Die Landesbaudirektion kann in Ebern einziehen. Der Bürgermeister händigte am Freitag symbolisch den Rathausschlüssel an Behördenleiter Johannes Nolte aus.
Bisher hat er dies nur am 11.11. zum Faschingsauftakt zelebriert - und dann auch nur auf spaßige Weise. Am Freitag allerdings wurde es ernst: Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) hat am Freitagvormittag den Rathausschlüssel abgegeben. In Empfang nahm diesen Johannes Nolte, Chef der Landesbaudirektion, dessen Behörde derzeit noch in Nürnberg arbeitet, aber Schritt für Schritt nach
Ebern ausgelagert wird.
Dass das Rathaus nun von jemandem anderen "regiert" wird, wurde daran deutlich, dass Nolte als "neuer Hausherr" die Gäste willkommen hieß. Umbaumaßnahmen, um für die "Vorhut" der Landesbaudirektion Arbeitsbedingungen zu schaffen, sind im vollen Gang.
Gerhard Eck (CSU) , Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium, würdigte das Engagement von Landrat Wilhelm Schneider: "Ihm ist es eine Herzensangelegenheit, die Kommunen in seinem Landkreis zu stärken." Manche könnten Entscheidungen der
Politik nicht verstehen, räumte er ein. Ein Mosaikstein der Politik im Freistaat sei es, so verkündete der Politiker, dass keine der Regionen vernachlässigt werden soll." Egal wo man in Bayern wohne, überall solle man gleiche Chancen haben. "Die ländliche Region wird bei uns nicht abgehängt, dass sage ich mit Stolz."
Hochqualifizierte Arbeitsplätze
Man sei, gestand er ein, heute mehr denn je gefordert, dass junge Menschen in ländlichen Regionen ihre Zukunft sehen können. Deshalb sei es erforderlich, hier hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. Mit der Behördenverlagerung wolle man einen Schritt in diese Richtung tun.
Ebern sei in den letzten Jahrzehnten wegen übergeordneter Entscheidungen in Schwierigkeiten geraten. "Dabei denke ich an den ganz großen Apparat Bundeswehr, an den Abzug des Amtsgerichts und des Forstamtes.
Das muss eine Stadt erst einmal wegstecken." Die Staatsregierung habe aus ihrer Verantwortung heraus die Verlagerung der Landesbaudirektion nach Ebern beschlossen, um hier, wie auch in anderen gleichartigen Regionen, die Kommunen und Landkreise zu stärken.
"In Ebern werden in dieser Behörde zwischen 100 und 120 Mitarbeiter tätig sein", sagte Eck. Dank sagte der Staatssekretär dem Behördenleiter Johannes Nolte, der seine funktionierende Behörde nun umstrukturieren, die Verlagerung nach Ebern bewältigen müsse.
Freude und Genugtuung war den Worten von Landrat Wilhelm Schneider anzuhören, auch wenn er einräumte, dass die Behördenverlagerung nach Ebern für die Mitarbeiter der Behörde Probleme bringe.
"Wir laden sie zu uns in den Landkreis ganz herzlich ein und ich bin sicher, dass jemand, der einige Jahre da war, überzeugt ist, einen richtigen Schritt getan zu haben."
Der Landrat sagte Unterstützung zu, um zusammen mit der Stadt Ebern der Landesbaudirektion baldestmöglich in der Stadt gute Bedingungen zu bieten, auch was einen Um- oder Neubau betreffe.
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) schloss sich dem Willkommensgruß des Landrates an. "Die Behördenverlagerung ist eine der vielen Kompensationsmöglichkeiten für die vielen Abzüge von Behörden und der Bundeswehr aus Ebern."
Es sei eine gute Entscheidung der Stadt Ebern gewesen, dass sie das Areal der Bundeswehr übernommen habe, weil sich dort viele Gewerbebetriebe angesiedelt haben. Das habe sich alles positiv entwickelt. "Ich freue mich, dass die Entscheidung, die Landbaudirektion nach Ebern zu verlagern, so gefallen ist.
Es war auch im Landkreis nie die Frage, dass sie woanders hinkommt, was ich als große Solidarität des Landkreises gegenüber unserer Stadt sehe."
Die Standortfrage
Die zu erwartenden Arbeitsplätze würden die Region ungemein stärken. "Damit haben wir neben dem industriellen Bereich weitere qualifizierte Arbeitsplätze, damit unsere Jugend, die zum Studium die Stadt verlassen hat, auch in ihrer Heimat qualifizierte Arbeitsplätze findet." Wo letztlich die Landesbaudirektion ihr Domizil finden wird, wurde trotz Nachfragen nicht gesagt. Man befinde sich in der "Findungsphase", sagte der Staatssekretär. Der Leiter der Landesbaudirektion, Johannes Nolte, würde einen Standort innerhalb der Stadtmauern favorisieren. "Wir wollen mittendrin sein, wir wollen wahrgenommen werden", sagte er zum Thema.
Auch Bürgermeister Hennemann ließ sich nicht aus der Reserve locken: "Wir haben einige Vorschläge gemacht, aber mit Eigentümern bisher noch nicht gesprochen", sagte er. Er übergab an Staatssekretär Gerhard Eck symbolisch einen alten Schlüssel und an Johannes Nolte den "echten Schlüssel" für das historische Rathaus.