Frauen besonders stark von Folgen der Pandemie betroffen

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Sie kümmern sich stärker um Haushalt und Kinder, haben niedrigere Einkommen und müssen häufiger um ihren Job fürchten: Die Gewerkschaft IG Bau warnt v...

Sie kümmern sich stärker um Haushalt und Kinder, haben niedrigere Einkommen und müssen häufiger um ihren Job fürchten: Die Gewerkschaft IG Bau warnt vor einem Rückschritt bei der Gleichberechtigung in Folge der Corona-Pandemie im Landkreis Bamberg.

"Insbesondere Minijobs werden in der Krise zunehmend zur Karrierefalle", kritisiert Bezirksvorsitzender Gerald Nicklas in der Pressmitteilung. Nach Angaben der Arbeitsagentur sind aktuell 61 Prozent der insgesamt rund 12 100 geringfügig entlohnten Arbeitsverhältnisse im Kreis Bamberg in Frauenhand. In der Gebäudereinigung liegt der Frauenanteil bei den 450-Euro-Stellen sogar bei 82 Prozent.

Von Entlassungen betroffen

"Geringfügig Beschäftigte gehen nicht nur beim Kurzarbeitergeld leer aus. Sie sind auch häufiger von Entlassungen betroffen", so Nicklas. Die IG Bau plädiert dafür, die Minijobs in der jetzigen Form abzuschaffen und sozialversicherungspflichtig zu machen. Eine Anhebung der Verdienstgrenze auf 600 Euro, wie sie einige Arbeitgeberverbände fordern, liefe hingegen auf einen Ausbau prekärer Arbeitsverhältnisse hinaus.

Zudem stehe das Ehegatten-Splitting einer echten Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt im

Weg. "Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse 5 bleibt vielen Frauen nur wenig vom Bruttoverdienst. Das führt auch zu geringen Arbeitslosenansprüchen und Einbußen beim Elterngeld", kritisiert Nicklas. Die Politik müsse das Thema in diesem Wahljahr anpacken und eine Reform der Einkommenssteuer voranbringen.

Die IG Bau Oberfranken verweist zugleich auf die gestiegene Belastung von Frauen in der Pandemie. "In Zeiten geschlossener Kitas und Schulen bleibt die Kinderbetreuung nach wie vor meist an den Frauen hängen. Hinzu kommen die Arbeit im Haushalt und die Pflege von Angehörigen", unterstreicht Nicklas.

Umdenken angesagt

Neben besseren politischen Rahmenbedingungen sei hier auch ein gesellschaftliches Umdenken nötig. "Männer, die beruflich etwas zurücktreten, können der Partnerin helfen, den nächsten Karriereschritt zu gehen und Lasten in der Familie fairer zu verteilen." Nach einer Untersuchung der Hans- Böckler-Stiftung ist die durchschnittliche Erwerbsarbeitszeit von Frauen im Zuge der Corona-Krise stärker gesunken als die von Männern. Vor Ausbruch der Pandemie arbeiteten Frauen demnach im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche weniger als Männer in einem bezahlten Job. Im Herbst 2020 betrug die Differenz bei Erwerbstätigen mit betreuungsbedürftigen Kindern elf Stunden pro Woche. Zwei Drittel der befragten berufstätigen Frauen mit Kindern gab an, in der Partnerschaft den größeren Teil der Kinderbetreuung zu übernehmen. red