Sauna für die Seele

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Die Flammen lodern vor der indianischen Schwitzhütte, in der Körper und Geist Reinigung erfahren.Hack
Die Flammen lodern vor der indianischen Schwitzhütte, in der Körper und Geist Reinigung erfahren.Hack
 
"Haui" beim Schwitzhüttenaufbau. Die Vulkansteine werden in einem Feuer vor dem Inipi erhitzt und dann glühend ins Weidenzelt getragen. Fotos: Hack
"Haui" beim Schwitzhüttenaufbau. Die Vulkansteine werden in einem Feuer vor dem Inipi erhitzt und dann glühend ins Weidenzelt getragen.  Fotos: Hack
 
 
Die Bänder, mit denen die Weidenruten zusammengehalten werden, haben alle ihre Bedeutung. Königsbad Forchheim
Die Bänder, mit denen die Weidenruten zusammengehalten werden, haben alle ihre Bedeutung. Königsbad Forchheim
 
Haui (Klaus Hack) in den Bad Lands, South Dakota. privat
Haui (Klaus Hack) in den Bad Lands, South Dakota. privat
 
 
 
Wenn Klaus Hack nicht arbeitet oder Schwitzhütten baut, geht er mit seinem treuen Vierbeiner gerne in die Natur, hier zum Beispiel zum Walberla. Hack
Wenn Klaus Hack nicht arbeitet oder Schwitzhütten baut, geht er mit seinem  treuen Vierbeiner gerne in die Natur, hier zum Beispiel zum Walberla. Hack
 
Saunameisterin Petra Sponsel freut sich auf den fränkisch-deftigen Sauna-Abend. Königsbad Forchheim
Saunameisterin Petra Sponsel freut sich auf den fränkisch-deftigen Sauna-Abend. Königsbad Forchheim
 
Saunameisteri Michael Hölzel freut sich auf den fränkisch-deftigen Sauna-Abend. Königsbad Forchheim
Saunameisteri Michael Hölzel freut sich auf den fränkisch-deftigen Sauna-Abend. Königsbad Forchheim
 
Der neue "Saunaführer" für die Region Franken & Oberpfalz.
Der neue "Saunaführer" für die Region Franken & Oberpfalz.
 

So sorgen glühende Basaltsteine, Erde, Wasser, Luft und Feuer für eine Neugeburt von Körper und Geist.

Ob Asterix oder Ali Baba: Im Forchheimer Königsbad kann Saunieren ein geschichtsträchtiges Erlebnis sein. Die Aufgießer schlüpfen gerne in verschiedenste Rollen. Unter ihnen ist aber auch einer, der seine Rolle nicht spielt, sondern lebt: Klaus Hack (52) aus Pinzberg (Oberfranken) ist Leiter einer indianischen Schwitzhütte. Im Königsbad Forchheim freut man sich schon jetzt auf April 2019, weil Sie dann als Schamane eine indianische Schwitzhütte aufbauen...Klaus Hack: Stopp! Ich bin kein Schamane. Ich bin ein ganz normaler Franke, der allerdings bei den Lakota-Indianern in Nordamerika in die Lehre gegangen ist. Ich praktiziere das Zeremoniell der Schwitzhütte nicht nur bei Events, sondern es ist ein Lebensweg, den ich schon seit 25 Jahren gehe. Dann ist eine indianische Schwitzhütte viel mehr als eine klassische Sauna?Die klassische Saunatradition, wie wir sie in Europa kennen, kommt von den Samen aus Finnland. Schon bei ihnen hatte das Saunieren nicht nur einen gesundheitlichen Aspekt, sondern auch einen spirituellen: Es ging um die Reinigung von Körper und Geist. Übrigens war das auch bei anderen Urvölkern so, auch bei unseren Vorfahren, den Kelten, die vor wichtigen Entscheidungen Schwitzbäder gemacht haben. Und um in die Spirits um uns herum, die Geistwelt, einzutauchen. Das klingt jetzt sehr mystisch.Ja, aber das sind keine neuen, spinnerten Ideen, sondern nur Dinge, die wir vergessen haben oder die uns genommen wurden - zum Beispiel von der Kirchenpolitik vergangener Jahrhunderte. Ich bin, zumindest auf dem Papier, katholischer Christ, aber mir ist klar, dass fast überall, wo heute Kapellen und Kirchlein stehen, früher keltische, spirituelle Kultstätten waren, die von der Kirche überlagert wurden. Was hat Ihr Interesse an diesen Dingen geweckt?Ich war 19 Jahre alt, als mein Vater tödlich verunglückt ist. Damals war Gott für mich erst mal tot. In den Folgejahren bin ich in der ganzen Welt herumgereist, wollte Menschen kennen lernen, war auf der Suche. Als ich geheiratet und Kinder bekommen hatte, habe ich gespürt: Es muss irgendwas geben, irgendeinen Schöpfungsplan. Ein guter Freund hat damals in Amerika indianische Schwitzhütten kennengelernt. Danach kam eins zum anderen. Ich habe die Zeremonie der Reinigung von Körper, Geist und Seele für mich entdeckt und viel von den Lakota-Indianern gelernt. Was denn?Zum Beispiel den Grundsatz: Ihr könnt für alles beten. Aber nicht gegen etwas. Also für Heilung, aber nicht gegen eine Krankheit. Ob etwas gelingt oder nicht, liegt immer zu 50 Prozent an dir selbst. Du musst den Arsch hoch kriegen und in die Gänge kommen. Wer kommt zu Ihnen nach Pinzberg?Ich mache das nicht kommerziell. Aber ich schüre bei mir in Pinzberg mindestens einmal im Monat die Schwitzhütte an und das spricht sich immer herum. Was kostet die Teilnahme?(lacht) Ich halte das ganz wie die Indianer: Sie darf nichts kosten. Ich wehre mich gegen die Plastik-Schamanen, die nur ihrem eigenen Geldbeutel Heilung bescheren. Ich missioniere nicht, darum habe ich auch keine Homepage oder so. Wer die Schwitzhütte ausprobieren möchte, muss sich rühren, Eigenverantwortung zeigen. Kennen lernen kann man die Hütte auch im Königsbad - allerdings lasse ich da zeremonielle Sachen wie die Pfeife weg. Ist man in der Schwitzhütte nackt?Nein, Männer haben Bade-Shorts an, Frauen zum Beispiel ein Schwitzhüttenkleid. So wird der sexuelle Aspekt außen vor gelassen. Allerdings ist es drinnen ohnehin recht dunkel. Wie sieht die Schwitzhütte genau aus? Ein indianisches Inipi - die Ur-Sauna oder Schwitzhütte - ist geformt wie ein Iglu und besteht aus 16 Weidenruten, die 16 Sternbilder symbolisieren. Die Kuppel wird mit Decken - früher Fellen - behängt. In der Mitte ist eine Grube für die glühenden Steine. Die werden vor der Hütte im Feuer erhitzt und mit einer Eisengabel, vorbei am so genannten Altar, in die Hütte getragen. Dann wird die Tür geschlossen. Das Ganze symbolisiert den Menschen: Das Feuer ist Kopf und Gehirn, in dem es ständig lodert. Der Altar ist das Herz, das berührt. Die Hütte an sich ist die Gebärmutter. Wir gehen rein, um neugeboren wieder rauszugehen. Mit Kräutern und Wasseraufgüssen wird diese Wandlung in Fluss gebracht.

Was sind das für Kräuter? Beifuß, Salbei, Liebstöckel-Wurzel - die funkelt wie Sterne, wenn man sie klein gerieben über die heißen Steine gibt - , Zedern- und Sandelholz, Melisse, Pfefferminz, Süßgras und Sanddorn. Auch hier sieht man wieder eine Verbindung der Kulturen: Die Kräuterbüschel zu Mariä Himmelfahrt haben ähnliche Bestandteile. Wie ist die Atmosphäre in der Hütte?Man sitzt eng beieinander, die Schwitzhütte hat nur etwa einen Durchmesser von drei Metern. Etwa 20 Leute passen hinein. Die glühenden Steine erhitzen die Luft auf etwa 100 Grad. Und dann kommt es darauf an, was jeder mitbringt an Gefühl, Stimmung, Emotionen. Das alles schwingt im Raum mit. Was macht der Schwitzhüttenleiter, nachdem die Tür geschlossen wurde?Ich singe indianische Lieder und vollziehe die Aufguss-Tradition. Es gibt vier Runden, in jeder Runde kommen sieben glühende Steine dazu. Zwischen Begrüßung und Verabschiedung gibt es eine Runde für die spirituelle Welt, also für alle Wesen, die um uns herum sind und die wir nicht sehen. In der dritten Runde kann man mitteilen, was einen bewegt, man kann auch danken oder einfach schweigen. Dabei ist man immer geerdet - man sitzt ja buchstäblich mit Arsch und Füßen am Boden. Gibt es in der Schwitzhütte Regeln?Die Schwitzhütte ist ein geschützter Raum. Alles, was gesprochen wird, bleibt da drin. Eine Schwitzhütte ist kein Hokuspokus, keine Orgie, kein Drogen-Event - es ist etwas ganz Altes, das wir nur vergessen haben. Nämlich, dass Körper und Geist im Einklang der Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft quasi neu geboren werden.

Das Gespräch führte Redakteurin Diana Fuchs

Und zu gewinnen gibt es auch etwas...

Schwitzkur: Die nächste indianische Schwitzhütte ist im Königsbad Forchheim für April 2019 geplant. Wer sich jetzt schon mit einem "Fränkisch-bayerisch-deftigen Sauna-Abend" auf die Saison einstimmen möchte, kann dies am Samstag, 3. November, tun: bei Live-Musik vom "Gitarren-Sepp", deftigen Brotzeiten und Show-Aufgüssen des Sauna-Teams, unter anderem mit Sliwowitz und Almjodler. Für dieses Event verlost der Fränkische Sonntag dreimal zwei Freikarten, außerdem gibt es fünf nagelneue Ausgaben des "Saunaführers" (-> unten) zu gewinnen. Wer mitmachen möchte, schreibt eine Mail mit einer originellen Begründung, warum gerade er/sie die Saunakarten/ den Saunaführer gewinnen muss, an die FS-Redaktion: d.fuchs@infranken.de; bitte Telefonnummer und Adresse zum Zuschicken des Gewinns angeben.Einsendeschluss: Montag, 29.Oktober, 13 Uhr. Wohin zum Schwitzen? Erholung, Entspannung, Immuntherapie: Die besten Orte zum Saunieren stellt die Neuauflage des "Saunaführers" (Franken & Oberpfalz) vor. Dem Buch liegen Gutscheine bei: 51 Saunaanlagen, Spaßbäder, Wellness-Oasen und Hotels können kostenfrei oder zu reduziertem Eintritt besucht werden. Den "Saunaführer" gibt es im Buchhandel oder unter www.der-saunafuehrer.de für 24,90 Euro, ISBN: 978-3-86696-787-8.