Per Video beantwortet Oberbürgermeister Andreas Starke Fragen der Bürger zum potenziellen Wohngebiet.
In einer Stadt wie Bamberg geraten Interessen immer wieder an einander: Wollen wir mehr Raum für Kultur? Was bedeutet das für die Anwohnerschaft? Bliebt die Innenstadt mit dem Auto zugänglich? Wird dem Umweltverbund aus Rad- und Fußverkehr plus ÖPNV mehr Platz eingeräumt? Jüngstes Beispiel für auseinandergehende Interessen ist die Debatte um das Gebiet Jungkreut in Gaustadt. Dort steht die Frage im Raum, ob ein Bebauungsplan für ein neues Wohngebiet aufgelegt wird. Gleichzeitig läuft jedoch ein Verfahren zur Ausweisung eines Wasserschutzgebietes, innerhalb dessen seit Jahrzehnten ein Trinkwasserbrunnen der Stadtwerke Bamberg arbeitet. Die Stadt Bamberg hat dazu bereits zwei Ortsbesichtigungen für Bürger aufgelegt. Eine Bürgerinformationsveranstaltung im Oktober fiel dann den steigenden Corona-Fallzahlen zum Opfer. Als Alternative hat das Amt für Bürgerbeteiligung die Menschen aufgefordert, entsprechende Fragen einzusenden, welche dann in Form eines Videos beantwortet werden sollen.
Ganze 45 Fragen kamen dabei zusammen, welche Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) geduldig in einer Dreiviertelstunde auf der Videoplattform Youtube beantwortete. Fragen wie: "Stimmt es, dass mit Jungkreut ein einzigartiges Baugebiet hätte realisiert werden können, wenn nicht die Stadtwerke den Brunnen und ein bisher weitgehend unbeachtetes Wasserschutzgutachten in Spiel gebracht hätte?" Bamberg sei eine der wenigen Städte in Bayern, die noch ihr eigenes Trinkwasser gewinnen könne, erklärte Starke. Das ursprüngliche Wasserschutzgebiet stamme aus dem Jahr 1971.
Nicht offiziell
Im Rahmen der Sanierung des Brunnens - welcher laut den Stadtwerken bis zu 95 000 Kubikmeter im Jahr fördern dürfte - im Jahr 2010 sei dieses Wasserschutzgebiet ausgeweitet worden. Allerdings sei das Wasserschutzgebiet nicht offiziell in Kraft gesetzt worden. Nun könnte dieser Prozess wieder aufgenommen werden. "Deswegen ist es notwendig, alle Träger öffentlicher Belange zu unterrichten und einzubeziehen, um die Erkenntnisse zusammenzutragen", erklärt der Oberbürgermeister.
Da die Schutzzone auf bestehende Wohngebiete ausgeweitet werden soll, fragt ein Interessierter: "Welche Einschränkungen kommen auf Grundstücksbesitzer zu?" Das komme auf die genaue Zone an, so Starke. Konkrete Maßnahmen seien in einem Schutzgebietskatalog aufgelistet. So gebe es zum Beispiel Auflagen bei der Oberflächenversickerung. "Es sind schon Beschränkungen da, die die jeweiligen Eigentümer von den Grundstücken hinnehmen müssen."
Aber inwiefern würde ein Neubaugebiet überhaupt das Grundwasser beinträchtigen? Starke nennt zum Beispiel den Einsatz von Pestiziden, welche im Garten versickern könnten. Undichte Abwasserleitungen oder alte Fahrzeuge, die Öl oder andere Stoffe verlieren, könnten ebenso das Grundwasser gefährden.
Andere Fragen befassen sich mit Alternativstandorten für neue Brunnen beziehungsweise der Reaktivierung von bestehenden im Michelsberger Wald. Ein unabhängiger Gutachter habe sich die Sache bereits angeschaut. Der Oberbürgermeister schildert aus dessen Erkenntnissen, dass zwar eine Wiederauflage der alten Brunnen möglich sei, aber die Qualität aufgrund von zu hohen Uranwerten im Wasser erst einmal teure Filteranlagen notwendig machen würden. Zudem müsste weiteres Geld für die Sanierung der Brunnen sowie die Zuleitungen in die Hand genommen werden.
In Sachen neuer Standorte im Umfeld des Jungkreut-Brunnens sei das finanzielle Risiko zu groß, bei mehrfachen Bohrungen keinen guten Ort mit guter Wasserqualität und entsprechender Menge zu finden.
Mehrere Fragen beschäftigen sich mit dem Mangel an Wohnraum in der Stadt: "Welchen Leerstand an bebauter und unbebauter Fläche gibt es in Bamberg und kann man diesen konkret benennen?" Starke verweist auf den Baulandkataster der Stadt Bamberg, welches auch im Rahmen des Flächennutzungsplanes zurate gezogen werde. Er ermuntert die Bürger, sich die Sache selbst auf der Seite der Stadt anzuschauen.
Es wurde auch angeregt, dass nicht nur Einfamilienhäuser entstehen sollten. Starke erwähnt, dass sich auch die Stadtbau dort für bezahlbaren Wohnraum engagieren könnte, wenn man sich für ein Wohngebiet entscheide. Das Wort "Flächenfraß" fällt mehrfach. Fragen nach der Erschließung müssten auch die bestehende soziale Infrastruktur an Kitas und Schulen miteinbeziehen, fordern andere Fragesteller
Anders, als Gerüchte behaupten, sei Starke nicht von Nachbarn in der Jungkreut bedrängt worden, das Wohngebiet zu überdenken. Starke sei überzeugt von der Wichtigkeit der Trinkwasserversorgung. Wie der Abwägungsprozess ausfallen wird, muss sich im Frühjahr 2021 im Bausenat entscheiden.
Alle Antworten des Oberbürgermeisters gibt es hier t.ly/DM1x
Eine Formalie zu diesem Artikel: Der letzte Satz des Artikels "Alle Antworten des Oberbürgermeisters gibt es hier t.ly/DM1x" ist exakt so auch in der Druckversion erschienen. Das der aufgeführte Link in einer analogen Papierform nicht funktioniert, muß nicht erst erläutert werden. Aber auf die Nachlässigkeit des Autoren bzw. Lektors soll hier hingewiesen werden.