Vor 50 Jahren wurde die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg gegründet. Seitdem hat der Verein wesentlich dazu beigetragen, die Bedeutung historischer Architektur ins Bewusstsein zu rücken.
                           
          
           
   
               Marion Krüger-Hundrup      Das neueste Projekt der Schutzgemeinschaft Alt Bamberg e.V. ist ein zeitgemäßes Geschenk, nämlich eine kostenlose Internetseite ohne Anmeldung und ohne Werbung. Unter www.denkmal-bamberg.de öffnet sich ein interaktiver Stadtplan Bambergs mit allen denkmalgeschützten Objekten. Wer auf ein rot markiertes Objekt klickt, bekommt es als Foto inklusive Kurztext auf sein Smartphone oder seinen Computer. 
       
"Work-in-Progress-Projekt" nennen die Vereinsvorstände Jörg Händler und Ingo Schmitt den Weg bis zum Ziel: Was bislang lediglich grau markiert, also noch ohne Foto und Text versehen ist, soll nach und nach rot und vollständig werden. Mal ein wenig mehr, manchmal mit einer Geschichte, je nachdem, was eines der knapp 2000 Denkmäler in der Altstadt hergibt.
Die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg krönt mit diesem Internetprogramm ihren 50. Geburtstag, den sie mit einem Festakt gefeiert hat. Aber ohne einen Schlusspunkt zu setzen hinter eine Fülle an Aktivitäten in fünf Jahrzehnten. Im Gegenteil: "Es kommt ständig irgendetwas hinzu, wo wir gefragt sind." Und außerdem sei die Schutzgemeinschaft als Bürgerverein heutzutage "wichtiger als vor 50 Jahren", meinen Jörg Händler und Ingo Schmitt. "Denn das Engagement des einzelnen Bürgers für die Denkmalpflege wird ausgeblutet." Das einst so gerühmte "Bamberger Modell" existiere nur noch auf dem Papier, die Fördermittel seien weg. 
     Gemeinschaft, die sich einmischt  
Da versteht sich die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg mit ihren 330 Mitgliedern durchaus als Stachel im Fleisch der Stadtverwaltung. Sie erhebt die Stimme, wenn es etwa darum geht, Fehlentwicklungen zu stoppen oder Instandsetzungen zu beeinflussen. Die Vorstände führen als jüngste Beispiele das Quartier an der Stadtmauer an, dessen ursprüngliche Pläne als Citypassage ohne den vehementen Widerspruch der Schutzgemeinschaft zu einem Desaster geführt hätten. "Jetzt passt alles", versichern die beiden Herren.
Auch das, was jetzt an den Unteren Mühlen entstehe, "ist verträglich". Es sei der Schutzgemeinschaft zu verdanken, dass dort nicht ein historisierender Hotelneubau stehen werde. Dabei sei es generell ein Anliegen des Vereins, die Stadtentwicklung in einem erträglichen Maß mitzugestalten und in der Verdichtung von Bebauung den Gebietscharakter zu erhalten. Da stünden etliche Herausforderungen an, sagen die Vorstände und listen auf: Muna, Bahnhofsvorplatz, Lagarde-Kaserne, Rahmenplan Hain, Atrium oder Bahn-Ausbau. Auf jeden Fall werde die Schutzgemeinschaft die Geschicke Bambergs weiter kritisch und konstruktiv begleiten.
Wer mit offenen Augen durch Bamberg spaziert, kommt an vielen Gebäuden und Kulturdenkmälern vorbei, die in ihrem Erhalt oder in ihrer Instandsetzung der Schutzgemeinschaft zu verdanken sind. Das beginnt bei der Sicherung des originalen "Apfelweibla"-Türknaufs, der Aufnahme der vom Abriss bedrohten Villa Wassermann in die Denkmalliste sowie dem erfolgreichen Kampf für den Erhalt des ehemaligen Hotels Deutsches Haus und endet noch lange nicht bei der Rettung der ehemaligen Nähseidenfabrik für die Umgestaltung zur Synagoge oder der Sanierung des Delfinbrunnens im Michaelsberger Terrassengarten. 
     Gründung nach Leserbrief  
Jörg Händler und Ingo Schmitt sind sich sicher, dass die Altstadt von Bamberg ihren Status als Unesco-Weltkulturerbe auch dem Wirken des Vereins und dem Engagement der damals tätigen Personen zu verdanken hat. Die beiden Vorstände erinnern besonders an denjenigen, der vor 50 Jahren den Anstoß zur Gründung der Schutzgemeinschaft gab: An den Bamberger Antiquitätenhändler Werner Hottelmann. In einem flammenden Leserbrief im Fränkischen Tag vom 23. März 1968 hatte er sich gegen die Stadtväter mit ihren Zerstörungsaktionen gewandt, die Bamberg einer baulichen Schönheit nach der anderen beraubten. Letzter Anlass für diese Klage Hottelmanns war das Schicksal des Hauses zum Marienbild am Fuße des Kaulbergs.