Druckartikel: Auch am Sonntag keine Entwarnung: Wintereinbruch sorgt in Bayern weiter für viele Probleme

Auch am Sonntag keine Entwarnung: Wintereinbruch sorgt in Bayern weiter für viele Probleme


Autor: Robert Wagner, Agentur dpa

Franken, Sonntag, 03. Dezember 2023

Ein ungewöhnlich starker Wintereinbruch beschert Bayern Schnee, Eis und Verkehrschaos. Am Sonntag entspannt sich die Lage schrittweise: Flugzeuge heben in München wieder ab, erste Züge rollen an. Viele Sonntagsausflügler genießen die schönen, sonnigen Seiten des Winters.
Ein ICE steht nach starkem Schneefall am Hauptbahnhof in München.


Zusammenfassung vom 3.12.2023, 16.30 Uhr: Nach Schneechaos nur schrittweise Entspannung in Bayern

Heftiger Schneefall hat am Wochenende in Bayern gleichermaßen Verkehrschaos, Stromausfälle und weitere Probleme aber auch viel Wintervergnügen mit sich gebracht. Am Flughafen in München lief nach einer Sperrung der Flugbetrieb am Sonntagmorgen teilweise wieder an, bei der Bahn gab es noch erhebliche Einschränkungen. Auf den Straßen normalisierte sich die Lage. Überall im Freistaat genossen Menschen das für einen ersten Adventssonntag ungewöhnlich schneereiche Winterwetter. Auf Spazierwegen, Rodelhängen und Skipisten tummelten sich bei strahlendem Sonnenschein Ausflügler.

Nachdem am Samstag der Flughafen München den Luftverkehr einstellen musste, ging am Sonntag um 06.00 Uhr der Betrieb wieder los. Einem Sprecher zufolge entfielen aber immer noch rund 560 von etwa 880 geplanten Flügen. Passagiere wurden gebeten, sich vor Reiseantritt über den Status ihres Fluges zu informieren. Auch am Airport Memmingen lief der Luftverkehr am Sonntag wieder.

Diashows:

Schneefälle im Süden
Schneefälle im Süden
Technisches Hilfswerk befreit Bahnhofsdach von Schnee

Die Einstellung des Flugbetriebes in München am Samstag hatte sich auch auf Starts und Landungen an weiteren Flughäfen ausgewirkt. Die Flughäfen Frankfurt und Nürnberg nahmen zudem Maschinen auf, die München nicht mehr ansteuern konnten.

Einschränkungen im Bahnverkehr

Beim Bahnverkehr in Süddeutschland müssen Reisende einer Sprecherin zufolge bis Montag mit massiven Einschränkungen rechnen. Der Hauptbahnhof in München konnte am Samstag nicht mehr angefahren werden, auch Regionalbahnen standen still. Am Sonntag sollten zwei Fernverkehrsstrecken am Hauptbahnhof München vereinzelt wieder bedient werden, allerdings mit weniger Zügen. Eine DB-Sprecherin bat Passagiere darum, sich vor Reiseantritt über den Status ihrer Verbindung zu informieren und nicht notwendige Reisen auf Dienstag oder später zu verschieben.

Jede einzelne Bahnstrecke sollte am Sonntag geprüft werden, ob sie wieder befahren werden kann. Am Samstag hatten insbesondere unter der Schneelast zusammengebrochene Bäume die Gleise blockiert, teils waren Oberleitungen vereist.

Auf den Straßen in Südbayern normalisierte sich in der Nacht zu Sonntag der Verkehr. Die Behörden meldeten nur kleinere Unfälle. "Es stürzen immer noch ein paar Bäume um, aber da gab es nur Unfälle mit Blechschäden", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Auch in Niederbayern war das Unfallgeschehen einem Sprecher zufolge für die "Jahreszeit typisch". Ähnlich ruhig verlief die Nacht laut Polizei auf den Straßen im nördlichen Oberbayern und Schwaben.

Tausende Haushalte vor allem in Ober- und Niederbayern waren ohne Strom, nachdem am Samstag Bäume auf Leitungen gefallen waren. Am Sonntag dauerten die Reparaturarbeiten noch an, wie ein Sprecher von Bayernwerk Netz in Regensburg mitteilte.

Schulschließungen am Montag in zwei Landkreisen

Für die öffentlichen Schulen im Landkreis Mühldorf am Inn ordnete das dortige staatliche Schulamt für Montag Distanzunterricht an. Die Entscheidung sei angesichts der winterlichen Straßenverhältnisse zum Schutz der Schülerinnen und Schüler getroffen worden, hieß es.

Im Landkreis Starnberg entfällt für die Klassen 1 bis 6 der Grund- und Mittelschulen der Unterricht ganz, wie ein Sprecher des Landratsamtes am Sonntag sagte. Es werde aber eine Notbetreuung an den Schulen gewährleistet. Weiterführende Schulen wie Realschulen und Gymnasien könnten individuell entscheiden, ob sie Distanzunterricht anbieten oder den Unterricht ausfallen lassen. Dort sei keine Betreuung an den Schulen vorgesehen.

In Augsburg werden 20 Schulen vorläufig ganz oder teilweise gesperrt, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Grund seien die Schneemassen, die auf den Dächern der Gebäude lasten. Nach dem Abtauen des Schnees müssten die Gebäude auf ihre Statik hin überprüft werden. Eltern sind gebeten, sich bei den Schulen ihrer Kinder über den aktuellen Stand zu informieren.

Zoos geschlossen, Messe wieder geöffnet

Während der Tierpark Hellabrunn und der Zoo Augsburg am Sonntag noch geschlossen blieben, öffneten Sprechern zufolge die Münchner Messe und das Tollwood-Winterfestival wieder. Die Münchner Residenz wurde ebenfalls wieder für Besucher geöffnet, Schloss Herrenchiemsee und Schloss Linderhof dagegen blieben nach Angaben der Bayerischen Schlösserverwaltung am Sonntag geschlossen. Das galt wegen Schneebruchgefahr auch für den Schlosspark Nymphenburg. In Schloss Neuschwanstein nahe Füssen war am Wochenende regulärer Besucherbetrieb möglich.

Betrieb in Skigebieten

In den bayerischen Skigebieten liefen am Sonntag zahlreiche Lifte. Nachdem an der Zugspitze am Samstag Seilbahn und Zahnradbahn gesperrt werden mussten, war am Sonntag zumindest die Seilbahn wieder in Betrieb. In den Alpen-Plus-Gebieten Sudelfeld, Spitzingsee und Brauneck genossen Skifahrer seit Samstag den Neuschnee. Auch am Großen Arber im Bayerischen Wald waren Pisten und Loipen präpariert.

In den bayerischen Alpen herrschte erhebliche Lawinengefahr. Weiterer Neuschnee wurde für den Wochenanfang zunächst nicht erwartet. Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge soll es am Montag und Dienstag weiter kalt bleiben. Gerade nachts müsse mit Glätte gerechnet werden.

Innenminister: Noch keine Entwarnung

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte am Sonntag, dass noch keine Entwarnung gegeben werden könne, auch wenn der Schneefall seit Samstagabend in vielen Regionen nachgelassen habe. "Die großen Mengen nassen Schnees, die derzeit auf den Bäumen lasten, stellen ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar", sagte er. Abbrechende Äste oder herunterfallendes Eis sowie Bäume, die unter der Last nachgeben, gefährdeten Autofahrer und Fußgänger. Dass am Wochenende nichts Schlimmeres passiert sei, verdanke man auch der Arbeit der Einsatzkräfte, die seit Freitagabend tätig seien.

Auch Ministerpräsident Markus Söder und Verkehrsminister Christian Bernreiter (beide CSU) hatten am Wochenende den Hilfskräften gedankt.

Originalmeldung vom 2.12.2023

Die Prognosen vor dem Wochenende waren unklar: Gibt es auch in Franken Schneemassen? Oder wird es "nur" sehr kalt? Im Laufe des Samstags wird klar: Viel Schnee gibt es vor allem im Süden und Osten Bayerns, Probleme aber fast überall im Freistaat. In München musste wegen des "unkalkulierbaren Risikos" für die Zuschauer das Spiel des FC Bayern gegen Union Berlin abgesagt werden. Für die angereisten Fans gleich doppelt schlimm: Denn wegen des Schnees fielen in München gleichzeitig große Teile des Zugverkehrs aus und auch der Flughafen hatte vorübergehend den Betrieb eingestellt. 

Trotz weiter winterlichem Wetter hat sich die Lage auf den Straßen in Südbayern in der Nacht zu Sonntag (3. Dezember 2023) beruhigt. Der Flughafen München gab bekannt, am Sonntag um 6 Uhr den Flugverkehr wieder in Betrieb zu nehmen. Doch trotz entspannterer Verkehrslage fuhren am frühen Sonntagmorgen weiterhin keine Züge am Münchner Hauptbahnhof. 

Stromausfälle, Verkehrschaos und ADAC-Warnung

Große Probleme gibt es auch im benachbarten Tschechien: Starke Schneefälle haben auch dort zu Verkehrsproblemen und Stromausfällen geführt. Hunderte Räumfahrzeuge waren am Samstag im Dauereinsatz. In der Verwaltungsregion Südböhmen an der Grenze zu Bayern wurde der Schneenotstand ausgerufen. Dort war über Nacht rund ein dreiviertel Meter Neuschnee gefallen. Auf der Autobahn D1 zwischen Prag und Brünn (Brno) bildete sich nach einem Lkw-Unfall ein rund 20 Kilometer langer Stau.

Mehr als 15 000 Haushalte waren nach Angaben der Energieversorger ohne Strom, nachdem schwerer Nassschnee Freileitungen beschädigt hatte. Im Zugverkehr kam es auf mehreren Strecken wegen umgestürzter Bäume zu Sperrungen und Behinderungen. 

Doch nicht nur im Bahnverkehr, auch auf der Straße gibt es große Probleme: Denn der starke Schneefall verursacht in Bayern lange Staus auf den Autobahnen. Auf der A8 in Richtung Salzburg erstrecke sich nahe München ein Stau bereits auf 30 Kilometer, sagte eine Sprecherin des ADAC am Samstagvormittag. Deutschlandweit gebe es aktuell 96 Staus mit mehr als zehn Kilometern Länge - sämtliche in Bayern. Auch die A6 und die A9 seien stark betroffen. Der Automobilclub empfehle, vorübergehend auf nicht notwendige Autofahrten zu verzichten und wenn, dann nur mit Winterausrüstung zu fahren, sagte die Sprecherin.

Zahlreiche Unfälle auf fränkischen Straßen

Wie wichtig eine angepasste Fahrweise und gute Winterbereifung sind, zeigen auch mehrere Unfälle in Franken.  In der Nacht auf Samstag geriet beispielsweise ein Autofahrer bei Herzogenaurach bei winterlichen Verhältnissen von der Straße ab und landete schließlich mitten in einer Schafsherde. Auch aus dem Landkreis Ansbach wurden mehrere Unfälle wegen glatten Straßen gemeldet. Die Polizei berichtet allein von fünf Unfällen in der Nacht auf Samstag

Im Landkreis Forchheim gab es ebenfalls mehrere Unfälle wegen Schnee und Glätte. Besonders bitter traf es hier einen Fahranfänger, der erst einen Tag seinen Führerschein hatte: Wegen nicht angepasster Geschwindigkeit kam er laut Polizei von der Straße ab und muss nun auch rechtliche Konsequenzen fürchten. 

Darüber hinaus ist der Zugverkehr in Franken noch relativ glimpflich davon gekommen. Denn generell ist der Zugverkehr in Bayern aufgrund der anhaltenden Schneefälle erheblich beeinträchtigt. Wie die Deutsche Bahn am Samstag mitteilte, kommt es im Freistaat in verschiedenen Regionen seit Freitagabend zu Verspätungen und Zugausfällen. Besonders betroffen dabei die Regionen im Süden Bayerns und an der Grenze zu Tschechien. In Franken kann es vor allem im Osten im Bahnverkehr in die Oberpfalz Probleme geben. 

Wetteraussichten: Fällt noch mehr Schnee?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt derweil weiter vor den winterlichen Bedingungen in Deutschland. Nach den schweren Schneefällen an den Alpen und im Erzgebirge werden in der Nacht zu Sonntag etwas weniger Flocken erwartet, wie der Meteorologe Robert Hausen vom DWD in Offenbach am Samstag mitteilte. Am Sonntag kommt es in der Osthälfte Deutschlands zu örtlichen Schneeschauern. "Am ersten Advent zeigt sich dabei vielerorts auch mal länger die Sonne", sagte Hausen. Oftmals gebe es bei 0 bis -4 Grad leichten Dauerfrost. Nur in den Niederungen vom Emsland bis zum Oberrhein werden Höchstwerte zwischen 0 bis 4 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag bleibt es dem DWD zufolge im Nordwesten meist bedeckt, zeitweise fällt Schnee. Örtlich könne Nebel auftreten. Die Tiefsttemperaturen liegen am Niederrhein um 1 Grad, sonst zwischen -1 und -8 Grad. Bei längerem Aufklaren über Schnee und südlich der Donau können es auch -10 bis -15, vereinzelt sogar bis -20 Grad werden.

Die neue Woche beginnt im Norden zunächst mit gebietsweise Schneefall, der jedoch abklingen wird, wie die Meteorologen voraussagen. Durch Niederschläge im Tagesverlauf besteht vorübergehend Glatteisgefahr. Von Berlin bis zu den Alpen dagegen bleibt es vermehrt trocken. Die Höchstwerte liegen im Westen und Südwesten bei 1 bis 5 Grad, sonst überwiegend Dauerfrost bei -5 bis 0 Grad. rowa/mit dpa