Friesen —  Zum Jubiläum "150 Jahre Krieger- und Soldatenkameradschaft Friesen" sollte über Pfingsten ein richtig großes Fest stattfinden. Dann machte die Corona-Pandemie diese Pläne zunichte. Gezeigt wird aber die vom 18. Oktober bis 29. November geplante Ausstellung "Die Hölle kann auch nicht schlimmer sein" in der Dorfscheune Friesen, und vorgestellt wird das Buch "Denkmal heißt Denk mal" von Georg Schneider.

"Mein Traum war schon immer eine Ausstellung", erklärte Kassenverwalterin Heidi Hansen schon im Frühjahr. Und diese Ausstellung wird nun Wirklichkeit. Der frühere Schulrat Georg Schneider recherchierte zu wichtigen Punkten wie dem Kriegerdenkmal und hatte viele Ideen. Das gesammelte Material war zu umfangreich und zu wertvoll, um nur in einer Festschrift präsentiert zu werden, erklärte Heidi Hansen. So entstand ein Buch, das über das Projekt "Demokratie leben" mit 3570 Euro gefördert werden konnte.

"Wir müssen heraus aus der rechten Ecke", erklärte Heidi Hansen mit Nachdruck. Dies sollte auch mit dem Jubiläum deutlich werden. Oft würden die Kriegervereine als Verherrlicher des Krieges, Pfleger des Militarismus dargestellt. Dabei halfen diese vor allem heimkehrenden Kameraden, auch finanziell, und den Witwen der Gefallenen, erklärte Georg Schneider. Zudem ging es um die Pflege des Andenkens an die Gefallenen.

In Friesen erfolgte bereits im August letzten Jahres ein Aufruf, nach alten Unterlagen für Chronik und Ausstellung zu suchen: Fotos ab 1870 mit Bezug zu den Friesener Soldaten, Fotos aus den Weltkriegen, Feldpostbriefe und anderes. Gesucht wurden auch Bilder zu einem Theaterstück. Es kam einiges zusammen.

In dem Buch geht es darum, wie aus einfachen Soldaten "denkmalwürdige Helden" wurden. Hier klärt Georg Schneider, in welchem geschichtlichen Rahmen diese Kriegerdenkmäler entstanden. Ausgangspunkt ist König Ludwig II., der nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 für die Gefallenen in jeder Pfarrei Gedenktafeln initiierte. Aus Friesen war allerdings nur einer an Typhus gestorben. Letztlich zogen so die "Helden" in den kirchlichen Raum ein. Die Zurückkehrenden aus Friesen schlossen sich zusammen zu einem Kriegerverein, der sich stark ins Ortsgeschehen einbrachte. Er war bei der Fronleichnamsprozession und gerade im Kirchenleben präsent.

Ein Pfarrer gegen die Nazis

Im folgenden Kapitel geht es darum, wie das Denkmal den sakralen Raum verlässt und ein eigenes Ehrenmal entsteht. In Deutschland gab es nach dem 1. Weltkrieg eine regelrechte Denkmalwelle. Ein Friesener Steinmetz arbeitete mit dem Künstler zusammen. Ausführlich wird die Einweihungsfeier beschrieben. Dazu gehörte auch die Aufführung eines Schauspiels "Deutsch ist der Rhein, deutsch ist mein Herz".

Georg Schneider erinnert an eine Auseinandersetzung der Nazis mit dem damaligen Ortsgeistlichen. Kirche und Denkmal waren in den 1920er Jahren noch eine Einheit. Pfarrer Gartloff war Ehrenmitglied der Krieger. Die NSDAP in Friesen wollte das Gedenken trennen. Der Pfarrer sollte in der Kirche seine Messe halten, die Leute zum Kriegerdenkmal führen und dann weggehen. Dies machte der Geistliche aber nicht mit und setzte sich durch. "Die NSDAP wird für eine Stunde katholisch", heißt dieses Kapitel.

Insgesamt ein Buch, das viele Aspekte der Geschichte des Kriegervereins anspricht. Für die Ausstellung in der Dorfscheune wurde der letzte noch lebende Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg interviewt. Dieser half damals als Marinesoldat, Flüchtlinge über die Ostsee in Sicherheit zu bringen.

Es kommen auch letzte Zeitzeugen in Tonaufnahmen zu Wort, die etwa den Marsch der jüdischen Zwangsarbeiterinnen durch den Ort beobachteten. Es werden Schicksale erzählt wie die jener Eltern, die nach Wallenfels gingen, um den bereits eingezogenen Sohn heimzuholen - unter der großen Gefahr, erschossen zu werden. Diese Schicksale sollen verdeutlichen, dass der Krieg nicht nur an der Front stattfand, sondern sich auch Dramen zu Hause abspielten. Es sind Tonaufnahmen mit dem 1927 geborenen Ehrenmitglied Ludwig Lang (Soldat bei der Marine) zu hören. Mit 15 Jahren sollte das heutige Ehrenmitglied Heinrich Fischer-Weiß eingezogen werden, doch er flüchtete.

Das vergessene Kriegerdenkmal

Weitere Interviewaufnahmen mit Rita Schütz (geboren 1936), Gregor Kaiser (geboren 1937), Elsa Jakob (geboren 1930) und Walter Geigerhilk (geboren 1937) sind Teil der Ausstellung. Zu hören sind auch Beiträge von Georg Schneider und Jürgen Jakob, von Josef Geiger und von den Geistlichen Thomas Teuchgräber und Sven Raube.

Sehenswert auch die bildlichen und textlichen Exponate, zum Beispiel ein Feldpostbrief, den Adolf Geiger (Vater von Rechtsanwalt Josef Geiger) von seinem Nachbarn Fritz Fischer-Kilian erhielt. Im Brief steht, dass alles überhaupt keinen Sinn mehr mache. Ein stark vergrößertes Original und die lesbare "Übersetzung" werden präsentiert. Restauriert wurde von Bernhard Geiger ein in Vergessenheit geratenes Kriegerdenkmal aus Holz: zwei Tafeln links und rechts, in der Mitte der heilige Michael, welcher im Dorfmuseum stand. Es lag irgendwo in der Kirche.