Auf der Suche nach Hans Moser

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Die Zunge raus und durch - der echte Name erscheint auf der Seite nicht.
Die Zunge raus und durch - der echte Name erscheint auf der Seite nicht.

In Facebook macht ein Nutzer Stimmung als Hans Moser. Als Portraitbild nutzt er den genialen Physiker Albert Einstein. Doch nicht alle finden dieses Vorgehen wirklich fair.

Michael Busch Was hat Hans Moser mit Albert Einstein zu tun? Was haben beide mit dem aktuellen Wahlkampf zu tun? Eine Frage, die man sich in Herzogenaurach tatsächlich stellen kann.

Der Kommunalwahlkampf ist bei den beteiligten Parteien in vollem Gange. Im 21. Jahrhundert und in Zeiten von Digitalisierung findet dieser mittlerweile auch im Netz statt. Die politischen Gruppierungen versuchen auf ihren Internetseiten oder in den sozialen Medien die Leute über ihre Themen und Kandidaten zu informieren. Sei es mit Videos über die Wahlkampfthemen oder eine Kandidatenvorstellung. Dass es im Wahlkampf auch einmal zu einem virtuellen Wortgefecht kommt, ist sicher nachvollziehbar.

Prominenter Physiker

Doch der Wahlkampf treibt scheinbar Blüten, die man so in Herzogenaurach nicht kennt. Über sogenannte Fake Accounts, die besonders bei Rechts- und Linksextremen beliebt sind, wird ohne den richtigen Namen zu nennen, im Netz Stimmung verbreitet. Und in Herzogenaurach mischt jetzt ebenfalls eine Dame oder ein Herr in Facebook mit, der beim ersten Blick durchaus bekannt erscheint. Sein Profilbild ziert ein Bild von Albert Einstein. Wobei der Name von dem prominenten Physiker allerdings wieder weggeht. Unter dem Pseudonym Hans Moser beschreiben sich der scheue, aber offensichtlich in Herzogenaurach lebende Mensch, mit zwei Sprüchen, die sein Online-Profil prägen: "Ein Mensch, der Zahlen, Daten und Fakten liebt" und "Unser Herzi stirbt, wenn man gegen alles Neue stimmt".

Ganz so faktisch will er es aber doch nicht, weil der Online-Account ersichtlich keine Details dieses ominösen Nutzers namens Moser preis gibt. Es gibt kein einziges Bild des angeblich in Dresden geborenen Herzogenaurachers, der 300 Facebook-Freunde und knapp 70 "Abonnenten" hat.

Hans Moser muss ein sehr politischer Mensch sein, denn sein Profil zieren eigentlich nur Beiträge zu lokalpolitischen Themen. Dabei wird es meist relativ negativ. Vor allem wenn CSU, Junge Union, die Freien Wähler oder die Förder- und Werbegemeinschaft etwas in der Stadt fordern. Auch gegen die AfD wird geschossen, und nicht zuletzt FDP-Bundestagsabgeordnete Britta Dassler bekommt ihr Fett als Handlangerin der AfD ab, da sie noch etwas überschwänglich dem Thüringer Ministerpräsidenten Roland Kemmerich zur Wahl gratuliert habe, den Post aber dann löschte.

CSU-Bürgermeisterkandidatin Sabine Hanisch wird mit ihrer Idee, das Stadtmarketing in eine eigene Gesellschaft auszulagern, gar als "lachhaft" bezeichnet und abfällige Bemerkungen über den Beruf der registrierten Inkassodienstleisterin gemacht. Und die CSU stelle sowieso Kandidaten auf, die "jahrelang in der Förder- und Werbegemeinschaft nichts zustande gebracht haben".

Wenn Hans Moser Beiträge teilt, sind diese meist von einer städtischen Seite oder der des Bürgermeisters. Seien es neue E-Ladestationen oder das neue Hin & herzo-Festival. Diese Beiträge, auch einer von SPD-Landesvorsitzender Natasha Kohnen, werden positiv herausgestellt und "geteilt".

Natürlich könnte Hans Moser auch ein echter Herzogenauracher sein, der einfach nur ein glühender SPD-Anhänger ist. Stutzig macht einen aber dann die Historie des Facebook-Profils. Denn der "Account" wurde am 22. April 2014 aktiv. Just einige Tage vor dem Amtsantritt der Stadträte, die am 16. März 2014 im Rahmen der letzten Kommunalwahl gewählt wurden. Und auch sonst lässt das Facebook-Konto mit seinen detaillierten Auskünften über Stadtratssitzungen und die Verwendung städtischer Grafiken - etwa zum Hubmannareal - vermuten, dass dort ein sehr gut informierter Bürger der Stadt sein Werk tut. Das bleibt auch nicht unentdeckt: Während SPD-Stadtrat Wolfgang Mehler einen Beitrag nur kommentiert mit den Worten, dass es erstaunlich sei, was dieser Herr Moser so alles entdecke, verhalten die letzten öffentlichen Nachfragen, etwa von CSU-Stadtrat Konrad Körner, warum man in einer Demokratie nicht sein "sozialdemokratisches Gesicht" zeige, zuletzt unbeantwortet.

Ärger über die Seite

Recherchen brachten zutage, dass die gleiche Grafik, die das Facebook-Konto von Herrn Moser ziert, auf Wikipedia von einem Benutzer "Holger1959" genutzt wird. Angesprochen auf den Nutzernamen und die Zusammenhänge, zeigt sich Konrad Körner, CSU-Stadtrat und mittlerweile Spitzenmann der Stadtratsliste der Jungen Union, empört: "Die Seite ist uns in letzter Zeit vermehrt aufgefallen. Ich erwarte eigentlich von allen Stadträten der anderen Seite ein klares Dementi, dass sie mit dieser Seite etwas zu tun haben. Wenn wir jetzt schon AfD-Methoden zur gegenseitigen Diskreditierung benutzen, dann ist jedes Vertrauensverhältnis der letzten Jahre zerstört. Sowas ist eines Stadtratsmitglieds unwürdig. In der Demokratie kämpft man mit offenem Visier."