Die Geschichte hinterm Tresen

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Stadtheimatpfleger Christian Boseckert in der Regimentsstube des Rathauses vor den Ganzkörperportraits der Herzöge Johann Friedrich der Mittlere und Johann Wilhelm von Sachsen. Johann Friedrich war der Vater des späteren Herzogs Johann Casimir, der Coburg zur Residenz ausbaute. Johann Wilhelm von Sachsen verdanken die Coburger den Wochenmarkt am Mittwoch: Der Herzog erlaubte ihn 1567. Foto: Simone Bastian
Stadtheimatpfleger Christian Boseckert in der Regimentsstube des Rathauses vor den Ganzkörperportraits der Herzöge Johann Friedrich der Mittlere und Johann Wilhelm von Sachsen. Johann Friedrich war der Vater des späteren Herzogs Johann Casimir, der Coburg zur Residenz ausbaute. Johann Wilhelm von Sachsen verdanken die Coburger den Wochenmarkt am Mittwoch: Der Herzog erlaubte ihn 1567. Foto: Simone Bastian

Was tun, wenn verkaufsoffene Sonntage und andere Großveranstaltungen nicht zulässig sind? Das Coburger Citymanagement will die Coburger mit ungewöhnlichen Einblicken in Läden und Sehenswürdigkeiten locken.

Wer sind eigentlich die Männer, die da in der Regimentsstube von den Wänden schauen? Überhaupt: Was und wo ist die Regimentsstube? Die zweite Frage ist schnell beantwortet: Die Regimentsstube ist der Raum hinterm Rathausbalkon im ersten Stock. Sie dient in der Regel als kleiner Sitzungs- und Besprechungsraum. An ihren Wänden sind Coburger Herzöge abgebildet.

Wer nun auch wissen will, um wen es sich dabei handelt, sollte sich Karten für den 15. Oktober sichern: Da findet der erste "Coburger Abendspaziergang" statt; eine Veranstaltungsreihe, die Citymanagerin Andrea Kerby-Schindler entwickelt hat. Der "Abendspaziergang" vermittelt Blicke hinter die Kulissen von Geschäften, Gastronomiebetrieben und Orten der Stadtgeschichte.

Denn Großveranstaltungen, mit denen das Citymarketing Flaneure und Einkaufsbummler die Stadt locken könnte, sind in diesem Jahr wegen Corona schlicht nicht drin, sagt Andrea Kerby-Schindler und: "Der Einzelhandel ist für jede Marketing-Maßnahme dankbar", auch wenn sie, wie im Fall der Abendspaziergänge, nur jeweils 24 Teilnehmer erreichen kann. Vier Gruppen zu je sechs Personen werden bei einem Termin unterwegs sein und vier Stationen besuchen: Historische Gebäude und Plätze sowie inhabergeführte Handels- und Gastronomiebetriebe. Für den historischen Teil ist jeweils Stadtheimatpfleger Christian Boseckert zuständig, der die Geschichte von und Geschichten über viele Sehenswürdigkeiten kennt. "Die Coburger sollen ihre Stadt wieder schätzen und lieben lernen", sagt Kerby Schindler.

Stadtmarketing unter Corona-Bedingungen sei "anders, aber nicht unbedingt schlechter", sagt Hans-Herbert Hartan, als Zweiter Bürgermeister (CSU) zuständig für diesen Bereich. Eben weil vieles nicht gehe, wolle man "Bausteine" anbieten, wie die Abendspaziergänge. Ein anderer Baustein sind Girlanden und andere schmückende Elemente über den Gassen. Nach dem Steinweg und der Herrngasse hat nun auch die Steingasse ihre Hingucker: Hier flattern bunte Bänder neben Luftballons zwischen den Häuserzeilen.

Auch Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) zeigt sich überzeugt, dass die Abendspaziergänge ihr Fans finden werden. Schließlich würden sie Einblicke erlauben, die sonst kaum möglich sind. Wenn das Rathaus auf dem Programm steht, will Sauerteig auch sein Büro für Besichtigungen öffnen. "Bis dahin muss noch etwas aufgeräumt werden", sagt er und schmunzelt hinter der Corona-Maske.