Bauernverbands-Spitze antwortet auf "Vorwürfe am Rande der Legalität"

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Ein beinahe allmächtiger Bauernverband (BBV). Funktionäre, die sich die Taschen voller Geld stopfen. Projekte, die im stillen Kämmerlein ausgehandelt werden...

Ein beinahe allmächtiger Bauernverband (BBV). Funktionäre, die sich die Taschen voller Geld stopfen. Projekte, die im stillen Kämmerlein ausgehandelt werden. Für BBV-Kreisobmann Erwin Schwarz und seinen Stellvertreter Klaus Siegelin ist das Bild, das Windpark-Kritiker Helmut Schiffner von ihnen und ihrem Verband zeichnet eine Frechheit. Im Gespräch mit unserer Zeitung klopfen sie die einzelnen Vorwürfe ab.

Durch den Windpark Hain-Ost wurde ein Waldgebiet zunichte gemacht.
Klaus Siegelin, der das Projekt mit weiteren Anliegern auf den Weg gebracht hat, hält den Zugangsweg zu den Windkraftanlagen nicht für eine Verwüstung der Natur. Vielmehr sei ein solcher Zugang von den Waldbesitzern seit langem gewünscht und früher schon vom Forstamt angestrebt worden. "Wir haben von Anfang an herausgestellt: Egal wie viele Räder kommen werden, wir wollen einen Waldweg von Wildenberg bis Gärtenroth", erklärt der Landwirt. "Wenn ich ein Waldgebiet erschließe, dann mache ich es doch nicht kaputt!", unterstreicht Erwin Schwarz. Bisher sei es völlig unmöglich gewesen, dieses Gebiet mit modernem Gerät zu bewirtschaften. Und was den Flächenverbrauch betrifft, seien die 2,5 Hektar für alle Räder weniger als die Fläche für den neuen Hagebaumarkt in Kronach.

Der Bauernverband hat die Kritiker in der Diskussion ausgeschlossen.
Es habe in den Mitteilungsblättern gestanden und es sei in den Zeitungen zu lesen gewesen, dass es frühzeitig eine Informationsveranstaltung gegeben habe. Alles sei ganz öffentlich abgelaufen, stellt Siegelin fest. Als vor Ort die Suche nach Personen begonnen habe, die das Projekt für die Bevölkerung federführend begleiten wollen, hätten sich nur er und eine weitere Grundstückseigentümerin zu Wort gemeldet. Schwarz fügt hinzu, dass das Vorhaben ja schon lange vor der Realisierung in der Öffentlichkeit diskutiert worden sei. "Warum geht dann keiner zu seinem Gemeinderat und sagt, ,ich habe was dagegen‘, bevor das Projekt genehmigt wird?" Siegelin legt Wert darauf, dass jeder, der sich aktiv um Informationen gekümmert habe, Auskunft von ihm erhalten habe. Bei Abstimmungen in der Frühphase habe niemand gegen das Projekt gestimmt. Im weiteren Prozess sei der Bauernverband dann gar nicht mehr eingebunden gewesen.

Der BBV hat ein Drohszenario für den Fall aufgebaut, dass der Windpark abgelehnt wird.
"Ich habe mich zum Thema Windpark mit niemandem eingelassen, weil ich gar nicht betroffen bin", sagt Schwarz. Und in laufende Bauvorhaben mische er sich gegenüber einer Behörde prinzipiell nicht ein. Siegelin betont, dass er die zuständige Person im Landratsamt bis vor Kurzem nicht einmal gekannt habe. Auch gegenüber den Verbandsmitgliedern und der Bevölkerung habe niemand Druck ausgeübt. Eine Spaltung in der Bürgerschaft machen aber auch die beiden BBV-Vertreter aus. Doch sie sehen Schiffner als Quelle dieser Entwicklung. "Wenn ich ständig die Leute aufhetze, dann kriege ich auch so eine Spaltung hin", sagt Siegelin.
Die BBV-Kreisspitze hat die Bevölkerung auf Spur gebracht und dafür abkassiert.
Für Schwarz sind das unzumutbare Aussagen am Rande der Legalität. "Die Vorwürfe, die Schiffner macht, sind allesamt aus der Luft gegriffen." Bislang habe man den Kritiker einfach reden lassen, weil die beiden BBV-Funktionäre mittlerweile genervt von der ihrer Ansicht nach unsachlichen Dauerdebatte sind. Doch Siegelin stellt auch fest, dass man sich inzwischen über rechtliche Schritte Gedanken macht. Das Verhalten des Kritikers sei rufschädigend.

Die Windräder sind überdimensioniert.
Schwarz widerspricht der Behauptung, anfangs sei in viel kleineren Dimensionen gedacht worden. Es sei immer von einer Gesamthöhe der Anlagen von 200 Metern ausgegangen worden. "Und wenn beispielsweise von einer Gemeinde ein Industriegebiet ausgewiesen wird, dann wundere ich mich nachher doch auch nicht, wenn dort Industriehallen errichtet werden." Wenn ein solches Projekt also grundsätzlich nicht gewünscht war, dann hätte nach Ansicht von Schwarz auch die Politik früher Flagge zeigen müssen, statt die Ausweisung von Windkraftflächen hinzunehmen. mrm