Bauernverband protestiert gegen Forderungen von Lidl

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Vertreter des Bauernverbandes kamen, um im Haßfurter Lidl-Markt ihren Fragenkatalog zu übergeben. Von links: Kreisbäuerin Sieglinde Fackelmann (Kreisverband Schweinfurt), Kreisobmann Konrad Klein (Schweinfurt), Kreisbäuerin Cäcilie Werner (Kreisverband Haßberge) und Kreisobmann Klaus Merkel (Haßberge). Foto: Peter Schmieder
Vertreter des Bauernverbandes kamen, um im Haßfurter Lidl-Markt ihren Fragenkatalog zu übergeben. Von links: Kreisbäuerin Sieglinde Fackelmann (Kreisverband Schweinfurt), Kreisobmann Konrad Klein (Schweinfurt), Kreisbäuerin Cäcilie Werner (Kreisverband Haßberge) und Kreisobmann Klaus Merkel (Haßberge).  Foto: Peter Schmieder

Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) haben einer Mitarbeiterin des Lidl-Marktes in Haßfurt einen Katalog mit kritischen Fragen überreicht. Auslös...

Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) haben einer Mitarbeiterin des Lidl-Marktes in Haßfurt einen Katalog mit kritischen Fragen überreicht. Auslöser dafür waren Forderungen, die die Discounter-Kette an Lieferanten von Milchprodukten stellt. Diese waren bei den Milchbauern auf Unverständnis gestoßen, wie der Bauernverband mitteilt.
"Der erste Satz sagt eigentlich alles. Mehr bräuchte man nicht", sagt Konrad Klein, der Kreisobmann des Bauernverbandes für den Landkreis Schweinfurt. "Der Lieferant - Molkerei beziehungsweise Käserei - sorgt dafür, dass die Rohmilch aus landwirtschaftlichen Betrieben stammt, die auf Basis aktueller gesetzlicher Standards arbeiten", lautet dieser erste Satz. Aus Sicht der Landwirte ist diese Kernforderung akzeptabel, doch die Liste an Forderungen von Lidl geht weiter.
Unter anderem ist darin zu lesen, dass der vorbeugende Einsatz von Antibiotika zu vermeiden ist. "Das wird doch sowieso gemacht", betont Klaus Merkel, Kreisobmann für den Landkreis Haßberge. Dass eine solche Formulierung dennoch in dem Text zu finden ist, wirkt auf die Bauern, als wolle ihnen der Konzern von oben herab ihren eigenen Beruf erklären. An anderen Stellen enthält der Text Forderungen, die aus Sicht der Bauern stark überzogen sind.
So fordert Lidl, "dass die Klauen der Milchkühe regelmäßig fachgerecht gepflegt werden und hierüber Nachweise geführt werden." Merkel meint hierzu: "Die Klauen werden natürlich gepflegt." Doch der zusätzliche Aufwand einer Dokumentation sei zu viel. "Optimale Leistung steht im Zusammenhang mit optimaler Haltung", sagt er.
So sei den Landwirten die Gesundheit der Tiere ohnehin wichtig. Die Vertreter des Bauernverbands berichten, dass es auch Lehrstühle gibt, die sich mit der richtigen Fütterung von Tieren beschäftigen. "Und da stellen sie es so dar, als ob wir erst mal alle eine Fortbildung machen müssten."


Zuerst den Milchpreis erhöhen

Besonders sauer stößt den Bauern das Schreiben von Lidl vor dem Hintergrund der niedrigen Milchpreise auf. "Bei dieser Checkliste frage ich mich, welches Bild Lidl eigentlich von den Milchbauern hat. Der Discounter sollte angemessene Preise für Milch von bayerischen Kühen bezahlen", sagt Klaus Merkel. Derzeit kostet die Milch bei Lidl gerade einmal 46 Cent.
Als Reaktion darauf überreichten Bauernverbandsvertreter an verschiedenen Orten in Bayern in Lidl-Filialen den Geschäftsführern einen Fragenkatalog, in dem sie den Spieß umdrehen. Darin stellen sie Fragen zur Umweltverträglichkeit der Bauweise der Märkte, den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter oder zum sozialen Engagement des Unternehmens.
Zum Haßfurter Markt kamen am Freitag aus diesem Anlass Vertreter des Bauernverbands aus den Landkreisen Haßberge und Schweinfurt. Dabei versuchten sie, möglichst zurückhaltend aufzutreten und das Unternehmen nicht zu verärgern. "Wir wollen ja, dass wir miteinander in Dialog kommen", sagt Klaus Pieroth von der BBV-Geschäftsstelle in Hofheim.
Die Geschäftsführung des Lidl-Marktes trafen sie nicht an, eine Mitarbeiterin hatte die Anweisung, keine Fragen zu beantworten und sich nicht mit den Landwirten fotografieren zu lassen. Allerdings nahm sie das Schreiben entgegen und versprach, es weiterzuleiten. Dann forderte sie die Vertreter des Bauernverbandes auf, das Gelände zu verlassen. ps