Das Fräulein und das Genie

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Pablo Picasso (Stephan Bach) und das Fräulein Fischer tun hier recht vertraut. Foto: Werner Lorenz
Pablo Picasso (Stephan Bach) und das Fräulein Fischer tun hier recht vertraut.  Foto: Werner Lorenz

Das "Theater im Gärtnerviertel" thematisiert mit seinem Zweipersonenstück "Ein Picasso" ein Spiel um Kunst und Macht.

Rudolf Görtler

Wer überhaupt nichts mit bildender Kunst anfangen kann, wem kein Künstler einfällt, der kennt doch einen Namen: Pablo Picasso (gest. 1973). Der Spanier, der die meiste Zeit seines Lebens in Frankreich lebte, ist geradezu die Verkörperung des Künstlers im 20. Jahrhundert, des ewigen Avantgardisten, verehrt, geliebt und gehasst.
Eine solche Figur darzustellen ist schwierig und für ihn neu, sagt der Bamberger Schauspieler Stephan Bach. Eine Herausforderung auch für seine Partnerin Ursula Gumbsch in dem Zweipersonenstück "Ein Picasso", das vom "Theater im Gärtnerviertel" ab dem 12. Oktober inszeniert wird. Geschrieben hat es der in Deutschland eher unbekannte New Yorker Autor Jeffrey Hatcher. In seiner Heimat ist er jedoch ein gefragter Bühnen- und Filmautor, der u. a. für die Serie "Columbo" Drehbücher verfasst hat. "Ein Picasso" ist 2005 entstanden, die deutsche Erstaufführung fand erst im vergangenen Jahr in Stuttgart statt.
Der Titel ist absichtlich mehrdeutig. "Ein Picasso" kann sich auf die historische Figur beziehen oder auch auf ein Werk dieser Figur. "Ein Picasso" wurde z. B. im Jahr 2015 für 159 Millionen Euro verkauft. Jedoch spielt das Stück im Jahr 1941 in Paris. Geschildert wird ein fiktives Treffen zwischen dem Künstler und einem Fräulein Fischer. Diese junge Dame mit bildungsbürgerlichem Hintergrund hat sich den Nazis verdingt, um ihrer Familie zu helfen. Picasso wird am Tag vor seinem 60. Geburtstag in einen Laden "gebeten", wo nun ein verbaler Zweikampf mit Fräulein Fischer im Dienst des Reichskulturministeriums startet. Der Künstler soll drei seiner offiziell verpönten Gemälde für eine Ausstellung verifizieren.
Es geht um Kunst und Macht, um Mut und Wegducken. Der historische Picasso lebte während der deutschen Besetzung Paris' in der inneren Emigration, war nach dem Krieg Friedensaktivist und Kommunist. Aber auch Frl. Fischer ist eine ambivalente Figur, die Fragen provoziert, etwa nach der Gnade der späten Geburt. Im Hintergrund denkt man auch an Kunstraub durch die Nazis oder an die Gurlitt-Affäre.
Gespielt wird im Geschäft "Mode macht Mut", das soziotherapeutischen Anspruch hat. Etwa 60 Zuschauer sitzen vor der Bühne - dem Ladentresen. Regie führt Marsha Cox, für die Kostüme sorgt Aline Joers. Olga Seehafer hat das Geschäft bereits mit verfremdeten Porträts von Picassos Frauen dekoriert. Denn das Genie war auch ein Mann, der die Frauen liebte und brauchte.