Das Virus neben dem Virus

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Der Kronacher Arzt Horst-Peter Wittmann rät zur Grippeimpfung. Foto: Marco Meißner
Der Kronacher Arzt Horst-Peter Wittmann rät zur Grippeimpfung. Foto: Marco Meißner

Während alle über einen Corona-Impfstoff reden, sollte die Grippeimpfung nicht unter den Tisch fallen. Warum sie wichtig ist - gerade in Zeiten der Pandemie - erklärt Matthias Georgi vom Kronacher Gesundheitsamt.

Herbstzeit ist Grippezeit: In diesen Tagen trudelt der schützende Impfstoff bei den Ärzten im Landkreis Kronach ein. In einer Phase, in der viele Menschen auf ein Mittel gegen das Corona-Virus warten und eine Überschneidung von Corona- und Grippe-Infektion fürchten, stellen sich die Frage nach dem Sinn der Grippe-Impfung. Matthias Georgi, stellvertretender Sachgebietsleiter am Kronacher Gesundheitsamt beantwortet sie unserer Zeitung. 1. Wann beginnt die Grippe-Impfzeit?

"Die jährliche Influenzawelle hat in Deutschland in den vergangenen Jahren meist nach der Jahreswende begonnen", erklärt Georgi. Nach der Impfung dauert es zehn bis 14 Tage, bis der Schutz vollständig aufgebaut ist. "Um rechtzeitig geschützt zu sein, wird deshalb empfohlen, sich im Oktober oder November impfen zu lassen." Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt werden, kann es laut Georgi auch im Dezember und selbst zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen. Schließlich ist nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern wird.

2. Wie lange hält die Wirkung der Impfung an?

Die Dauer der Immunität betrage laut Fachinformationen in der Regel sechs bis zwölf Monate, stellt Georgi fest. Innerhalb einer Saison sei also keine Auffrischimpfung notwendig.

3. Stehen ausreichende Mengen an Impfstoff zur Verfügung?

Georgi meint, dass die Veränderung der Versorgung gut zu überprüfen sei, denn das Paul-Ehrlich-Institut informiert auf seiner Webseite (www.pei.de/influenza-impfstoffe) kontinuierlich über die in Deutschland freigegebenen Dosen an Influenza-Impfstoffen. 4. Wer sollte sich sinnvollerweise impfen lassen, wer nicht?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Influenzaimpfung für:

• alle Personen ab 60 Jahre

• alle Schwangeren ab dem zweiten Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Trimenon (ein Trimenon entspricht etwa drei Monaten der Schwangerschaft; Anm. d. Red.)

• Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie zum Beispiel chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten)

• Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen

• Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können.

Auch eine Frage des Berufs

Geimpft werden sollten im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos außerdem Personen mit erhöhter Gefährdung (medizinisches Personal etc.), in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr oder die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können. Ebenso geimpft werden sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden).

5. Wie verträglich ist die Impfung?

"Der saisonale Influenza-Impfstoff ist in der Regel gut verträglich", so Georgi. "In Folge der natürlichen Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff kann es bei der Impfung mit dem Totimpfstoff - wie bei anderen Impfungen auch - vorübergehend zu Lokalreaktionen (leichte Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Impfstelle) kommen. Der Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Influenzaviren kann eine verstopfte oder laufende Nase auslösen. Unabhängig vom Impfstoff treten gelegentlich vorübergehend Allgemeinsymptome wie bei einer Erkältung auf. In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab."

6. Heuer geht zusätzlich Corona um: Macht die Impfung da umso mehr Sinn, um das Immunsystem zusätzlich anzuregen, oder sind das zwei Paar Schuhe?

"Die Gruppen, die ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben, sind bei Influenza und COVID-19 sehr ähnlich: insbesondere ältere Menschen ab 60 Jahren und Menschen mit Grunderkrankungen", stellt Georgi fest. Diesen Menschen werde auch eine Influenza-Impfung empfohlen. Die Impfquoten seien jedoch seit Jahren zu niedrig. Gerade im Rahmen der COVID-19-Pandemie sei eine hohe Influenza-Impfquote bei Risikogruppen essenziell, um in der Grippewelle schwere Influenza-Verläufe zu verhindern und Engpässe in Krankenhäusern zu vermeiden.

7. Welche Ärzte/Einrichtungen nehmen die Impfung vor?

Eine Grippeimpfung kann grundsätzlich von jeder Ärztin oder jedem Arzt durchgeführt werden, wie Georgi erklärt. Ebenso bieten einige Arbeitgeber eine Impfung im Betrieb an. "Achten Sie auf die Hinweise der zuständigen Betriebsärztinnen und -ärzte", rät er. Die Fragen stellte Marco Meißner