Fernsehserie Das Musikduo "Wir sind Wir - Gitti und Frank", das 2009 den deutschen Vorentscheid zum "Alpen Grand Prix" gewonnen hatte, spielt in "Sedwitz" mit. Heute sind die beiden im TV zu sehen. Es geht um eine humorvolle Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit.
von unserem Mitarbeiter Stephan Stöckel
Kulmbach/Marktgraitz — Schon seit Tagen schwirrt Frank Herold eine Frage durch den Kopf: "Warum wurden wir eigentlich für die sechsteilige Fernsehserie Sedwitz ausgewählt?" Da fasst er sich ein Herz, schnappt sich den Telefonhörer, und am anderen Ende der Leitung meldet sich doch tatsächlich der Produktionsleiter: "Weil ihr aus Oberfranken seid und unsere Ost-West-Komödie an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Bayern und Thüringen spielt." Auf die Nachfrage, ob es auch am Gesang seiner Ehefrau gelegen habe, erwidert der Fernsehmensch: "Aber selbstverständlich!"
Ein Lob, das bei Brigitte Herold aus Marktgraitz runtergeht wie Öl. Mit ihrem Gatten bildet sie das Musikduo "Wir sind Wir - Gitti und Frank", das 2009 den deutschen Vorentscheid zum "Alpen Grand Prix" gewonnen hatte und beim darauffolgenden Finale in Meran unter die besten Zehn gelangte. Der Musikwettbewerb gilt neben dem "Eurovision Song Contest" als der bedeutendste Autorenwettbewerb in der Sparte Schlager und volkstümliche Musik.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte eine E-Mail, die die beiden Anfang Mai erhielten. Die Musiker staunten nicht schlecht, als sie eine Anfrage für eine Fernsehserie in der Hand hielten, die das Bayerische Fernsehen gemeinsam mit dem Mitteldeutschen Rundfunk dreht. Zunächst waren sie sich unschlüssig, ob sie teilnehmen sollten oder nicht. "Sind wir überhaupt reif für eine solche Geschichte?", fragte sich Frank Herold.
Nachdem sie bereits zwei Konzerte in der Nähe des Drehortes hatten, gaben sich die beiden einen Ruck: "Komm, das versuchen wir jetzt miteinander zu verbinden!", stupste Brigitte ihren Mann an.
Zusage kam am nächsten Tag
Gesagt, getan. Die Bewerbungsunterlagen wurden online verschickt, und schon einen Tag später flatterte die Zusage auf den PC der Herolds. Beim Drehtag Ende Mai im oberbayerischen Sauerlach zeigte der Frühling den Komparsen aus Markgraitz seine kalte Schulter. "Wir zitterten wie Espenlaub, doch der erlebnisreiche Drehtag entschädigte für das schlechte Wetter."
Aus dem Musikduo "Wir sind Wir - Gitti und Frank" hatte das Drehbuch die "Zwei Dröselthaler" gemacht. "Auf einem Volksfest mussten wir passend zur Serie, die in den 80-er Jahren spielt, Lieder aus diesem Jahrzehnt von "Abba", "Nena" und der "Münchner Freiheit" interpretieren. Da es in der Komödie bunt zugeht, durften wir unsere Faschingsklamotten anziehen", erinnert sich Frank Herold.
Immer wieder ertönte an diesem Tag das Wort "Klappe!". Bis zu 20 Mal wurde aus einer bestimmten Perspektive gedreht, ehe dann eine andere Richtung an der Reihe war. Ob Maskenbildnerin, Tontechniker oder Regisseur - ständig wuselte irgendjemand um sie herum. "Als Komparse kann man so richtig ermessen, wie viel Arbeit und Engagement hinter einem Filmdreh steckt. Für eine zehnminütige Szene brauchte das rund 50-köpfige Team neun Stunden. Ein sechsstündiges Konzert ist nicht so nervenaufreibend, wie zehn Minuten Film in den Kasten zu bekommen", schildert und kommentiert Frank Herold die Erlebnisse.
Seine Frau gibt zu, am Lampenfieber erkrankt gewesen zu sein. "Normalerweise kann ich "I Have A Dream" von Abba im Schlaf singen. Aber an diesem Tag versang ich mich bei den drei Riesenkameras vor lauter Aufregung."
Musste die Szene wiederholt werden? "Nein, da ich natürlich rüberkommen sollte. Außerdem wird ja hinterher geschnitten und dabei das Malheur entfernt."
Erst "Tannbach" im ZDF, jetzt "Sedwitz" in der ARD - was halten die Marktgraitzer Musiker vom Trend, die Teilung Deutschlands anhand von geteilten Orten in Nordbayern filmisch aufzuarbeiten? "Wir finden es gut. Es ist wichtig, jungen Leuten, die nach der Wende geboren wurden, einen Einblick in die deutsch-deutsche Geschichte zu geben", meint Frank Herold und seine Frau nickt ihm zu.
Erfahrungen in der DDR
Sie hat ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der Teilung Deutschlands gemacht. "Ich habe Verwandtschaft im Osten Deutschlands. Schon als vierjähriges Kind war ich zu Besuch in der DDR." Langwierige Grenzkontrollen mit grimmigen Beamten und die Mangelwirtschaft im sozialistischen Teil Deutschlands sind ihr in Erinnerung geblieben. Und ein persönliches Erlebnis: "Meine Cousine aus Spremberg hatte mir meine roten Plateauschuhe abgeluchst, die ich so liebte."
"Wir können es kaum erwarten, das fertige Produkt zu sehen", fiebern die beiden dem Ausstrahlungstermin am heutigen Donnerstag entgegen. Noch spielt die Musik im Leben von Brigitte und Frank Herold die erste Geige. Die beiden würden es sich allerdings zutrauen, auch einmal eine richtige Rolle zu spielen. "Auf der Musikbühne ist man in gewisser Weise ein Schauspieler, wenn man mit Gestik und Mimik arbeitet. Texte muss man als Musiker und als Schauspieler auswendig lernen", sagt Brigitte Herold.
Dass es dazu einmal kommen könnte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, schließlich hat der Produktionsleiter im Gespräch mit Frank Herold ein Hintertürchen offengelassen: "Sedwitz ist eine offene Serie. Wenn die Einschaltquote passt, dann wird weitergedreht."
Die Herolds hoffen, wieder als die "2 Dröselthaler" mit von der Partie zu sein. Ob nur mit Gesang oder erstmals auch in einer Sprechrolle, das wäre ihnen egal...