Durch Wohngebiet gedonnert: Strafe für Fürther Chaos-Trucker steht fest - "Das ist eine Schande"

15 Min

Ein betrunkener Lkw-Fahrer verwüstete eine Wohnstraße in Fürth. Noch heute leiden die Opfer zum Teil unter den Folgen. Am Steuer eines Lkws sitzt der 51-Jährige so bald nicht wieder.

  • Lkw-Chaos in Fürth: Urteil für Fahrer gefallen
  • 51-Jähriger überfuhr rote Ampel und verwüstete Wohngebiet
  • Staatsanwaltschaft forderte mehrjährige Haftsrafe

Über ein halbes Jahr ist es her, dass ein 51-jähriger Lkw-Fahrer eine Schneise der Verwüstung in Fürth hinterließ: Autos und Häuserfassaden wurden demoliert sowie mehrere Menschen verletzt. Nun ging der Prozess gegen ihn zu Ende.

Update vom 19.09.2022, 15.50 Uhr: Lkw-Fahrer wegen Chaosfahrt durch Fürth verurteilt

Ein Lkw-Fahrer brettert betrunken durch Fürth, rammt Autos, demoliert Häuser und verletzt Menschen - dafür ist der 51-Jährige am Montag zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Außerdem muss er seinen Führerschein abgeben. Für eine Dauer von drei Jahren dürfe ihm keine deutsche Behörde eine neue Fahrerlaubnis ausstellen, sagte Richterin Sabine Becker-Jastrow am Montag am Amtsgericht Fürth in Bayern. Der Angeklagte habe sich unter anderem der Gefährdung des Straßenverkehrs, der fahrlässigen Körperverletzung und fahrlässigen Brandstiftung schuldig gemacht.

Der Lkw-Fahrer habe an jenem Abend zunächst geglaubt, noch fahren zu können, obwohl er Alkohol getrunken habe, sagte die Richterin. Dies sei eine folgenschwere Fehlschätzung gewesen. Der Sattelzug hatte am 8. Februar eine Schneise der Verwüstung durch eine Wohnstraße in der Großstadt nahe Nürnberg gezogen. Fünf Verletzte, mehr als 30 demolierte Autos, beschädigte Häuser und ein Gesamtschaden von etwa 800.000 Euro waren die Folge. Die Bilder von ausgebrannten Fahrzeugen, eingedrückten Autos und verrußten Hausfassaden sorgten bundesweit für Schlagzeilen. 

Die Vorwürfe hatte der 51-Jährige im Prozess zugegeben. An große Teile der fast 180 Meter langen Verwüstungsfahrt konnte er sich nach eigenen Angaben aber nicht erinnern. Aus Sicht eines Gutachters war er zur Tatzeit vermindert steuerungsfähig - wegen der mehr als zwei Promille Alkohol in seinem Blut und weil er kurz zuvor erfahren hatte, dass seine Frau wieder an Krebs erkrankt sei. Diese Auffassung teilte auch das Gericht. 

Der Lkw-Fahrer hatte demnach an jenem Tag auf seine Papiere für die Weiterfahrt nach Köln auf einem Standstreifen gewartet und Wodka getrunken. Vor Gericht gab er an, dass er in Fürth eigentlich habe übernachten wollen, dann aber den Parkplatz habe räumen müssen. 6,5 Kilometer fuhr er weit, dann kam es zum ersten Unfall. Der Angeklagte habe eine rote Ampel übersehen und dann mit voller Wucht ein Auto gerammt, sagte Becker-Jastrow. 

Die Fahrerin wurde dabei verletzt. Trotzdem hielt der Lkw-Fahrer der Beweisaufnahme zufolge nicht an, sondern beschleunigte: Mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde donnerte er eine enge Wohnstraße runter, touchierte Autos und schob diese zum Teil in Hauswände. Ein Fußgänger konnte sich nur mit einem Sprung über eine Motorhaube in Sicherheit bringen.

Schließlich verkeilte sich der viele Tonnen schwere Sattelzug in mehreren Fahrzeugen und ging in Flammen auf. Diese griffen auf ein Mehrfamilienhaus über. Mehrere Bewohnerinnen und Bewohner mussten sich mit Leitern über eine Mauer im Hinterhof retten. Anwohner halfen dem Lkw-Fahrer aus der Fahrerkabine und hielten ihn fest, bis die Polizei eintraf. 

Während des Plädoyers seiner Verteidigerin brach der Angeklagte in Tränen aus. "Er hat alles verloren, was er hatte", sagte die Rechtsanwältin Mona Abdel Hamid. "Er wird nie wieder als Fahrer arbeiten." Später entschuldigte sich der 51-Jährige erneut bei allen Opfern. 24 Jahre habe als Lkw-Fahrer gearbeitet, so etwas sei ihm noch nie passiert, sagte er mit Blick auf seine Trunkenheitsfahrt. "Das ist eine Schande für mich", sagte er. "Ich schäme mich dafür."

Es sei viel Glück dabei gewesen, dass an jenem Abend nichts Schlimmeres passiert sei, sagte Staatsanwalt Danny Schaller. "Da waren Schutzengel am Werk." Ohne das umsichtige Verhalten mehrerer Anwohner wären möglicherweise noch mehr Menschen verletzt worden. Die Anklage hatte zuvor eine Haftstrafe von drei Jahren gefordert, die Verteidigung eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

Update vom 12.09.2022, 10.20 Uhr: Zweiter Verhandlungstag - Urteil erwartet

Im Prozess um die folgenschwere Trunkenheitsfahrt eines Lkw-Fahrers durch eine Wohnstraße in Fürth könnte das Gericht am Montag ein Urteil verkünden.

Am zweiten Verhandlungstag sollen am Morgen (9.00 Uhr) zunächst weitere Zeuginnen und Zeugen aussagen. Im Anschluss (ab ca. 10.30 Uhr) dürften die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie die Urteilsverkündung folgen.

Der 51-Jährige soll im Februar stark betrunken mit seinem Sattelzug zuerst ein Auto auf einer Kreuzung gerammt und dann eine Wohnstraße mit Tempo 70 heruntergedonnert sein. Dort streifte er etliche Wagen und schob diese zum Teil in Hauswände. Vor einem Mehrfamilienhaus verkeilte sich der Lastwagen in mehrere Fahrzeuge und ging in Flammen auf. Diese griffen auf das Haus über.

Durch die Chaosfahrt gab es mehrere Verletzte, über 30 demolierte Autos und beschädigte Häuser. Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden auf etwa 800 000 Euro.

Update vom 12.09.2022, 10.20 Uhr: Prozess zu Fürther Chaosfahrt gestartet

Der wegen einer verheerenden Trunkenheitsfahrt durch eine Wohnstraße in Fürth angeklagter Lkw-Fahrer hat die Vorwürfe vor Gericht eingeräumt. Er habe seine Alkoholisierung bemerkt, aber gedacht, es gehe schon, ließ der 51-Jährige am Montag seine Verteidigerin erklären.

Er habe am Nachmittag des 8. Februars Wodka getrunken, weil er geplant habe, in Fürth zu übernachten. Er habe dann aber den Stellplatz räumen müssen und geplant, nur bis zum nächsten Parkplatz zu fahren. Er habe einen Knall wahrgenommen, sei aber weitergefahren, sagte die Anwältin. "Ab da sind seine Erinnerungen verschwommen beziehungsweise weg."

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-Jährigen vor, am 8. Februar mit dem mit tonnenschweren Stahlteilen beladenen Sattelzug stark betrunken über eine rote Ampel gefahren, ein Auto gerammt und dessen Fahrerin verletzt zu haben. Dann soll der Mann mit 70 km/h eine Wohnstraße heruntergedonnert sein. Dabei soll er mehrere parkende Autos gestreift und gerammt haben. Schließlich habe er mehrere Fahrzeuge ineinander geschoben und sei vor einem Mehrfamilienhaus zum Stehen gekommen.

Dort ging der Lkw der Anklage zufolge in Flammen auf, das Feuer griff auf ein Mehrfamilienhaus über. Mehrere Bewohnerinnen und Bewohner mussten sich über eine Mauer im Hinterhof retten, weil die Haustür versperrt war. Insgesamt wurden vier Menschen bei der Verwüstungsfahrt verletzt, mehr als 30 Autos demoliert und mehrere Häuser beschädigt. Der Gesamtschaden beläuft sich demnach auf etwa 800.000 Euro. Am ersten Prozesstag sollten zahlreiche Zeuginnen und Zeugen aussagen, darunter auch die Verletzten.

Update vom 12.09.2022, 6.30 Uhr: Sattelzug verwüstet Wohnstraße in Fürth - Prozess um Alkoholfahrt beginnt

Brennende Autos, beschädigte Häuser und mehrere Verletzte - ein 51 Jahre alter Lkw-Fahrer muss sich am Montag (12. September 2022) wegen einer folgenschweren Trunkenheitsfahrt durch eine Wohnstraße in Fürth in Bayern vor Gericht verantworten. Etwa 800.000 Euro Schaden soll er dabei nach Angaben des Amtsgerichts Fürth verursacht haben. Der Angeklagte sitzt seit Februar in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe hat er nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Wesentlichen eingeräumt.

Am Abend des 8. Februar war der Mann den Ermittlungen zufolge in der Stadt nahe Nürnberg mit seinem Sattelzug über eine rote Ampel gefahren, hatte ein Auto gerammt und dessen Fahrerin verletzt. Dann donnerte er eine Wohnstraße herunter. Dabei schrammte er zahlreiche Autos, schob mehrere ineinander und kam vor einem Mehrfamilienhaus zum Stehen. Ein Mann konnte sich nach Darstellung der Staatsanwaltschaft nur durch einen Sprung auf die Motorhaube eines Autos vor dem Lastwagen retten.

Der mit schweren Maschinenteilen beladene Lkw ging in Flammen auf. Das Feuer griff auch auf das Haus über. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten sich in Sicherheit bringen. Dabei wurden einige verletzt. Das Mehrfamilienhaus war vorübergehend nicht zu bewohnen.

Ein Alkoholtest ergab nach Angaben der Ermittler später, dass der Fahrer mehr als zwei Promille Alkohol im Blut hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-Jährigen Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, fahrlässige Brandstiftung und fahrlässige Körperverletzung in mehreren Fällen vor. Für die Hauptverhandlung hat das Amtsgericht einen Fortsetzungstermin am 19. September vorgesehen.

Update vom 02.08.2022: Lkw-Fahrer muss nach Chaosfahrt vor Gericht - zwei Termine für Hauptverhandlung

Demolierte Häuser, brennende Autos und Verletzte - ein Lkw-Fahrer muss sich ab der kommenden Woche wegen einer verheerenden Alkoholfahrt durch eine Wohnstraße in Fürth vor Gericht verantworten. Die Hauptverhandlung vor dem Schöffengericht sei für den 10. und 17. August angesetzt, teilte das Amtsgericht Fürth am Dienstag auf Nachfrage mit.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-Jährigen Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, fahrlässige Brandstiftung und fahrlässige Körperverletzung in mehreren Fällen vor. Der Angeklagte sitzt seit Februar in Untersuchungshaft. Er hatte die Vorwürfe nach Angaben der Staatsanwaltschaft im wesentlichen eingeräumt.

Der Lkw-Fahrer war den Ermittlungen zufolge am 8. Februar in Fürth über eine rote Ampel gefahren, hatte ein Auto gerammt und war dann mit hohem Tempo die Hardstraße heruntergedonnert. Dort schob er mehrere Autos ineinander. Einige Wagen gerieten in Brand. Auch Häuser wurden demoliert und durch das Feuer beschädigt. Mehrere Menschen wurden verletzt. Ein Mann konnte sich nach Darstellung der Staatsanwaltschaft nur durch einen Sprung auf die Motorhaube eines Autos vor dem Lastwagen retten. Ein Haus war vorübergehend nicht bewohnbar.

Ein Alkoholtest ergab nach Angaben der Ermittler später, dass der Fahrer einen Wert von etwa zwei Promille im Blut hatte. Die Staatsanwaltschaft bezifferte den Schaden auf 200.000 Euro an insgesamt 31 Fahrzeugen und auf 500.000 Euro an den Gebäuden.

Update vom 07.07.2022: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Lkw-Fahrer 

Nachdem ein 51-jähriger Lkw-Fahrer im Februar 2022 ein Verkehrschaos in Fürth ausgelöst hatte, erhebt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth nun Anklage gegen ihn. Das teilt die Staatsanwaltschaft am Donnerstag, 7. Juli 2022, mit. Nach Angaben der Anklagebehörde wird davon ausgegangen, dass der Lkw-Fahrer am frühen Abend des 08.02.2022 mit seinem Fahrzeug, welches mit 26 Tonnen Maschinenteilen beladen war, nach Köln aufbrach.

Er soll stark alkoholisiert gewesen sein, eine Probe ergab eine Blutalkoholkonzentration von mehr als 2 Promille. Aufgrund dieser Fahruntüchtigkeit soll der Angeklagte deshalb schon nach 6 Kilometern Wegstrecke in der Hardstraße in Fürth eine rote Ampel missachtet haben und ist mit einem Auto zusammengestoßen. Die Fahrerin des Autos wurde dabei verletzt und musste im Krankenhaus versorgt werden. Der Angeklagte soll den Unfall bemerkt, seine Fahrt dennoch weiter fortgesetzt haben. Der 51-Jährige fuhr die Hardstraße weiter hinunter und beschleunigte dabei auf bis zu 70 km/h.

Während der Fahrt rammte der Sattelzug in der Nähe der Kreuzung insgesamt 31 Fahrzeuge, und drückte diese teilweise an die Fassaden der anliegenden Wohnhäuser. Ein auf dem Fußweg stehender Passant konnte sich nur noch mit einem Sprung über eine Motorhaube vor den Fahrzeugen retten. Der Fußgänger wurde hierbei leicht verletzt.

Der Anklage der Staatsanwaltschaft zufolge kam der Lkw letztendlich nach circa 500 Metern zum Stehen. Dabei wurden vier der gerammten Autos durch den Sattelzug zusammengeschoben und verkeilten sich ineinander. Dadurch kam es zum Brand der Fahrzeuge und auch der Zugmaschine des Sattelzuges. Innerhalb kurzer Zeit griff das Feuer dann auch auf die Vorderseite eines Mehrfamilienhauses über. Zwei Anwohner des Hauses erlitten durch das Rauchgas leichte Verletzungen und eine weitere Bewohnerin verletzte sich bei der Flucht aus dem brennenden Haus. 

Außerdem wurde ein weiteres Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite durch die starke Hitzeeinwirkung beschädigt. Die Jalousien und Teile der Fassadendämmung sind durch die Hitze geschmolzen und einige Fensterscheiben sind geborsten. An den beschädigten Fahrzeugen entstand nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein Schaden von rund 200.00 Euro. An den betroffenen Gebäuden und an Inventar entstanden weitere Schäden von mehr als 500.000 Euro.

Der 51-Jährige wird deshalb unter anderem wegen Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubten Entfernen vom Unfallort, fahrlässiger Brandstiftung und fahrlässiger Körperverletzung in mehreren Fällen angeklagt. Der Lkw-Fahrer befindet sich seit Februar 2022 in Untersuchungshaft. Er hat die Tat im Wesentlichen gestanden. Zusätzlich hat die Staatsanwaltschaft für den Tatnachweis 54 Zeugen und vier Sachverständige benannt.

Der Vorsitzende des Schöffengerichts beim Amtsgericht Fürth hat nun entschieden, ob sie die Anklage der Staatsanwaltschaft zur Hauptverhandlung zulässt und die Verhandlung eröffnet. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt der Angeklagte weiterhin als unschuldig.

Update vom 22.03.2022, 12 Uhr: Stadt ändert Verkehrsführung und Tempolimit nach schwerem Unfall

Am 8. Februar baute ein Lastwagen-Fahrer in der Fürther Hardstraße einen schweren Unfall, zurück blieb eine "Schneise der Verwüstung". Der Verkehrsausschuss der Stadt hat sich nach dem Vorfall mit möglichen Konsequenzen für die Verkehrsführung im Bereich des Unfallortes befasst. Oberbürgermeister Thomas Jung hielt dies nach den Schreckensbildern für dringend erforderlich, teilte die Stadt am Dienstag mit.

Daher wurde beschlossen, dass das gesamte Quartier der Hardstraße zwischen Stiftungsstraße und Cadolzburger Straße als Tempo-30-Zone ausgewiesen wirde. Zusätzlich gilt in der Hardstraße künftig ab der Stiftungsstraße bergab ein Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge mit einer tatsächlichen Länge von über zehn Metern.

Auch für die Alte Reutstraße könnte es bald eine große Veränderung geben. Es wurde eine Prüfung in Auftrag gegeben, ob sie als Fahrradstraße geeignet wäre. In der Regel wird in Fahrradstraßen die Durchfahrt von Autos oder Krafträdern aber weiterhin erlaubt und durch Zusatzschilder gekennzeichnet. Es würde aber bedeuten, dass der Radverkehr Vorrang hat und Tempo 30 gilt. 

Update vom 09.03.2022, 6.45 Uhr: Fahrer war stark betrunken - und ein Defekt am Lkw?

Einen Monat nach der Verwüstungsfahrt eines Lkws durch eine Straße in Fürth ist die Unfallursache noch ungeklärt. Das Ergebnis des technischen Gutachtens des Sattelzuges stehe noch aus, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Die Schäden in der Straße sind inzwischen zum Teil repariert.

Der betrunkene Lkw-Fahrer hatte am 8. Februar in der Stadt nahe Nürnberg mehrere Autos gerammt und teils ineinandergeschoben. Einige der Wagen gerieten in Brand. Auch Häuser wurden demoliert und durch das Feuer beschädigt. Eins war vorübergehend nicht bewohnbar. Zwei Menschen wurden verletzt.

Ein Atemalkoholtest bei dem Fahrer ergab später nach Angaben der Polizei zwei Promille. Der 50-Jährige sitzt seither in Untersuchungshaft. Die Polizei ermittelt gegen ihn unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Straßenverkehrs.

Fest steht den Ermittlungen zufolge, dass der Mann zum Zeitpunkt des verheerenden Unfalls noch nicht lange unterwegs gewesen ist. Demnach hatte er seine Fahrt in Fürth gestartet und wollte in die Nähe von Köln fahren.

Wieso der Mann an einer Kreuzung eine rote Ampel überfuhr und dann nach dem ersten Zusammenstoß mit einem Auto nicht anhielt, ist jedoch noch unklar. Er hatte bei der Befragung nach Angaben der Staatsanwaltschaft eingeräumt, betrunken am Steuer gesessen zu haben. Das technische Gutachten soll klären, ob möglicherweise ein Defekt am Lkw vorlag.

Die Schäden an der Straße und den Gehwegen seien inzwischen ausgebessert, sagte ein Sprecher der Anwohnerinnen und Anwohner. "Die Häuser werden gerade repariert." Nach Angaben der Stadt sind Spenden aus der Bevölkerung für die Betroffenen in Höhe von etwa 38.000 Euro zusammengekommen.

Update vom 15.02.2022, 12 Uhr: Das war das eigentliche Ziel des Lkw-Fahrers - tonnenschwere Ladung

Fast eine Woche nach der Lkw-Chaosfahrt in einem Fürther Wohngebiet hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth neue Details zum Lkw-Fahrer und der Fracht des Sattelzuges bekannt gegeben. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk sagte Antje Gabriels-Gorsolke, dass der Lkw am Dienstag (08. Februar 2022) in einer Spedition in Fürth gestartet war. Der Lkw war schwer beladen: Er sollte Maschinenteile aus Stahl in die Nähe von Köln bringen. Das Gesamtgewicht betrug 26 Tonnen.

Warum sich der 50 Jahre alte Lkw-Fahrer gegen das Fernziel Köln und für die Hardstraße in Fürth entschied, ist weiterhin unklar. Die Staatsanwaltschaft sucht nach Antworten auf die wichtigen Fragen. Der Unfallfahrer sitzt aktuell noch in Untersuchungshaft und wollte bislang keine Angaben zum Unfallhergang machen.

Update vom 10.02.2022, 17.45 Uhr: Staatsanwaltschaft gibt neue Details bekannt

Die Bergungsarbeiten nach dem Unfall gestalteten sich am Mittwoch schwierig: Fachleute mussten zunächst 26 Stahlteile von der Ladefläche des Sattelaufliegers entfernen. Am Abend war es dann gelungen, den Lkw aufzurichten und abzuschleppen. Ein Experte soll diesen nun auf technische Defekte untersuchen.

Die Ermittler wollen den Lkw-Fahrer in der nächsten Zeit erneut befragen. Vor dem Ermittlungsrichter hatte dieser bisher zu den Vorwürfen größtenteils geschwiegen. Ein Atemalkoholtest nach dem Unfall hatte nach Angaben der Polizei zwei Promille ergeben. Eine Polizeisprecherin ging am Donnerstag davon aus, dass das Ergebnis der Blutprobe noch etwas dauern werde.

Zur Höhe des Schadens erwarteten die Ermittler am Donnerstag weitere Klarheit. Neben den Schäden an den 34 demolierten Fahrzeugen und dem Lastwagen galt das Augenmerk der Gutachter den Gebäuden.

Antje Gabriels-Gorsolke, Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, erklärte am Donnerstag, dass beim Fahrer Fluchtgefahr bestehe: "Beim Beschuldigten sehen im Moment Gericht Staatsanwaltschaft eine größere Gefahr, dass er sich dem Verfahren entzieht." Gegenüber dem Ermittlungsrichter habe der Beschuldigte bisher nur zugegeben, den Lkw gefahren zu haben und im Vorfeld Alkohol getrunken zu haben. "Zum eigentlichen Unfallgeschehen hat er bisher keine Angaben gemacht."

Um ein Strafmaß abzuschätzen, sei es derzeit aber noch viel zu früh. "Wir sind noch ganz am Anfang der Ermittlungen", sagt Gabriels-Gorsolke im Interview mit News5. Dem Fahrer drohe theoretisch aber eine Freiheitsstrafe von "weit mehr als fünf Jahren". Mehrere Sachverständige sollen nun den Unfallablauf rekonstruieren.

Unterdessen hat die Stadt Fürth ein Spendenkonto für die Anwohner der Hardstraße eingerichtet, deren Wohnungen und Autos beim Unfall beschädigt wurden. "Keine Wohnung, kein Auto, beschädigte Hausfassaden: Mit den Verwüstungen werden die betroffenen Anwohner*innen noch lange zu kämpfen haben." Wer helfen möchte, kann über folgende Kontaktdaten eine Spende überweisen:

  • Empfänger: Stadt Fürth
  • IBAN: DE93 7625 0000 0000 000018
  • Betreff: VW50.2000.0000 „Spenden Unfall Hardstraße“.

Eine Spendenquittung könne auf Wunsch über das Sozialamt ausgestellt werden, weist die Stadt zudem hin. 

Update vom 9.2.2022, 19.15 Uhr: Lkw-Fahrer wurde dem Amtsgericht vorgeführt

Die Polizei gab am Mittwochabend den aktuellen Stand der Ermittlungen zum Unfall in Fürth bekannt: Demnach stehe der Lkw-Fahrer in Verdacht, unter Alkoholeinfluss zunächst eine Unfallflucht begangen und dabei über 30 Autos gerammt zu haben. Zuvor war der Sattelzug an einer Kreuzung bereits mit einem Auto zusammengestoßen. Der Mann wurde mittlerweile dem Amtsgericht Fürth vorgeführt.

Im Zuge der Vorführung erließ der zuständige Ermittlungsrichter gegen den 50-Jährigen einen Untersuchungshaftbefehl. Zum Unfallgeschehen selbst habe sich der Mann aber bislang nicht eingelassen, teilt das Polizeipräsidium Mittelfranken mit. Gegen ihn wird nun wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort, fahrlässiger Körperverletzung, fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Brandstiftung ermittelt.

Update vom 9.2.2022, 15.30 Uhr: Fürths Oberbürgermeister äußert sich nach Unfall

Jung  hat sich nach der folgenschweren Irrfahrt des Sattelzugs durch eine Wohnstraße schockiert über das Ausmaß der Verwüstung gezeigt. Es sei ein Wunder, dass es keine Toten gegeben habe, sagte der Politiker am Mittwoch. Es sei unfassbar, was ein einziger Lkw außer Kontrolle anrichten kann. "Das ist schon eine Dimension, die einen erschrecken lässt."

Jung forderte, Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen. "Man muss sich wirklich Gedanken machen, wie das mit Lkw-Gefahren in großstädtischen Wohngebieten ausschaut. Aber das ist keine Sache, die die Stadt Fürth entscheiden kann. Das müssen sich Menschen in den Ministerien anschauen."

Die Polizei hatte den Lkw-Fahrer festgenommen. Er sollte noch am Mittwoch vor einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Die Beamten konnten ihn zunächst nicht befragen. Wie es zu der Irrfahrt kommen konnte, war deshalb noch unklar. 

Erstmeldung: Nach Unfall in Fürth: Mehrere Autos und ein Haus brennen

Gegen 19 Uhr fuhr ein 50 Jahre alter Lkw-Fahrer die Hardstraße in Richtung Billinganlage entlang. An der Kreuzung Berlinstraße missachtete der Fahrer nach erstem Ermittlungsstand der Polizei zunächst eine rote Ampel ehe er ein in der Kreuzung stehendes Auto touchierte. Dabei wurde die Autofahrerin leicht verletzt.

Ohne sich um den Unfall zu kümmern, fuhr der Trucker dann weiter. "Kurz vor der Cadolzburger Straße rammte der Lkw schließlich mehrere geparkte Fahrzeuge und schob sie vor sich her", heißt es im Polizeibericht. "Durch den Zusammenstoß gerieten neben dem Lkw auch mehrere Fahrzeuge sowie die Fassade eines Hauses in der Hardstraße in Brand", teilt die Polizei weiter mit.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden alarmiert, um das Feuer zu löschen. Das betroffene Haus wurde evakuiert. "Teilweise wurden Fahrzeuge in das Mauerwerk eingedrückt", sagte ein Polizeisprecher. "Da wird jetzt natürlich auch geprüft werden müssen, ob die Statik des Hauses noch standhält", hieß es am Dienstagabend. Am Mittwoch (9. Februar 2022) gab ein Polizeisprecher schließlich bekannt, dass das Haus bis auf Weiteres unbewohnbar sei. 

Immenser Schaden: 31 Autos zerstört

Wie die Polizei berichtet, war der Fahrer des tonnenschweren Sattelzugs betrunken. Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von zwei Promille. Eine Blutentnahme wurde angeordnet. Zudem wurde der Fahrer festgenommen. "Er hat sich damit schließlich strafbar gemacht", erklärte ein Sprecher der Polizei auf Nachfrage von inFranken.de am Dienstagabend.

Die Höhe des entstandenen Sachschadens ist bislang noch nicht bekannt. "Die Kollegen der Verkehrspolizei werden alle Hände voll zu tun haben, den Unfall aufzuarbeiten", sagte der Polizeisprecher kurz nach dem Zusammenstoß. Am späteren Abend heißt es im Polizeibericht, dass der Schaden "immens sein dürfte". Insgesamt wurden 31 Fahrzeuge beschädigt. Polizeisprecher Michael Konrad, berichtet, dass es an der Örtlichkeit "aussieht, wie auf einem Schlachtfeld". Man könne froh sein, dass es nicht zu schlimmeren Personenschaden gekommen ist. Der Polizist spricht von "Glück im Unglück". "Man darf sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn hier noch Passanten auf der Straße unterwegs gewesen wären."

Die weiteren Ermittlungen zu den Geschehnissen werden durch die Verkehrspolizei Fürth geführt. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ordnete zudem an, dass durch die Polizei ein Sachverständiger zur genauen Klärung des Unfallhergangs hinzugezogen wird. Die Hardstraße blieb aufgrund der Aufräumarbeiten mehrere Stunden gesperrt. Neben der Autofahrerin wurden auch der Lkw-Fahrer und ein Passant infolge der Irrfahrt verletzt.

Anwohner beschreiben nach Unfall Lage vor Ort

Anwohnerin Eva-Maria Mäusel berichtete gegenüber News5, sie habe zunächst einen lauten Knall gehört. Ihre Tochter sei daraufhin auf die Straße gerannt und habe die Autos brennen sehen. "Als hätte eine Bombe eingeschlagen, so sieht es hier aus", beschreibt sie die Situation. In der Hardstraße habe ein "flammendes Inferno" geherrscht.

Eva-Maria Müller, eine weitere Anwohnerin, wollte gerade ihre Kinder zu Bett bringen, als sie draußen "ein ganz grausliches Geräusch" gehört habe. Sie habe beobachtet, wie der Lkw in die Autos "reingerauscht" sei und gebrannt habe. Die Familie verließ daraufhin das Haus, um sich vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen. An einigen der Häuser, an denen der Lastwagen entlang geschrammt war, fehle nun die Fassade. Auch ihr eigenes Auto wurde bei dem Unfall zerstört, erzählt die Anwohnerin.

Eine weitere Zeugin schildert, dass sie "am ganzen Leib nur noch gezittert" habe. "Es war wirklich furchtbar", sagt sie zu News5. Nur kurze Zeit zuvor parkte die Frau ihren Wagen in der Straße, ehe auch er zerstört wurde. Als die Anwohnerin in ihrer Wohnung war, "machte es Rumms", schildert sie. Beim Blick aus dem Fenster sah die sofort die Flammen, die bis zum Dach hoch zu sehen waren. Überall war Rauch. "Es hat ausgesehen wie im Krieg, die Leute haben geschrien", erzählt die Anwohnerin sichtlich aufgelöst. Die Anwohnerinnen berichten auch von "Panik". Viele seien "geschockt".

Vorschaubild: © NEWS5/Oßwald