Der Nürnberger Gerhard Bickel hat das schon vor 20 Jahren erkannt und in Franken die Ebl-Naturkostmärkte etabliert.
Werte spielen eine Rolle, Geld weniger. Wer Geld für ökologische Lebensmittel ausgebe, mache dies bewusst, auch wenn es ein bisschen mehr kostet, meint Gerhard Bickel. "Derjenige fährt vielleicht nicht so ein großes Auto oder weniger in Urlaub. Im Gegenzug gibt es Bürger, die sehr wohlhabend sind, aber das Geld lieber anderweitig ausgeben, als im Bioladen einzukaufen."
Bald 25 Ebl-Märkte
Wenn sich jemand in Franken mit dem Handel von Bio-Lebensmitteln auskennt, dann ist es Gerhard Bickel. Der Nürnberger ist Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der Naturkostladen-Kette Ebl. In zwei Wochen eröffnet das Unternehmen seinen 25. Biomarkt. Seine Läden betreibt Bickel ausschließlich in der Region, im Umkreis von 100 Kilometer um die Zentrale. Die hat der 54-Jährige vor einigen Jahren von Nürnberg nach Fürth verlegt. Aus Platzgründen.
Als Bickel, gelernter Einzelhandelskaufmann, Mitte der 1990er-Jahre die Chance ergriff, die zuvor von ihm aufgebauten Naturkostabteilungen in den Kaufmarkt-Läden als eigenständige Biofachmärkte zu übernehmen, stand die Branche noch in den Kinderschuhen. Öko-Produkte waren etwas für Exoten, nicht für die Allgemeinheit.
Umsatz wächst zweistellig
Das änderte sich im Jahr 2000. Der BSE-Skandal brachte der Branche einen Nachfrageschub. Seitdem wächst auch Bickels Firma Ebl, deren Name sich von der Bio-Eigenmarke "einfach besser leben" der Kaufmarkt-Kette ableitet, für die der Gründer zuvor gearbeitet hatte.
"Der Zuspruch ist kontinuierlich", berichtet der Ebl-Chef. "Seit 2000 wachsen wir stets zweistellig. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um zwölf Prozent. Und wir gehen davon aus, dass wir das auch heuer wieder realisieren können." Mit einem Jahresumsatz von knapp 65 Millionen Euro gehören der Fürther Bio-Fachmarkt-Filialist und seine 450 Mitarbeiter hierzulande schon zu den Top 5 der Branche. Vor ihm liegen nur bundesweit agierende Bio-Großhändler mit ihren Märkten wie die Dennree-Gruppe (192 Denn's-Biomärkte in Deutschland) oder Alnatura (rund 100 Märkte).
Preis muss immer gerecht sein
Doch das ist kein Maßstab für den Sohn eines Fleischgroßhändlers. "Wir wachsen auf der bestehenden Fläche gut und sind nicht gezwungen, ständig neue Läden aufzumachen", sagt Bickel. Er setzt auf langjährige Verträge mit Bauern aus der Region und faire Preise. "Wenn die Qualität stimmt, dann ist der Kunde auch bereit, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen." Dieser Preis dürfe nicht nur in einem bestimmten Moment gerecht sein. "Er muss gute und schlechte Jahre der Bauern ausgleichen können. Es darf nicht dauernd rauf und runter gehen", erklärt Bickel.
Minister sieht großes Potenzial
Mit Preisschwankungen kämpften dagegen zuletzt Bauern, die auf konventionelle Weise Landwirtschaft betreiben. Angesichts dessen hatte sogar Anfang der Woche Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) zu einem Einstieg in den ökologischen Landbau ermuntert. "Der Biomarkt bietet weiter großes Potenzial, auch für die Einkommen der Landwirte", sagte Schmidt.
Doch dieser Markt wächst in Deutschland stärker als der Anbau von biologischen Lebensmitteln. "Zu wenig Bauern stellen um, weil die Anreize durch die Landwirtschaftspolitik falsch gesetzt werden", sagt der Ebl-Gründer. So sei Bio-Geflügel seit Jahren ein knappes Gut. "Es gibt einfach zu wenig Biogeflügelhalter."
Fleisch, Wurst, Backwaren und Eier immer regional
Bickels Lieferanten-Netzwerk besteht aus ungefähr 500, zumeist kleinen bäuerlichen Ökobetrieben, davon rund die Hälfte aus Mittelfranken. Was Fleisch und Wurst angeht (Ebl betreibt eine hauseigene Biometzgerei) kommt die Ware ausschließlich aus der Region, das heißt 150 Kilometer um Fürth herum. Ebenso ist das bei Backwaren und Eiern.
Erzeuger wird auch genannt
Beim Rest der 6000 bis 8000 Produkte in den Ebl-Märkten sei das nicht immer zu realisieren, erklärt Bickel. Wert lege Ebl aber darauf, dass alle Bauern nach den Demeter-Verbandsrichtlinien arbeiten. Darin wird zum Beispiel gefordert, dass der Landwirt 90 Prozent des Tierfutters selbst erzeugen muss.
Dass Bio gefragt ist, haben seit einiger Zeit auch die Discounter erkannt. "Eine gute Sache", sagt Bickel. "Nur so erreichen wir irgendwann das Ziel: 100 Prozent Bioanbau." In einem hebt sich Ebl aber von Aldi, Norma oder Lidl ab. "Die haben Eigenmarken", erklärt Bickel. "Das machen wir nicht. Bei uns steht der drauf, der es auch erzeugt hat." Andernfalls werde der Erzeuger anonymisiert und sei damit - gegen einen Billigeren - austauschbar. "Das ist nicht nachhaltig."
Und wer garantiert mir das alles Bio ist was zum kaufen angeboten wird. Keiner..........
Kaufen Sie doch Bio aus der Region, da können Sie es meist selbst nachprüfen, denn Bio aus Spanien usw ist auch kein Bio mehr, denn dann wurden die "Gifte", die am Feld gespart wurden in Form von Diesel oder Kerosin in die Luft geblasen. Also: Das Beste Bio aus der Region und mit Lebensmittel sorgsam umgehen, dann kann man auch mit schmalen Geldbeutel sich Bio leisten.
Genauer, ein Randsegment für Gutverdiener. Der normale Käufer greift nur gelegentlich zu "Bio", das, wie Studien feststellen weder für Tiere besser noch gesünder an sich ist.
"Bio" ist wie "koscher" oder "halal" ein Mittel, um sein eigenes Leben zu strukturieren und sich selbst ein gutes Gefühl zu verschaffen.
Die Produktion ist im Biobereich selbstverständlich aufwendiger - und das schlägt sich in den Kosten nieder. Der geringere Marktanteil bedingt zudem höhere Stückkosten im Vertrieb. Zum Kontrollsystem hatte ich mich bereits geäußert.
Die konventionelle Landwirtschaft hingegen arbeitet auf Kosten der Allgemeinheit. Naturgewässer liefern oft kein unbedenkliches Trinkwasser mehr (Agrargifte, Düngemittelrückstände), so daß aufwendige Aufbereitung bzw. teure Fernwasserversorgung notwendig wird. Die ökologischen Folgen reichen von Artenverarmung über Eutrophierung und Erosion bis hin zu existenzbedrohenden hormonellen Wirkungen bei (bislang weitgehend nur) empfindlichen Arten.
Die mir bekannt gewordenen Studien, welche die angebliche Gleichwertigkeit konventioneller Produktion belegen sollten, standen ausnahmslos unter dem Einfluß einschlägiger Interessengruppen bzw. politisch gesteuerter staatlicher Institutionen.
Schlußendlich: Eine zumindest im Sommer draußen geführte Schafherde ist schwerlich mit einem Schweine- oder Putenstall, welcher mit tausenden Tieren eng besetzt ist, vergleichbar - zumal Schafe in der deutschen Landwirtschaft eher ein Randsegment darstellen.
Der Skandal um die Herrmannsdörfer Landwirtschaft ist nur die Spitze des Eisbergs. Mittlerweile gibt es eine Menge Berichte, dass im Biobereich selbstverständlich auch mit Antibiotika gearbeitet wird - anders wäre es ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz!
Und zur Nitratproblematik: das ist mittlerweile ins Gegenteil umgeschlagen. Eine umfangreiche Analyse findet sich auf der Homepage des Agrarstatistikers Georg Keckl: keckl.de
Sicher gibt es in der Tierhaltung einiges zu verbessern, und das sollten wir auch tun. Aber auch im Biobereich sollte man sich von Dogmen verabschieden und pragmatischer und für die Tiere besser handeln.