Stickoxid-Grenzwerte 2018 vielerorts überschritten - auch in einer fränkischen Stadt

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Eine Luft-Messstation für Feinstaub und Stickoxide: An den meisten Messstellen in Franken ist Stickoxid-Grenzwert im Jahr 2018 zurückgegangen. Foto: Bernd Weissbrod/dpa
Eine Luft-Messstation für Feinstaub und Stickoxide:  An den meisten Messstellen in Franken ist Stickoxid-Grenzwert im Jahr 2018 zurückgegangen. Foto: Bernd Weissbrod/dpa

Die Luftverschmutzung vor allem aus Diesel-Abgasen bleibt vielerorts höher als erlaubt. In mindestens 35 deutschen Städten wurde der EU-Grenzwert für gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid (NO2) im vergangenen Jahr überschritten. Doch wie sieht es mit der NO2-Belastung in Franken aus?

Das Umweltbundesamt (UBA) hat eine erste Bilanz zur Entwicklung der NO2-Grenzwerte in deutschen Städten veröffentlicht. Rund 6000 Menschen in Deutschland sterben pro Jahr vorzeitig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die von Stickstoffdioxid (NO2) ausgelöst werden.Der Grenzwert für NO2, der seit 2010 eingehalten werden muss, liegt bei 40 µg/m³ im Jahresmittel.

Stickstoffdioxid-Grenzwert: Nur an einer fränkischen Messstelle überschritten

Frankenweit wurde 2018 dieser Wert nur an einer Messstation überschritten: In der von-der-Tann-Straße in Nürnberg, wo der Jahresmittelwert sogar im Vergleich zum Vorjahr angestiegen ist (von 43 auf 46 µg/m³). Leichte Anstiege verzeichneten auch Bayreuth, Nürnberg (Hauptbahnhof) und Schwabach. Ansonsten sind die Messwerte bei den meisten fränkischen Messstellen im Vergleich zum Jahr 2017 gleich geblieben oder gesunken, wie unsere Übersicht zeigt.

Eine Übersicht über die gemessen NO2-Werte im Jahr 2018 an den Stationen in Franken (von Norden nach Süden):

  • Hof (Messstelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt): 17 µg/m³ (2017: 17 µg/m³)
  • Kulmbach (Konrad-Adenauer-Straße): 20 (21)
  • Schweinfurt (Obertor): 21 (23)
  • Aschaffenburg (Bussardweg): 28 (31)
  • Bayreuth (Hohenzollernring): 30 (29)
  • Bamberg (Löwenbrücke): 24 (24)
  • Kleinwallstadt (Hofstetter Straße): 16 (17)
  • Würzburg (Stadtring Süd): 33 (38)
  • Erlangen (Kraepelinstraße): 17 (18)
  • Burgbernheim (Grüne Au): 12 (12)
  • Nürnberg (Muggenhof): 27 (29)
  • Nürnberg (Hauptbahnhof): 35 (34)
  • Nürnberg (von-der-Tann-Straße): 46 (43)
  • Schwabach (Angerstraße): 24 (22)
  • Ansbach (Residenzstraße): 31 (32)

Wie aus der ersten Bilanz des Umweltbundesamts (UBA) hervorgeht, wird der NO2-Grenzwert bundesweit in mindestens 35 Städten überschritten. Für 28 der insgesamt 65 Städte, die den Grenzwert 2017 übertrafen, sind noch nicht alle Zahlen für 2018 da. Die höchste Belastung hatte nun Stuttgart mit 71 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft vor München mit 66 Mikrogramm.

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Insgesamt hat die Luftbelastung durch Diesel-Abgase im vergangenen Jahr leicht abgenommen - im Mittel der verkehrsnahen Messstationen um etwa zwei Mikrogramm pro Kubikmeter. Gab es 2017 an 45 Prozent dieser Stationen zu hohe Werte, waren es 2018 nach einer Hochrechnung des UBA noch 39 Prozent. Der verbindliche Grenzwert gilt seit 2010.

Ursachen für leichten Rückgang der Luftbelastung: Tempolimits, Neuwagen, Software-Updates und das Wetter

Gründe für den Rückgang der städtischen NO2-Belastungen sind laut UBA Tempolimits und Verkehrsbeschränkungen, mehr neue Autos, Software-Updates zur besseren Abgasreinigung bei älteren Diesel, aber auch das Wetter. Was wie viel zur Minderung beigetragen hat, lässt sich dem Amt zufolge allein anhand der Messdaten nicht bestimmen.

NO2 in Städten stammt zu einem großen Teil aus Diesel-Abgasen. Damit werden auch erste Fahrverbote in Städten begründet. In Hamburg wurden schon im vergangenen Jahr Straßenabschnitte für ältere Diesel gesperrt, in Stuttgart sind sie seit dem Jahreswechsel aus dem ganzen Stadtgebiet verbannt. Weitere Städte - darunter Frankfurt, Berlin und Köln - sollen in diesem Jahr folgen. Die Deutsche Umwelthilfe hatte die Einschränkungen vor Gericht erzwungen.

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Die Bundesregierung versucht mit Förderprogrammen und Nachbesserungen älterer Dieselautos gegenzusteuern. Zudem sollen Autobesitzer mit Prämien zum Kauf saubererer Wagen bewegt werden. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger sagte: "Nur saubere Autos bieten Sicherheit vor drohenden Fahrverboten." Die Technologie wie auch die rechtliche Regelung zur Hardware-Nachrüstung älterer Diesel mit Katalysatoren seien da und müssten nun schnell zum Einsatz kommen. "Denn mit den derzeitigen Maßnahmen dauert es einfach zu lange, bis wir überall saubere Luft haben."

Im Jahr 2017 lag die NO2-Belastung den amtlichen Messungen zufolge in 65 Städten über dem Grenzwert. Entscheidend ist dabei der höchste Jahresmittelwert in einer Stadt. Vier dieser 65 Städte haben den Grenzwert 2018 eingehalten: Regensburg, Ludwigshafen am Rhein, Solingen und Halle (Saale). Zwei Städte, die 2017 noch knapp im grünen Bereich lagen, überschritten 2018 den erlaubten Wert: In Leipzig und Koblenz wurden 42 Mikrogramm NO2 gemessen.

Das Umweltbundesamt bekommt die Daten von den Umweltbehörden der Länder geliefert. Die Bilanz beruht auf Daten der Messstationen, die automatisch und stündlich Werte liefern. Im Mai kommen laut UBA die Werte sogenannter Passivsammler dazu, die noch ausgewertet werden. Die Kommunen betreiben auch noch eigene Messstationen, die aber für die EU-Richtlinie zu Luftschadstoffen nicht relevant sind.

Abnahme bei den Feinstaubwerten, Anstieg bei der Ozon-Konzentration

Beim Feinstaub (PM10) hat das UBA einen Erfolg zu vermelden: Erstmals seit 2005 wurden die Grenzwerte 2018 in keinem Ballungsraum mehr überschritten. An 35 Tagen im Jahr darf die Belastung über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen. Nur eine industrienahe Messstation beim nordrhein-westfälischen Lünen maß an 36 Tagen höhere Werte.

Für das UBA ist das aber kein Grund zur Entwarnung, da die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Wert von 20 Mikrogramm empfiehlt.

Angestiegen ist die Konzentration von Ozon. Im Rekordsommer 2018 wurde laut UBA das Langfristziel zum Schutz der Gesundheit - nämlich höchstens 120 Mikrogramm pro Kubikmeter im Mittel über acht Stunden - an allen 265 Messstationen überschritten, durchschnittlich an 37 Tagen pro Station. Das sei "ungewöhnlich oft", hieß es.

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