In Deutschland gilt die sogenannte situative Winterreifenpflicht: Bei winterlichen Straßenverhältnissen dürfen nur Reifen mit dem "Alpine" oder "M+S"-Symbol gefahren werden. Der Sommer ist dann "out".
Michael Busch
Es ist der Klassiker: Der erste Schnee, die ersten glatten Straßen und schon steigen die Unfallzahlen nach oben. Die Polizei und die Feuerwehren im Landkreis Erlangen-Höchstadt mussten seit Kälteeinbruch einige Male ausrücken, um "Eisopfern" zu helfen.
Jetzt mag ein jeder sagen, das ist doch bekannt, warum ist das Jahr für Jahr Thema in den Medien. Vermutlich, weil es immer wieder Fahrer gibt, die sich nicht für den aufziehenden Winter Rüsten. Die zum Beispiel mit Sommerreifen unterwegs sind und meinen, dass die noch genug Profil haben, um auch den Winter zu überstehen.
Von O bis O
Ein fataler Gedankengang, sagt Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht und Bundesminister a. D.: "Sommerreifen werden schon bei niedrigen Plusgraden hart und verlieren damit die Bodenhaftung." Er empfiehlt die Faustregel für den Reifenwechsel "Von O bis O". Also von Ostern bis Oktober Sommerreifen und dann wird gewechselt.
Winterreifen haben eine elastischere Gummimischung, weshalb sie schon bei herbstlichen Außentemperaturen von etwa sieben Grad bessere Fahreigenschaften zeigen. Ein Grund, warum auch Wolfgang Gerstberger, 1. Vorsitzender der Verkehrswacht Herzogenaurach, seine Reifen schon gewechselt hat. Allerdings von Ganzwetterreifen auf Winterreifen. Der Herzogenauracher schließt sich der Aussage des Präsidenten an. Bodewig sagt: "Auch wenn es ein Mehraufwand ist, sollte jeder seine Bereifung saisonal wechseln. Ganzjahresreifen werden zwar immer beliebter, doch bleiben sie ein Sicherheitskompromiss."
Vieles hängt am Fahrstil
Gerstberger weist allerdings auf einen weiteren wichtigen Aspekt hin. "Die Sicherheitssysteme und damit auch die Reifen sind nur ein Teil, die Fahrweise muss natürlich auch passen." er sagt: "Die Physik lässt sich halt nicht überlisten." Die Bodenhaftung von Autoreifen und infolge auch ihr Fahr- und Bremsverhalten wird durch die Außentemperatur beeinflusst. Um optimale Fahreigenschaften zu erhalten und somit die Fahrsicherheit zu erhöhen, muss die Gummimischung der Reifen im Winter andere Kriterien erfüllen als in den Sommermonaten. Darum ist ein saisonaler Wechsel der Reifen empfohlen.
Durchgängig beachtet werden sollte allerdings eine rücksichtsvolle Fahrweise. Vorausschauend, wie Gerstberger meint. "Und mit den Fehlern anderer rechnen." Dies, die richtige Gummimischung und die ausreichende Profiltiefe sind wichtig. Mindestens vier Millimeter sind empfohlen, auch wenn der gesetzliche Grenzwert bei 1,6 Millimetern liegt. Und wenn dann die Reifen auch nicht über sechs Jahren alt sind, kann fast nichts mehr passieren. Fast, denn der Fahrer hat keine spezielle Winterausrüstung.