Ziegler-Insolvenz: Rund 450 Kündigungen - Investoren retten nicht alle Firmen

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Die Mitarbeiter zahlreicher Ziegler-Unternehmen bangten in den vergangenen Wochen um ihren Arbeitsplatz. Nun steht fest: In einigen Firmen kann der Betrieb fortgesetzt werden. Dennoch bekamen rund 450 Mitarbeiter die Kündigung.

Zahlreiche Firmen der Ziegler-Gruppe waren Ende des vergangenen Jahres aufgrund sinkender Nachfrage in eine finanzielle Schieflage geraten. 27 der insgesamt 45 Ziegler-Gruppengesellschaften mussten darum Insolvenz anmelden. Anfang Januar machte dann ein internes Schreiben Hoffnung. Nun vermeldet der zuständige Insolvenzverwalter Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun zwar einen Erfolg, doch nicht alle Unternehmen konnten gerettet werden.

Wie die Kanzlei am Mittwoch mitteilt, konnten mittlerweile einige der Unternehmen an Investoren verkauft werden - unter anderem die Engelhardt+Geissbauer GmbH mit Sitz in Burgbernheim (Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim) und 80 Mitarbeitern. Die Engelhardt + Geissbauer GmbH ist auf den Bau von Holzhäusern im Großraum Nordbayern/Franken spezialisiert und existiert seit 30 Jahren. Das geht aus der Internetseite des Unternehmens hervor.

Naila: Ziegler Modulbau GmbH wird von bisherigem Geschäftsführer übernommen

Auch für die Ziegler Modulbau GmbH mit Fertigungsstandort im oberfränkischen Naila wurde ein Investor gefunden, wie die Kanzlei am Freitagnachmittag (7. Februar 2025) mitteilte. In dem Unternehmen arbeiten momentan ungefähr 55 Angestellte an den Standorten in Plößberg und Naila. Sie alle werden nach Angaben der Kanzlei übernommen. Die Firma fertigt modulare Gebäudeelemente an, heißt es auf der Website des Unternehmens. 

Neuer Eigentümer ist die BGK Holding GmbH mit Sitz im baden-württembergischen Gerlingen, hinter der als Gesellschafter der bisherige Modulbau-Geschäftsführer Herwig Kohla sowie eine Investorengruppe aus Österreich stecken. Damit ändert sich auch der Name des Unternehmens: Dieses soll künftig Holzwerk Naila GmbH heißen.

Der Betriebsübergang ist für Mitte Februar geplant. "Die Übernahme unter anderem durch den bisherigen Geschäftsführer hat dabei den großen Vorteil der Kontinuität", sagte Böhm. 

Neuer Investor für Engelhardt + Geissbauer GmbH in Burgbernheim gefunden

Laut der Mitteilung der Kanzlei wurde auch die Engelhardt + Geissbauer GmbH gemeinsam mit den fünf weiteren Betrieben der Ziegler Hausbau-Gruppe um Engelhardt+Geissbauer von keinem Unbekannten übernommen: "Erwerber ist die 'FBSL Holding GmbH', deren Gesellschafter im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind und zu Teilen aus dem bisherigen Management der E+G-Gruppe bestehen", erklärt die Kanzlei.

Die Holding hat ihren Sitz ebenfalls in Burgbernheim und baue unter anderem PV-Anlagen für Gewerbe- und Privatkunden. Die Investorenfamilie will laut Schultze & Braun allerdings an den bestehenden Standorten der Unternehmen festhalten und übernahm 140 der 170 Mitarbeiter. Der Betriebsübergang erfolgte am Donnerstag (6. Februar 2025). Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. 

Geschäftsführer der neuen E+G-Gruppe, die weiterhin unter der Marke Engelhardt+Geissbauer auftritt, bleibt demnach Stefan Bauereiß. Dieser werde in den operativen Bereichen durch Marco Stäudtner, den bisherigen Leiter der Projektabwicklung, als weiteren Geschäftsführer unterstützt.

Rettenmeier Holding AG mit Sitz im Landkreis Ansbach übernimmt sechs Ziegler-Unternehmen

Momentan sei die Perspektive für die Sparte der Ziegler-Gruppe durchaus vielversprechend. Für die nächsten Monate verfüge sie über eine sehr gute Auftragslage. "Zurzeit liegen rund 50 Bestellungen für Häuser vor, die Produktion ist damit ausgelastet und verläuft termingerecht", teilt die Kanzlei mit. Die bestehenden Verträge würden unter dem neuen Investor fortgeführt.

Auch für eine andere Sparte der Unternehmensgruppe gibt es aktuell Grund zur Freude: Wenige Tage vor der Übernahme durch die FBSL Holding wurde für den Ziegler-Geschäftsbereich Holzverarbeitung ebenfalls ein Investor gefunden. Der fränkische Holzkonzern Rettenmeier Holding AG mit Sitz in Wilburgstetten (Landkreis Ansbach) übernahm laut einer Mitteilung der Kanzlei vier der insolventen Unternehmen. Zusätzlich erwarb die Firma die nicht insolventen Ziegler-Gesellschaften Prechtl GmbH Anlagen- und Maschinenbau sowie die Ruhland Druckluft & Systemtechnik GmbH.

Die Übernahme erfolgte bereits am 1. Februar. Auch hierbei sollen alle Standorte erhalten bleiben. Ungefähr 650 der insgesamt 770 beschäftigten Arbeitnehmer konnten außerdem übernommen werden. Das Unternehmen existiert nach Angaben auf der Website bereits seit mehr als 70 Jahren und betreibt sechs Standorte in ganz Europa.

Betrieb der Ziegler Logistik GmbH wurde eingestellt - alle 300 Mitarbeiter wurden gekündigt

Damit der Kaufvertrag zustande kommt, musste die Ziegler-Gruppe jedoch einige Zugeständnisse machen. Personalanpassungen seien "unumgänglich gewesen", betont Insolvenzverwalter Böhm. "Ohne eine Anpassung vor allem bei den Personalkosten wäre ein wirtschaftlicher Betrieb und damit die vereinbarte Investorenlösung unmöglich gewesen", begründete Böhm den drastischen Schritt.

Demnach sei der komplette Geschäftsbetrieb der Ziegler Logistik GmbH Ende Januar eingestellt worden. 300 Beschäftigten erhielten damit ihre Kündigungen. "Zwar hatte es lange so ausgesehen, dass auch für die Ziegler Logistik GmbH eine Investorenlösung zustande kommen könnte. Ein Investor hatte bis zuletzt die Übernahme geprüft, sich dann jedoch erst kurz vor Verfahrenseröffnung gegen eine Übernahme entschieden", ließ die Kanzlei verlauten.

Ohne einen Investor sei der Betrieb aufgrund der fortgesetzten Verluste allerdings nicht mehr rentabel gewesen. "Ich bedauere sehr, dass zahlreiche Ziegler-Mitarbeiter als Folge der Insolvenzanträge ihre Arbeitsplätze verloren haben", sagte Böhm. 

Vorschaubild: © Ziegler Group