Der Schnitt ist ein fester Bestandteil der fränkischen Gastronomie - doch was hat es damit genau auf sich und was gilt es beim Bestellen zu beachten?
Wer in Franken Lust auf ein Bier hat, dem bieten sich diverse Möglichkeiten, sowohl was Sorte oder Marke, als auch die bevorzugte Örtlichkeit angeht. Helles, Dunkles, Weizen oder Pils finden sich in verschiedensten Varianten in Dorfwirtshäusern, im Biergarten oder auch auf dem Keller. Hat man sich entschieden und ist vor Ort, steht auch dem ein oder anderen Seidla nichts mehr im Weg. Im Lauf des Abends stellt sich am Tisch aber oft die Frage: Noch ein Bier bestellen oder doch nach Hause gehen? - Und niemand wird sich einig. Für diese Momente gibt es in Franken glücklicherweise einen optimalen Kompromiss: den Schnitt.
Den meisten wird diese allseits beliebte Bier-Größe schon bekannt sein, doch es gibt sicher den ein oder anderen, der nicht vertraut damit ist. Zumal es beim Bestellen eines Schnitts eine gewisse Etikette gibt, der man folgen sollte, wenn man sich Ärger mit dem Wirt ersparen will. Außerdem ist der Schnitt gerade außerhalb Bayerns vielen Menschen kein Begriff - für Freunde und Bekannte von außerhalb also die perfekte Gelegenheit, sich ein wenig fränkisches Grundwissen anzueignen.
Einen Schnitt bestellen: wann, wie viel und wieso?
Der Schnitt, in anderen Regionen auch als "Spruz" oder "Pfiff" bekannt, ist eine nicht exakt definierte Menge an Bier. Im Gegensatz zum Seidla (0,5 l) oder der Maß (1,0 l) gibt es hier keine genaue Vorgabe, keinen Eichstrich, an dem sich der Wirt beim Einschenken orientiert. Wenn man es sehr umgangssprachlich sagen will, könnte man den Schnitt als "halbes Seidla" bezeichnen - aber das wäre eben nicht ganz korrekt. Jeder Schnitt, den man bestellt, sieht anders aus. Man kann dabei je nach Wirt, Glas, Zapfhahn und Situation mehr oder weniger Glück beim Zapfen haben. Die Technik für einen Schnitt ist nämlich nicht besonders präzise.
Statt wie üblich das Bierglas schräg an den Zapfhahn zu halten und eine schöne Schaumkrone auf einer ordentlichen Menge Bier zu kreieren, hat der Wirt beim Schnitt das Glas einfach senkrecht unter dem Hahn und lässt das Bier ohne jede Vorsicht laufen. Am Ende bekommt der Gast dann ein Glas, das zu einem erheblichen Teil mit Schaum gefüllt ist. Hat sich dieser etwas gelöst, ist in etwa das halbe Glas mit Bier gefüllt, aber eben nie ganz genau zur Hälfte, sondern mal etwas mehr und vielleicht mal etwas weniger.
Die ungenaue Menge ist aber gar nichts Schlimmes, denn den Schnitt bestellt man für gewöhnlich nur zu einem einzigen Anlass: kurz bevor man geht, als eine Art Rausschmeißer unter den Biervarianten also. Einfach so ein Wirtshaus zu betreten und einen Schnitt zu bestellen, das gehört sich wiederum nicht - Voraussetzung ist, dass man vorher mindestens ein (gerne auch mehrere) normales Bier bestellt und getrunken hat. Befolgt man diese Regel, so gilt außerdem: Einen Schnitt bestellt man normalerweise nur einmal. Das Heimgehen mit mehreren Schnitt weiter hinauszuzögern ist im Normalfall ungern gesehen - schließlich könnte man statt zwei Schnitt auch einfach noch ein Seidla bestellen.
Ärger mit Wirt und Freunden sparen
Angeblich gab es früher auch das Brauchtum, dass der Gast nach bezahlter Zeche noch einen Schnitt vom Wirt aufs Haus eingeschenkt bekam - das ist heute aber wohl auch davon abhängig, wie hoch die Zeche ausfällt oder wie gut man den Wirt kennt. Als selbstverständlich sollte man dies jedenfalls nicht ansehen. Dennoch ist der Schnitt fester Bestandteil der fränkischen Gastronomie und steht vielerorts sogar auf der Getränkekarte. Wo dies nicht der Fall ist, gibt es im Normalfall aber trotzdem die Möglichkeit, für kleines Geld noch einen solchen Absacker zu erwerben.
Was man über den Schnitt außerdem wissen sollte: Er wird stets frisch gezapft. Das unterscheidet ihn vom weniger beliebten "Naacherla", das einen abgestandenen Getränkerest bezeichnet, der beispielsweise beim Fasswechsel an der Zapfanlage übrig geblieben ist und den man normalerweise wohl wegschütten würde. Ein Schnitt dagegen ist eben eine Art, sich noch einmal zu verabschieden und ein letztes Mal mit den anderen am Tisch anzustoßen.