Viele Landwirte betreiben Direktvermarktung im Nebenerwerb wie die Familie Engelhardt aus Kunreuth. Dabei hat der "Schnapsbartel" mit seinen Birnen eine begehrte Frucht und Vorteile gegenüber dem Ausland.
Die Birnen sind nach wie vor begehrt. Nur gab es hier in der Fränkischen so gut wie keine Birnbäume, weiß Norbert Engelhardt. Als "Schnapsbartel" ist der Direktvermarkter aus Kunreuth bekannt und die Birne seit Jahrzehnten sein Hauptobst. Wenn die Leute früher in den Urlaub nach Italien fuhren, brachten sie sich die Williams Birne mit. Als Essfrucht. Später kam die Birne aus Italien in den deutschen Handel. Dann begannen auch die Baumschulen in der Fränkischen Schweiz, die Williams-Birnbäume zu züchten. Engelhardt kaufte sich diese Bäume und baute sie auf seinen Flächen an.
Die Fränkische Schweiz hat für die Williamsbirne einen entscheidenden Vorteil: "Wir können sie hier länger reifen lassen", sagt Norbert Engelhardt über die vorteilhafte Lage. In Italien müsse die Frucht früher vom Baum, wenn sie im Geschäft noch frisch sein soll. Denn ganz so einfach ist es mit der Birne nicht. "Sie hält sich nicht lange und muss nach zehn bis vierzehn Tagen verarbeitet werden", weiß Engelhardt.
Schnaps seit 1965
Er und seine Vorfahren brennen seit 1965 Birnenschnaps, den begehrten Williams-Christ-Schnaps. Und hier liegt ein weiterer Vorteil verborgen. "Je länger die Frucht reifen kann, desto besser ist der Schnaps", sagt Engelhardt. Seit 1903 hat die Familie die Brennerei. Das Haus war das Forst- und Jägerhaus derer von Egloffstein, die es dann wohl an Norbert Engelhardts Vorfahren verkauften.
Nahezu alle Landwirte waren im Prinzip schon immer Direktvermarkter, weiß Werner Nützel, der Geschäftsführer der Bauernverband-Kreisstelle in Forchheim. Die Ware wurde einfach verkauft. Vor allem die Kartoffeln waren nach dem Zweiten Weltkrieg sehr begehrt. "Da wurden die Kartoffel zentnerweise in der Stadt verkauft. Die Bauern sind damit hausieren gegangen. In den 70ern ist das langsam eingeschlafen. Zum einen wollten die Haushalte diese Mengen nicht mehr abnehmen, zum anderen bekamen sie es im Supermarkt billiger. Der Trend kam ganz zum Erliegen", sagt Nützel.
Und die ganzen Vorschriften haben es den Landwirten schwer gemacht, ihre Ware zu verkaufen. "Der Direktvermarkter ist Lebensmittelerzeuger und unterliegt den Gesetzgebungen", erklärt Nützel. Eine 39-seitige Broschüre hält er in der Hand, in der sämtliche einzuhaltenden Rechtsvorschriften aufgelistet sind. So müssen die Landwirte sich im Handwerksrecht auskennen, das Infektionsschutzgesetz oder die Lebensmittel und Futterverordnungen kennen. Im Vergleich zu früher gibt es weniger Direktvermarkter. Teils weil die Landwirte aufgegeben haben, teils wegen der Vorschriften.
Die verbliebenen Direktvermarkter vermarkten entweder ein Produkt, die Mehrheit allerdings ist mit vielen Produkten breit aufgestellt. Das hat auch Familie Engelhardt versucht. "Wir haben uns früher schon überlegt, was man aus Äpfeln alles machen kann", verrät Markus Engelhardt, der den Obstanbau der Eltern im Nebenerwerb weiterführt. Aus ehemals zehn Hektar Anbau bewirtschaftet Markus Engelhardt im Nebenerwerb nun drei Hektar Obst. Dazu gehören Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Reineclauden, Äpfel - und eben die Williamsbirne.
Auflagen "von allen Seiten"
"Man muss sich breit aufstellen, doch wenn man das im großen Stil machen möchte, muss man bauliche Maßnahmen ausführen", sagt Markus Engelhardt. "Aber wir sind von allen Seiten eingezwängt. Jedes Amt kommt und gibt Vorschriften, wenn man sich entwickeln möchte. Scheinbar hat jeder den Eindruck, der Landwirt werde gleich zu einer Privatmolkerei", ärgert sich Norbert Engelhardt.