Das Theater mit der Liebe

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Der Spielclub Jugend des E.T.A.-Hoffmann-Theaters Foto: privat
Der Spielclub Jugend des E.T.A.-Hoffmann-Theaters  Foto: privat

Das 13. Treffen der Bayrischen Jugendtheaterclubs in Bamberg zeigt Stücke, die Jugendliche entwickelt haben - und verrät viel über die Lebenswirklichkeit junger Menschen

Wenn man Jugendliche heute fragt, was sie in ihrem Alltag beschäftigt, erhält man sicher andere Antworten als noch vor 20 oder 30 Jahren. Der Klimawandel - natürlich, der Massenkonsum, die Massenmedien... Andererseits gibt es die Themen - und sie bleiben bestehen - , die Menschen zwischen 14 und 18 heute beschäftigen und vor 100 wie vor 1000 Jahren beschäftigt haben. Zuerst denkt man an das Wichtigste: die Liebe.

Fünf von zwölf Jugendtheaterclubs, die ab Mittwoch zum 13. Treffen Bayrischer Jugendtheaterclubs ans Bamberger E.T.A-Hoffmann-Theater kommen, beschäftigen sich in ihren Produktionen mit dem schönsten und schlimmsten aller Gefühle. "Liebe ist ..." heißt das Stück des Bamberger Spielclubs Jugend. 14 Jugendliche probieren sich im Club unter der Leitung von Theaterpädagogin Saskia Botzner und Ensemblemitglied Paul Maximilian Pira an allen Elementen des Theaters.

Das geht bei der Stückentwicklung los, die nicht von der Regie vorgegeben wird. Dass es sich um Liebe drehen würde, sei schnell klar gewesen, erklärt Botzner. "Dann geht es darum, zu dem Thema frei zu assoziieren. Was beschäftigt uns?" So schälte sich heraus, dass Liebe nicht nur Romantik bedeutet, sondern auch: Freundschaft, Eifersucht, Treue und sehr viel mehr.

Zu diesen Themen begann der Club dann in Kleingruppen mit der Improvisation. "Bei manchen Improvisationen haben wir gleich gesagt: Toll, das muss mit ins Stück", so Botzner. Auf diese Art entsteht ein Gerüst, das wiederum mit fehlenden Aspekten ergänzt wird, Figuren und in sich abgeschlossene Szenen entstehen. Zum Beispiel ein Blick in eine Gruppe, in der Menschen Selbstliebe lernen oder ins Private, wo Menschen sich zum Kinobesuch schick machen. "Nachdem der Improvisationsprozess abgeschlossen ist, gibt es ein Textbuch, eine feste Fassung, mit der wir dann weiterarbeiten."

"Superoffen und superlieb"

Eine Teilnehmerin des Clubs, die zum ersten Mal an einer solchen Stückentwicklung teilnahm, erinnert sich, wie leicht ihr das Improvisieren fiel. "Alle waren superoffen und superlieb. Man improvisiert dann gleich schon beim Vorstellen. Dadurch wird man so mitgerissen." Im Stück "Liebe ist ...", das sie als eine Collage beschreibt, bekleidet das Mädchen nun gleich drei Rollen.

Für alle Stücke des Treffens, die im großen E.T.A.-Haus zu sehen sind, gibt es Tickets im freien Verkauf. Daneben ist das Festival vor allem aber auch eine Möglichkeit, sich mit Kollegen zu treffen und auszutauschen. Nach jeder Aufführung finden sich sowohl Leiter als auch Schauspieler zu einer Diskussion zusammen, in der das Gesehene noch einmal auseinandergenommen wird.

Es ist freilich nicht nur die Liebe, die die jugendlichen Dramateams umtreibt. Der Gosther Jugendtheaterclub aus Nürnberg beschäftigt sich in "Take. Make. Waste" beispielsweise mit Fragen des Konsums und des Verzichts. Das Publikum ist aufgefordert, ungeliebte, aber schöne, Kleidungsstücke und Gegenstände zur Tauschbörse mitzubringen.

"VerQuer" ist das Motto

Die Jugend des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz hingegen beschäftigt sich in ihrer Produktion mit einer großen Künstlerin: Frida Kahlo (Samstag, 20. Juli). In einer selbstverfassten Collage nähern sich die Schauspieler Szene für Szene der mexikanischen Malerin an.

Durch die Art und Weise, wie die Clubs arbeiten, bieten die Stücke am Ende nicht nur Einblicke in Themen, sondern auch in die Lebenswelten von jungen Menschen 2019. Die Gruppen sind grundsätzlich offen für alle und beziehen ihre Teilnehmer nicht nur in das Schreiben, sondern auch in die Regie mit ein. "Alle dürfen mitentscheiden", sagt Botzner, "schließlich sollen sich auch alle wohlfühlen, mit dem, was auf der Bühne passiert."

Das Treffen der Jugendtheaterclubs dauert vom 18. bis 21. Juli, das Motto lautet "VerQuer". Dazu passend findet am Freitag, 19. Juli, im großen Haus eine Podiumsdiskussion statt. Die Dramaturgin und Theaterpädagogin Kristina Stang diskutiert mit Dominik Beck (SPDqueer) und Wolfgang Metzner (Dritter Bürgermeister) über Fragen der sexuellen Diversität im Jugendtheater.