Bürgermeisterin wurde Hacking-Opfer

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Gisela Bauer
Gisela Bauer

Hiltpoltstein — Erst als sie selbst Opfer geworden war, hatte Gisela Bauer den Hackerangriff auf die Telekom realisiert. Die Bürgermeisterin von Hiltpoltste...

Hiltpoltstein — Erst als sie selbst Opfer geworden war, hatte Gisela Bauer den Hackerangriff auf die Telekom realisiert. Die Bürgermeisterin von Hiltpoltstein war nachts aus dem Urlaub zurückgekommen, hatte noch in ihrem Heimatdorf Möchs die Feier zum Christbaumaufstellen und Besuch von ihrem erwachsene Sohn. Deshalb blieb der PC zunächst aus.
Am Montag schaltete sie dann wie gewohnt ihren Computer ein, um die eingegangene Post zu bearbeiten. Doch sie erhielt keine Internetverbindung. Also unternahm sie die üblichen Versuche, steckte den Router aus, ließ ein paar Minuten vergehen, drückte auf Reset und probierte ihr Glück, wiederholte das ganze mehrere Male. Vergeblich.
"Ich dachte zunächst an Probleme beim Breitbandausbau", sagte Gisela Bauer. Doch dies war nicht der Grund für ihre Probleme, wie ein Anruf bei der Telekom ergab. Um Näheres zu erfahren, hätte sie 45 Minuten in der Warteschleife verbringen müssen. Zeit, die sie nicht hatte. Schnell packte sie ihren Laptop und fuhr damit nach Gräfenberg ins Verwaltungsgebäude. Dort ist ein zweites Modem, so dass sie ihren PC anschließen und bis 18.30 Uhr die dringendsten Amtsgeschäfte erledigen konnte. Nur blieb mit dem Internet auch das Telefon stumm. Einige Bürger fragten schon ärgerlich, ob die Bürgermeisterin überhaupt nicht mehr erreichbar sei. Wer anrief, erhielt das Besetztzeichen als Antwort. Manche besprachen den Anrufbeantworter und Gisela Bauer versuchte übers Handy mit den Bürgern Kontakt aufzunehmen. Nach vier Tagen funktionierte es wieder.
Zwei Tage lang hatte die Bürgermeisterin Internet und Telefonanschluss, dann ging das Spiel von vorne los. Wie in den vergangenen Tagen packte sie ihren Laptop und arbeitete von der VG aus die wichtigsten Schreiben durch. Seit Sonntag funktioniert alles wieder normal. "Ich hätte das nie gedacht und hatte nie schlechte Erfahrungen damit gemacht", sagte Bauer über das Arbeiten im Netz. "Mir ist absolut klar, dass ein guter Hacker anstellen kann, was man sich gar nicht vorstellen kann. Mehr, als nur einige Tage nicht ins Internet zu können", meinte die Bürgermeisterin.
Als Pressesprecherin von Kabel Deutschland ist das kein unbekanntes Metier für sie. Der Hacker-Angriff war Bauers Meinung nach wohl eher ein Spielchen für den, der dafür verantwortlich war. Der Telekom macht sie keinen Vorwurf. "Das kann bei jedem Anbieter passieren", sagt Bauer, wohlwissend, wie anfällig die Systeme sind. Man könne alle hacken.
Auch Robert Sappert-Ernst, Geschäftsführer der Firma Consato in Forchheim, einer Firma für IT Service und Sicherheit, bestätigt das. In jedem Gerät gebe es wahrscheinlich eine Sicherheitslücke. "Wer sie kennt, kann angreifen", sagt Sappert-Ernst. "Ich mache mir viel mehr Gedanken über den Datenschutz", erklärte Bauer die Lehre, die sie daraus zog. Jeder Hacker könne alles über jede Person herausfinden. Sie selbst machte deshalb nie alles übers Internet. Familiäres war immer tabu. Doch sie erkannte auch, wie sehr man vom Internet abhängig ist. "Das ganze Leben funktioniert übers Internet", weiß die Gemeindechefin und wird sehr nachdenklich bei den Überlegungen, dass Firmen den Server nicht mehr zu Hause haben, sondern alles über Clouds ablaufe, weil es günstiger ist. "Man macht sich abhängig", ergänzt Bauer und steht dem oft angewendeten Outsourcing skeptisch gegenüber. Auch hier erfährt sie Zustimmung des IT-Experten Sappert-Ernst. Den Server außer Haus zu haben, mache es komplizierter und damit auch anfälliger.