Das Pflaster im Wandel der Zeit

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Hinten die Glass'sche Brauerei, vorne ein Friseur, davor Pflaster. Die Aufnahme aus dem Familienbesitz von Helmut Glaß ist nicht datiert.
Hinten die Glass'sche Brauerei, vorne ein Friseur, davor Pflaster. Die Aufnahme aus dem Familienbesitz von Helmut Glaß ist nicht datiert.
Pflaster liegt dort auch heute: Der hintere Bereich wurde mit gesägten Steinen belegt und ist damit barrierefrei. Fotos: privat, bp
Pflaster liegt dort auch heute: Der hintere Bereich wurde mit gesägten Steinen belegt und ist damit barrierefrei.  Fotos: privat, bp
 

Am Übergang vom Marktplatz in den Steinweg, dort wo einst eine Brücke über den Stadtgraben führte, wurde neu gepflastert. Nicht mehr historisch und rau, sondern geschliffen und angenehm begehbar ist der Belag geworden.

bernhard Panzer Keine Frage, dass man in einer kleinen Straße, die sich Steinweg nennt, auch Steine vorfinden sollte. So ist der im Herzen der Stadt gelegene Steinweg seit jeher, möchte man meinen, mit Pflaster belegt. Asphalt findet man dort nicht. Zumindest nicht am Übergang am Ende des Marktplatzes. Weiter hinten, zur Hinteren Gasse hin, ist freilich asphaltiert.

Pflaster hat man auch nach dem neusten Umbau wieder gewählt, wenn auch ein anderes als bisher. In den vergangenen Wochen war der Bereich zwischen Bäckerei Römmelt und Gasthaus Glass aufgegraben worden, weil eine Kanalauswechslung anstand. Tiefe Löcher wurden gebuddelt, von der Straße war nichts mehr übrig. Stattdessen stießen die Bagger, wie berichtet, auf Reste einer Brücke, die einst über den Stadtgraben in den Altstadtkern geführt hat.

Kein Hindernis mehr

Jetzt liegt neues Pflaster dort. Beileibe kein Kopfsteinpflaster mehr, das für den ein oder anderen schon ein echtes Hindernis bildete. Früher waren es vor allem die Damen, die schimpften, weil die Absätze der hochhackigen Schuhe gerne zwischen den Pflastersteinen hängen blieben und brachen. In der Neuzeit haben sich die Probleme verändert, die Argumente sind ernster geworden. Denn sowohl für alle, die einen Kinderwagen schoben, als auch für Rollstuhlfahrer und in den vergangenen Jahren auch vermehrt Rollator-Nutzer ist solch grobes Pflaster nicht einfach wenn sogar überhaupt nicht zu begehen.

Und deshalb hat sich auch der städtische Behindertenbeauftragte Wolfgang Jörg wiederholt stark gemacht, dass bei Neupflasterungen auf Komfort geachtet wird. Das will bedeuten, dass jetzt gesägtes Pflaster verwendet wird, das keine Hürde mehr darstellt, sondern eben zu begehen oder befahren ist. Und ein solches hat man auch im Steinweg verlegt.

Altes Foto

Die Zeiten des mittelalterlich anmutenden Pflasters sind also vorbei, ein Sinneswandel ist auch bei den Verantwortlichen der Stadt eingetreten. Noch bei der Sanierung der Fußgängerzone hatte man auf historisches Pflaster Wert gelegt. Jetzt hätte der ein oder andere es am liebsten weg. Mit dem neuen Belag im Steinweg sind sicher alle Seiten zufrieden. Und der Steinweg ist ein solcher geblieben, wenn auch nur an dem einen Ende.

Helmut Glaß hat im Familienarchiv gekramt und ein Foto vom Steinweg gefunden. Damals firmierte die Gaststätte Glass noch als Glass'sche Brauerei. Und im Haus davor, wo heute das Fotostudio ist, war ein Friseur. Und das Pflaster vor der Tür war ein etwas raueres als das heutige. Also als das, das jetzt neu verlegt wurde - geschliffen und fein.