Der Salzburger Lump - als Musicus des Fürstbischofs in Bamberg?

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Rudolf Görtler Einen Fidget Spinner lässt Martin Neubauer kreisen, als er auf die Bühne des Altstadthauses tritt. Das ist ein Spielzeug, vollkommen sinn- un...

Rudolf Görtler

Einen Fidget Spinner lässt Martin Neubauer kreisen, als er auf die Bühne des Altstadthauses tritt. Das ist ein Spielzeug, vollkommen sinn- und nutzlos, in der nächsten Saison vergessen. Jedoch: Sind nicht auch der Impresario des Brentano-Theaters und sein Maestro Heiko Triebener, im Brotberuf Solotubist der Bamberger Symphoniker, irgendwie Spinner?
Nein, liebenswert versponnen vielleicht, ganz abgesehen von der englischen Bedeutung des Worts "spin". In ihrem aktuellen Programm "Bambageno und die Zaubertuba" haben sich die beiden Mozarts Singspiel "Die Zauberflöte" angenommen, natürlich in einer minimalistischen Version und mit einer eigenen Mythologie. Und so tritt nach der "kleinen Nachtmusik" auf Triebeners Tuba ein "Oberse-cretarius Wanzer" auf, der an seinen Fürstbischof einen Brief diktiert, servil und "hochachtungsüberquellendst". Darin geht es um den "besagten Musicus Wolfi Mozart", der sich nach seinem Hinauswurf am Salzburger Hof in Bamberg beworben habe. Wanzer mit weißer Perücke und im knielangen Rokoko-Frack äußert Zweifel, "ob's für Bamberg langt".


Fürzet wie ein Rhinozeros

Dann taucht ein Brief des Genies auf, in dem es in bekannter Diktion vor allem über die Tuba herzieht - die erst 1835, lange nach des Komponisten Ableben, erfunden worden ist. Es "fürzet wie ein Rhinozeros", berichtet er dem "lieben Weiblein", es sei ein "dumpf brummender Zauberkessel", die Zauberflöte habe "Fett angesetzet und Stimmbruch erlitten". Später schreibt der Secretarius noch einen Brief, in dem er sich als ein richtiger Opportunist offenbart.
Das ist alles nicht so wichtig, nur der Rahmen für musikalische und literarische Spielereien. Dabei kann es nicht schaden, mit dem Inhalt von Mozarts/Schikaneders Geniestreich von 1791 vertraut zu sein bzw. die Melodien der Arien im Ohr zu haben. Ist besser, steigert den Genuss, muss aber nicht. Denn einerseits kennt man vieles, andererseits bleibt die Bewunderung für Heiko Triebeners Fähigkeiten im Arrangieren sowie seine Fingerfertigkeit ("Rondo alla turca") an den Ventilen des klobigen Instruments. Musikalische Scherze inklusive, wie zu Mozarts Komposition eine Melange aus Frankenlied und Bierzeltgesang ("Die Gaaß") zu kredenzen. Als Papageno/Prinz Tamino tritt Neubauer auf und singt mit überraschend kräftigem Organ Sarastros "Die Strahlen der Sonne ...".
Nach der Pause wird's dann Mozart ad libitum. Allerhand Skurriles hat Neubauer ausgegraben, wie man es von ihm gewohnt ist, zwei Gedichte ("Dreck, Dreck, o Dreck"), Herbert Rosendorfers "Eine Begegnung im Park" oder ein Karl-Valentin-Schmankerl. Und Triebener brilliert dazu mit der "Champagner-Arie", mit den Ouvertüren zu "Figaros Hochzeit" und der "Entführung aus dem Serail". "Der Salzburger Lump"? Ist der Entwurf eines Lustspiels von Wolfgang Amadeus Mozart. Bambageno im Ganzen? Ein großer Spaß mit Niveau.