Die traditionsreiche Haßlacher Schneid- und Mahlmühle hat neue Besitzer. Klaus und Stephanie Scherer aus Baunach wollen das historische Kleinod erhalten.
So manches baugeschichtlich interessante und das Ortsbild prägende Gebäude aus vergangener Zeit hat im Landkreis Kronach erfreulicherweise die Stürme der Zeit überstanden. Ein Paradebeispiel hierfür ist die traditionsreiche Haßlacher Mühle, in der Nähe der Bundesstraße 85 gelegen. Mit beachtlichem Finanzaufwand hat Alfred Hoh, Jahrgang 1941, von 2004 bis 2008 Zug um Zug das Anwesen saniert. Darüber hinaus hat der Schneidmüller, der über fünf Jahrzehnte am Langenstein-Gatter aus dem Jahr 1940 mit großer Zuverlässigkeit arbeitete, sehr viel Zeit in die Erneuerungsmaßnahmen investiert. Mittlerweile ist Alfred Hoh, der leidenschaftlich an seiner Mühle hing, am 9. August 2018 verstorben. Ein Glücksfall ist es nun, dass die Tierärzte Klaus und Stephanie Scherer aus Baunach das umfangreiche Anwesen erwarben. Vor allem signalisierte Tochter Stephanie großes Interesse an dem historischen Gebäude. Mit der Übernahme entstehen auch zwangsläufig Verpflichtungen, die einiges an Kapital erforderlich machen. Mittlerweile haben sich die neuen Besitzer mächtig ins Zeug gelegt, denn derzeit sind umfangreiche bauliche Aktivitäten im Umfeld der Haßlacher Schneid- und Mahlmühle feststellbar.
Eine Fischtreppe entsteht
Während der zunächst trockengelegte Mühlgraben vom Schlamm befreit wurde, konzentrieren sich derzeit die Arbeiten auf das uralte Wehr, das saniert werden muss, weil bei der Begutachtung eine enorme Unterspülung festgestellt wurde. Für die Stabilisierung müssen deshalb einige hundert Tonnen Steinmaterial verbaut werden. Zukünftig sorgt eine sogenannte Fischtreppe für eine problemlose Wanderung der Fische. Und das freut die Tierfreunde besonders.
Mittlerweile haben die neuen Besitzer schon viel Geld in die Hand genommen, um die Gesamtanlage zukunftsgerecht zu gestalten. Vor allem bleibt damit den Haßlachern ein historisches Kleinod erhalten, denn die Mühle prägt seit Jahrhunderten das Dorf. Und sie strahlt nach wie vor das Flair alter Zeit aus. Schließlich ist die Haßlacher Dorfgeschichte mit der Mühle, die 1523 erstmals erwähnt wurde, aufs Engste verbunden. 1632, damals wütete der Dreißigjährige Krieg im Land, setzten die Schweden und Coburger nach fluchtartigem Rückzug aus Kronach "Schloss und Mühle" in Brand. 1633 vollendeten die Truppen unter Wilhelm von Lohhausen und Claus von Bulach das Zerstörungswerk.
Nachdem Bischof Franziskus von Hatzfeld 1639 die Rittergüter Stockheim und Haßlach den Kronachern aufgrund ihrer heldenhaften Verteidigung während der schwedischen Attacken geschenkt hatte, ergaben sich völlig neue Besitzverhältnisse. 1670 kam mit Müller Hannß Parnickel aus Pressig die Wende. Er kaufte um 50 Gulden die "öde Hofstatt" und baute mit den Sandsteinen des zerstörten Schlosses die Mühle wieder auf. 1676 wird im Lehenbuch-Eintrag von einer Mühle und einem neuen Mühlgraben berichtet. Eine weitere grundlegende Erneuerung erfolgte 1773.
Acht Generationen Parnickel betrieben die Haßlacher Mühle. Am 24. November 1888 endete mit dem Tod von Mühlbesitzer Johann Barnickel die lange Ära am Haßlachfluss.
Sein Schwiegersohn Wolfgang Hoh - er stammte aus Scheßlitz - und seine Tochter Kunigunda übernahmen nach dem Tod von Johann Barnickel den Besitz. Wolfgang Hoh, 1864 geboren, starb am 29. Dezember 1941. Neuer Betreiber wurde sein Sohn Heinrich Hoh (1897 - 1970). Unter ihm kam es 1948 an der Mühlen-Südseite zu einem Anbau mit Backsteinen.
Noch lange am Gatter
Nach 1970 übernahm Alfred Hoh das Erbe seiner Vorfahren. Die Zeiten wurden immer schwieriger, und er war genötigt, 1975 die Mahlmühle für Getreide aufzugeben. Allerdings wurde auch danach noch am Langenstein-Gatter von 1940 Holz zu Balken und Brettern geschnitten. Und über Arbeit konnte sich Alfred Hoh nicht beklagen. Seine Zuverlässigkeit und seine enorme Erfahrung wurden geschätzt. Rutsche, Seilwinde, Spannwagen, Wendhaken und der Sappie hatten noch lange nicht ausgedient, denn Alfred Hoh betätigte noch bis vor ein paar Jahren das Gatter.