufgebraucht werden müsse. Erst als das zurückgenommen wurde, und die Betroffenen nicht mehr fürchten mussten, ihre Rücklagen für die Altersversorgung abschmelzen zu müssen, wagten viele einen Antrag. Auch Tanja Bauer füllte das Onlineformular aus. Geld hat sie bisher nicht bekommen. Von Kollegen - alle sind über Whatsapp-Gruppen gut vernetzt - kennt sie keinen, der eine Zahlung erhalten hat.
Mittel werden knapp
Laufende Ausgaben bleiben aber. So müssen viele dann eben doch das Privatvermögen erst einmal einsetzen, um alles decken zu können. Wenn die Innung ihres Handwerks darauf hinweist, dass die Schwarzarbeit im Friseurberuf gerade blüht, hat Tanja Bauer daran keine Zweifel. "Wir haben für so etwas einen Blick, und wenn ich mich so umschaue, dann sehe ich schon viele, die eine professionelle Frisur haben", sagt sie. Auch bei ihr hatten Kunden nachgefragt, ob sie nicht trotz der Schließung einen Termin haben könnten. Doch da winkt Tanja Bauer ab: "Das Risiko ist viel zu groß", sagt sie.
Allerdings kann sie es jetzt kaum erwarten, endlich wieder arbeiten zu dürfen. "Ich mach' alles, was sie verlangen, Hauptsache, ich darf wieder aufmachen", sagt sie. Auflagen, das ist ihr klar, werden dazu gehören, wenn sie wieder öffnen darf. Schutzmasken hat sie sich schon besorgt. Was sonst noch gefordert wird, erfährt sie über die Innung und über die Unternehmen, von denen sie ihre Produkte bezieht. Wichtig ist da, dass die Informationen rechtzeitig kommen, damit Zeit für Vorkehrungen bleibt.
Kaum war bekannt geworden, dass nun der 4. beziehungsweise Dienstag, der 5. Mai, der ersehnte Tag sein soll, an dem die Friseure wieder öffnen werden, konnte sich Tanja Bauer kaum vor Terminanfragen retten. "Mein Telefon stand nicht mehr still, bis in die Nacht haben die Leute angerufen", erzählt sie. Nun hofft sie, dass es nicht eine weitere Verschiebung geben wird.