Bramberg erlebt Bombenhagel

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Eine Familie bewahrt diesen verkohlten Balken einer 1945 niedergebrannten Scheune bis heute auf.
Eine Familie bewahrt diesen verkohlten Balken einer 1945 niedergebrannten Scheune bis heute auf.
Ein Bild aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, das die Bramberger Hauptstraße zeigt. Dort wurden etliche Gebäude bei dem Bombenangriff vor 75 Jahren und bei der anschließenden Feuersbrunst zerstört. Im Hintergrund erkennt man die Burgruine. Fotos: privat/Repros Wolfgang Heppt
Ein Bild aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, das die Bramberger Hauptstraße zeigt. Dort wurden etliche Gebäude bei dem Bombenangriff vor 75 Jahren und bei der anschließenden Feuersbrunst zerstört. Im Hintergrund erkennt man die Burgruine. Fotos: privat/Repros Wolfgang Heppt
 
Eines der zerstörten Anwesen am Ortsrand von Bramberg
Eines der zerstörten Anwesen am Ortsrand von Bramberg
 
Der Fund einer nicht explodierten Sprengbombe in einem Stall versetzte die Bramberger 1965 nochmals in Angst und Schrecken. 35 Jahre später wurde ein weiterer Blindgänger im Dorf entdeckt. Beide konnten von Sprengkommandos entschärft werden. Foto: Archiv/Repro eki
Der Fund einer nicht explodierten Sprengbombe in einem Stall versetzte die Bramberger 1965 nochmals in Angst und Schrecken. 35 Jahre später wurde ein weiterer Blindgänger im Dorf entdeckt. Beide konnten von Sprengkommandos entschärft werden.  Foto: Archiv/Repro eki
 

Alle im heutigen Stadtteil von Ebern hofften auf Frieden, doch einmarschierende Amerikaner legten Teile des Dorfes in Schutt und Asche. Die Leistung beim Wiederaufbau erfüllt die Bewohner bis heute mit Stolz.

Eckehard Kiesewetter Bramberg — Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs wurden für viele Menschen auf dem Land erst im Jahr 1945 Realität. Plötzlich fand der Krieg, den deutsche Truppen jahrelang über halb Europa entfesselt hatten, vor der eigenen Haustüre statt. Mit all seiner Wucht und Grausamkeit! Am Mittwoch, 11. April 1945, wurde Bramberg, damals ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel, Opfer eines verheerenden Luftangriffes.

Zwischen Hoffen und Bangen

Der Krieg war verloren, das war allen klar; die alliierten Truppen waren weit vorgerückt. Der Rundfunk berichtete darüber und immer öfter sah man deren Aufklärungsflugzeuge am Himmel. Niemand wusste, was die Zukunft bringen würde. Viele der Männer aus dem 185-Seelen-Dorf waren eingezogen worden. Ungewiss war, wie es ihnen zuletzt ergangen sein mochte. Die Leute sehnten die Zeit herbei, da der Alptraum ein Ende haben und endlich wieder Normalität einkehren würde.

Trotz der Ungewissheit suchte man, das Leben "normal" weiterzuführen. Man hatte die Fastenzeit hinter sich gebracht und vor wenigen Tagen Ostern gefeiert, das Fest der Auferstehung und des Siegs über den Tod. Ein Mut machendes Fest. Nun bestimmte wieder die Arbeit auf dem Hof und im Wald den Alltag. Da passierte es! Gerade als viele Leute zu Mittag essen wollten. Noch Jahrzehnte später wussten manche Leute genau, was es zu essen gab. Spinat und Kartoffeln oder Gemüseeintopf.

Mit Artillerie und Jagdbombern

Am Himmel erschienen Aufklärungsflugzeuge. Das bedeutet nichts Gutes, wusste ein Kriegsveteran am Dorfplatz. Also flüchtete man in die Keller. Bald schon muss das Getöse draußen ohrenbetäubend gewesen sein. Amerikanische Truppen, die aus Richtung Ebern vorgerückt waren, setzten den Wald unter Artilleriebeschuss. Grund für den Angriff: Die GIs vermuteten, dass sich deutsche Soldaten im Dorf, in den Wäldern und an der Burgruine verschanzt hatten. Sie fürchteten einen Hinterhalt. Also setzten sie ihre Waffen ein!

Binnen kurzer Zeit muss ein großes Waldstück von der Abteilung Hardt bis hinauf zur Ruine in Flammen gestanden haben; im Dorf wurde Sturm geläutet. Wenig später tauchten Jagdbomber auf. Brand- und Sprengbomben prasselten hernieder. Für die Kinder von damals, inzwischen längst im Seniorenalter, traumatische Ereignisse: zusammengekauert im Keller, Radau von Beschuss und Flammen über sich, Todesängste, weinende Geschwister und verzweifelte Eltern.

Eine Familie verschanzte sich unter einer Wohnungstreppe, weil sie den Keller unter der Scheune nicht mehr erreichen konnte. Sie brannte bereits lichterloh. Zwei Männer, einer mit Kind auf dem Arm, flüchteten sich in den Sulzenbach. Insgesamt soll es drei Anflüge der Bomber gegeben haben, wobei der dritte der schlimmste war.

Die Bilanz war verheerend: Ein Gärtner und junger Familienvater wurde getötet, zwei weitere Ortsbewohner wurden schwer verwundet, andere trugen leichtere Blessuren davon. Sechs Wohnhäuser, 16 Scheunen, Ställe, Hallen und Schuppen wurden ein Raub der Flammen. Viele Häuser wurden stark beschädigt. Kirche und Forsthaus gehörten zu den wenigen Gebäuden, die unversehrt blieben. Viele Tiere verbrannten oder irrten im Wald umher.

Beherzte Bramberger eilten zum Feuerwehrhaus, während amerikanische Panzerspähwagen im Dorf auftauchten, um nach deutschen Soldaten zu suchen. Die GIs verhinderten Löschversuche, indem sie die Feuerwehrschläuche konfiszierten. Also mussten die Bewohner das Inferno mit Eimern bekämpfen. Auch wurden aus dem benachbarten Jesserndorf herbeieilende Helfer abgewiesen, weil der Feuerwehrkommandant seine Uniform mit Hakenkreuz und den Stahlhelm trug. Die Leute mussten umkehren, um Zivilkleidung anzuziehen. Die Amerikaner, die keinen Wehrmachtssoldaten mehr im Dorf fanden, zogen ab. Bramberg hatten sie binnen Stunden in ein Trümmerfeld verwandelt.

Heute berichten Senioren, dass sie und ihre Familien noch mehrere Tage in Felsenkellern ausharrten, aus Angst vor einem neuerlichen Angriff. Eine ältere Frau mit Lungenentzündung legte man tagsüber auf eine Wiese in die Sonne. Sie hat überlebt. Viele Tiere mussten damals notgeschlachtet werden. Fleisch stand deshalb jetzt häufiger auf dem Speiseplan. So verfügte man über wertvolle Schinken, die später gegen Baumaterialien eingetauscht werden konnten.