An der CSU führt kein Weg vorbei

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Sieben Gruppierungen spielen künftig im Stadtratsgremium bei den Entscheidungen über Kronachs Entwicklung mit. Foto: Archiv/Marco Meißner
Sieben Gruppierungen spielen künftig im Stadtratsgremium bei den Entscheidungen über Kronachs Entwicklung mit. Foto: Archiv/Marco Meißner
 

Der Kronacher Stadtrat wird bunter. Sieben Gruppierungen sitzen künftig im Gremium. Trotzdem gelang es den Christsozialen, ihre Führungsrolle noch auszubauen. Aber es gibt nicht nur einen Gewinner.

Marco Meissner Der Kronacher Stadtrat wird sich ab Mai in einer deutlich veränderten Konstellation präsentieren. Sieben statt fünf Gruppierungen werden das 24-köpfige Gremium bilden, dem die neue Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) vorsteht. Unter diesen gibt es vier Gewinner, zwei Verlierer sowie eine Partei, die verloren hat und dennoch einen Erfolg für sich verbucht.

Die CSU hat sicher das größte Los gezogen. "Für uns ist das ein riesiger Erfolg", findet auch Fraktionsvorsitzender Jonas Geissler. Die Christsozialen stellen nicht nur zum ersten Mal seit Herbert Schneider (1984 bis 1990) wieder den Bürgermeister der Kreisstadt - und mit Klaus Löffler als Landrat sogar die Doppelspitze. Sie haben innerhalb des Stadtratsgremiums sogar noch ihre Führungsrolle ausgebaut. Schließlich haben sie sich von neun auf zehn Sitze verbessert.

Damit würde die bisher oft gepflegte Zusammenarbeit mit den Freien Wählern weiter zu Mehrheiten führen. "Ganz grundsätzlich sind sie für uns in der Stadt Kronach immer ein besonderer Partner", stellt Geissler fest, das CSU und FW inhaltlich sehr oft auf einer Linie liegen. Allerdings werde auch die Zusammenarbeit mit allen anderen demokratischen Kräften gesucht, denn "in der Kommunalpolitik gibt es nicht die klassischen Mehrheiten". Da spiele bei jeder Entscheidung die Sichtweise einzelner Ratsmitglieder oder Parteien eine Rolle, wer mit wem stimmt. "Die Kommunalpolitik ist da flexibler als die große Politik", meint Geissler.

Fraktionsvorsitzender Michael Zwingmann (FW) sieht seine Gruppierung als ein Zünglein an der Waage, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen. Trotzdem tut den Freien Wählern der Verlust von drei Sitzen auf drei verbliebene Räte natürlich weh. "Es ist schon ärgerlich, aber wir sind immer noch eine stabile Kraft", sagt Zwingmann. Aus dem Nichts kam diese Entwicklung für ihn nicht. Zum einen hätten mehr Listen zur Wahl gestanden, zum anderen sei Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein als Stimmenmagnet weggebrochen.

Größere Bandbreite

Die SPD hat einen Sitz eingebüßt. Als Verlierer sehen sich die Sozialdemokraten allerdings nicht. Fraktionsvorsitzender Ralf Völkl stellt fest: "Wir hätten gerne den sechsten Vertreter im Gremium behalten, aber wir werten die fünf Sitze schon als Erfolg." Die Bandbreite der Bewerber mit drei neuen Gruppierungen habe zwangsläufig für eine größere Streuung der Stimmen gesorgt. Dennoch "mit Luft nach hinten zweitstärkste Fraktion" geworden zu sein, stärke die SPD in ihrem Bestreben, eigene Themen weiter voranzutreiben.

Während die Linke als Neuling im Wahlkampf in Kronach nicht Fuß fassen konnte, lief es für einen anderen Debütanten viel besser. Von null auf zwei Ratsmitglieder ist die "Zukunft Kronach" durchgestartet. Spitzenkandidat Martin Panzer wertet dies als großen Erfolg. Angesichts der Rahmenbedingungen zollt er seinem Team dafür einen großen Respekt. Das Budget sei knapp gewesen, die Mannschaft in Sachen Wahlkampf unerfahren, "und dann wurde uns ja auch das eine oder andere Steinchen in den Weg gelegt". Nun wolle die "Zukunft Kronach" den Wählerauftrag auch in die Tat umsetzen und für eine transparente Politik sorgen.

Zugelegt haben die Grünen, die künftig nicht nur von Peter Witton, sondern auch von Elisabeth Hoffmann vertreten werden. "Wir freuen uns, dass wir jetzt zwei statt einen Sitz haben. Das ist ein Erfolg", betont Hoffmann. "Wir hoffen auch, dass wir dadurch noch stärker als bisher unsere Anliegen einbringen können." Die Zusammensetzung im Gremium sei jetzt vielfältiger geworden. Doch mehr Positionen, Meinungen und Ideen seien grundsätzlich gut für die Demokratie. Bei aller Freude bedauert Hoffmann, dass die Frauenliste, mit der die Grünen eine gute Zusammenarbeit pflegen, einen Sitz verloren hat.

Lachendes und weinendes Auge

Bei der FL ist nun nur noch Martina Zwosta im Gremium vertreten. Diese freut sich natürlich über ihre Wiederwahl. Ganz zufrieden ist sie damit nicht. Sie erklärt: "Ich gebe ehrlicherweise zu, dass ich mir schon erhofft hatte, wieder mit zwei Frauenlisten-Frauen in den Stadtrat einzuziehen." Die Verschiebungen, die nun eingetreten seien, hätten auch mit der Anzahl der neuen Gruppierungen, die im Wahlkampf angetreten sind, zu tun. "Ich kann aber allen Wählerinnen und Wählern versichern, auch weiterhin mit allen demokratischen Parteien und Gruppierungen im Stadtrat zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger zusammenzuarbeiten."

Damit stimmt sie in eine kategorische Absage aller Befragten zu einer Zusammenarbeit mit der AfD ein. Diese ist mit einem Sitz erstmals im Stadtrat vertreten ist. In den Gesprächen war stets zu hören, dass die Gesamt-AfD eine rote Linie überschritten habe und deswegen eine Kooperation auf städtischer Ebene nicht in Frage komme.

Harald Meußgeier, das künftige Ratsmitglied der Alternative, sieht die Situation gelassen. Es sei früh klar gewesen, dass keiner die AfD im Gremium gewollt habe. "Aber jetzt sind wir drin", betont er. Er stehe - sofern eine vernünftige Basis gefunden werde - auch der Zusammenarbeit offen gegenüber. Seinen Einzug in den Rat wertet Meußgeier als Erfolg, wenngleich ihm ein, zwei Mitstreiter natürlich lieber gewesen wären. Dass es dafür nicht gereicht hat, macht er vor allem am Erfolg der "Zukunft" fest, den alle Parteien zu spüren bekommen hätten.