Im November 2023 machte sich Adrian Niski auf den Weg und lief den Frankenweg von Blankenstein bis nach Gräfenberg, 250 km durch die Fränkische Schweiz. Im Interview verrät er, was das Laufen in der Fränkischen Schweiz für ihn so besonders macht.
Adrian Niski ist ein begeisterter Trailläufer, der ursprünglich aus der Nähe von Stuttgart stammt. Während seines Studiums in Bamberg entdeckte er seine Leidenschaft für das Traillaufen. Auch wenn er mittlerweile in Innsbruck lebt, bleiben das Bamberger Umland und die Fränkische Schweiz für ihn untrennbar mit diesem Sport verbunden. Im November 2023 lief er einen Teil des Frankenwegs. In einem Interview mit inFranken.de teilt Adrian seine Erfahrungen über das Traillaufen, die Fränkische Schweiz und den Frankenweg.
Traillaufen als Leistungssport
Im Juni 2023 startet Adrian Niski bei der Trail WM in Innsbruck für Deutschland beim Trail Long. Er wird hinter Hannes Namberger zweitschnellster Deutscher und belegte bei diesem internationalen Wettbewerb den 34. Platz. Adrian ist gebürtiger Schwabe, seine komplette Studienzeit verbringt er in Bamberg, wo er die Liebe zum Traillaufen für sich entdeckte.
Im November 2023 läuft Adrian einen Teil des Frankenwegs. Der Weg führt über 520 km und 16.000 Höhenmeter vom Rennsteig, der Grenze zwischen Bayern und Thüringen, zur Schwäbischen Alb. Auf dem Weg durchquert man das Höllental und das Flößerland, bevor die Regionen Obermain und Jura für einige steile Anstiege sorgen. Adrian ist insgesamt drei Tage auf dem Frankenweg unterwegs und legt in dieser Zeit 250 km zu Fuß zurück. Mitten im November läuft er von Blankenstein bis nach Gräfenberg. Kurz vor seinem Start in dieses selbstgewählte Abenteuer gibt es einen plötzlichen Wintereinbruch und Adrian hat bei seiner Herausforderung mit Schnee und sehr niedrigen Temperaturen zu kämpfen.
Abseits der Wettkämpfe und dem Leistungssport sucht sich Adrian immer wieder Herausforderungen außerhalb seines Wettkampfkalenders. So überquerte er bereits die Alpen und versuchte sich am GR 221 auf Mallorca. Nicht immer gelingen diese Abenteuer und er kommt nicht an seinem gewünschten Ziel an. Wir haben Adrian gefragt, was die Fränkische Schweiz für ihn zu einem besonderen Ort macht. Wann und wie hat er das Traillaufen für sich entdeckt? Was ist der Reiz am Laufen in der Natur für ihn? Wie geht er mit Rückschlägen um? Und welche Tipps hat er für Menschen, die sich gerne einmal im Trail Running ausprobieren wollen.
Der Frankenweg als Trail
Adrian atmet etwas schwer bei seinen Antworten. Es könnte nicht passender sein, ist er doch gerade auf dem Weg zu einem seiner Hausgipfel, während er auf unsere Fragen antwortet. Das Besondere am Trail Running ist für Adrian einerseits die Einfachheit, sagt er. Als Adrian zu seinem Studium nach Bamberg kommt, macht er noch sehr ambitioniert Triathlon. 2016 startet er beim Challenge Roth und belegt Platz 15 in seiner Altersklasse. Doch der Triathlonsport ist aufwendig. Nicht nur das Training in den unterschiedlichen Disziplinen kostet sehr viel Zeit. Auch das Organisieren von Wettkämpfen und dem Trainingsalltag ist mit all den nötigen Trainingsutensilien aufwendig. Anders sei das beim Traillaufen, so wie beim Laufen auch: "Du brauchst eigentlich nur die Laufschuhe und kannst raus", sagt er. Es sei einfach schön in der Natur zu laufen, auf Pfaden, am Berg. "Es ist abwechslungsreich", erklärt er. Er sieht im Traillaufen auch die Ursprünglichkeit. "Irgendwie ist das Laufen ja auch ein Teil unsere Wurzeln auf Pfaden als Jäger, auf und ab, unterwegs zu sein und zu jagen". Heute jagt Adrian natürlich weniger nach Tieren, wohl eher nach den Glücksgefühlen auf dem Gipfel oder am Ende eines langen Laufs.
Sich mit anderen zu messen und Wettkämpfe zu laufen, macht Adrian Spaß. Doch Prüfungen und Rennen, der reine Leistungsvergleich, das ist für ihn nicht alles. Er läuft weniger, um sich zu beweisen und sieht den Sport nicht nur als Mittel zum Zweck. Ähnlich wie die Musik oder Kunst, denkt er, macht der Sport den Menschen aus. Wenn Adrian kreativ werden kann in der Planung und Realisierung seiner selbst gewählten Herausforderungen, wie den Frankenweg zu laufen, dann macht das den Lauf für Adrian zu etwas Besonderem. Ihm macht es Spaß, seine Routen zu planen, zu überlegen, wo er sich auf dem Weg verpflegen kann und wo er unterkommt, sollte er Schlaf brauchen. Diese selbst kreierten Läufe werden von keinem Veranstalter vororganisiert. Adrian muss nicht einfach nur seine Leistung erbringen, er muss das große Ganze im Blick haben und unterwegs immer wieder kreative Lösungen für Probleme finden. Adrian liebt es, sich selber zu überraschen und bei diesen Herausforderungen Dinge zu schaffen, von denen er vielleicht selbst nicht dachte, sie bewältigen zu können. Je "unmachbarer", je "absurder" eine Herausforderung erscheint, desto reizvoller ist sie für ihn.
Warum sich Adrian gerade den Frankenweg für einen seiner Sololäufe ausgewählt hat und was den Weg, der einmal durch die Fränkische Schweiz führt, so besonders macht, erklärt er so: Die Fränkische Schweiz und Bamberg sind Orte, an dem Adrian das Traillaufen für sich entdeckt hat. Bis heute verbindet er die Fränkische Schweiz mit seinen Anfängen in diesem Sport. Im Studium lernt er viele Leute kennen, die klettern. Er bekommt über diese Kletterszene in der Stadt mit, dass es in der Fränkischen Schweiz einige Hügel und viele schöne Wanderwege und Pfade gibt. Und nachdem er bereits als Kind mit seinen Eltern im Kleinwalsertal wandern gewesen war, machte er sich auf Erkundungstour durch die Fränkische Schweiz, die er als "einfach kitschig" beschreibt. Für Adrian ist der Weg durch die Fränkische Schweiz immer auch ein Weg in die Vergangenheit, er hat immer das Gefühl in der Fränkischen Schweiz ist die Zeit ein bisschen stehengeblieben. In ihm löst das ein "heimeliges Gefühl" aus. Er fühlt sich in dieser Region wohl. Er liebt die Felsformationen, das teils steile Auf und Ab, wenn sich die Blätter im Herbst färben, die Täler und die Flüsse. Adrian verbindet die Fränkische Schweiz auch mit seiner Studienzeit in Bamberg, die für ihn etwas sehr Besonderes war, gerade, weil er auch durch die Menschen damals zum Laufen bzw. Traillaufen gefunden hat. Traillaufen bleibt für Adrian einfach auch immer "nur Laufen", er ist da kein Fan von Kategorisierungen.
Der Umgang mit Druck
Doch nicht alle Abenteuer, die sich Adrian sucht, kann er auch zu Ende bringen. Auf die Frage, wie Adrian damit umgeht, wenn er scheitert, sagt er, dass für ihn der Weg das Ziel sei. Für ihn ist jeder Rückschlag eine Möglichkeit zu lernen – über sich, seine Fähigkeiten, seine Grenzen. Dieser Prozess des Lernens ist für Adrian etwas ganz Besonderes und sehr Schönes. Wenn er Rückschläge betrachtet, dann versucht er immer das große Ganze zu sehen: "Was habe ich aus dieser Erfahrung mitgenommen? Wie kann ich daran wachsen?" Er vergleicht diesen Lernprozess damit, eine Sprache zu lernen: "Da regt man sich ja auch nicht über jedes falsche Wort auf und erwartet auch nicht sofort von einem selbst, dass man die Fremdsprache direkt fließend spricht. Du freust dich über jede Form der Verständigung, wenn man zum Beispiel ein Brötchen in der Bäckerei in Frankreich auf Französisch bestellen kannst."
Für Adrian ist Akzeptanz im Umgang mit Rückschlägen etwas sehr Elementares. In Bezug auf das Laufen sei sein größter Rückschlag, sagt Adrian ganz offen, dass er sich zu einer Zeit, in der er sehr leistungsorientiert unterwegs war und auch umfangreich gesponsort wurde, selbst zu viel Druck gemacht hat. Dabei hat er damals die Freude und den Spaß am Laufen nach und nach verloren. Das, was für ihn das Laufen so besonders gemacht hat, war auf einmal nicht mehr da. Von dort wieder zurückzufinden zu der Freude und Leichtigkeit, war vermutlich die größte Herausforderung und die bisher wichtigste Lektion – sich freizumachen von seinem eigenem und dem Druck von außen und wieder mit Freude laufen zu können.
Weniger Ambitionen hat er deshalb heute nicht. Im Gegenteil, sagt er, er wolle sich weiter messen, sich aber nicht mehr irgendwelchen Vorgaben fügen, bestimmte Veranstaltungen zu laufen. Er glaubt nicht, dass es das eine Mittel oder den einen Weg gibt, um im Leistungssport Erfolg zu haben. Mit dieser neu gewonnen Erkenntnis und viel Freude am Laufen schaffte er den Sprung zurück in den Wettkampf und lief letztes Jahr bei der WM in Innsbruck mit. Manchmal müsse man halt auch einfach ein bisschen pragmatisch sein und nicht zu emotional auf Rückschläge blicken, das Problem erkennen, benennen und dann lösungsorientiert an die Probleme herangehen. "Es bringt nichts, immer nur herum zu heulen und sich zu beschweren. Das habe ich eine Zeit lang gemacht, bis ich einfach akzeptiert habe, dass das so einfach nichts für mich ist". Adrian löst sich von seinem Sponsor, arbeitet jetzt neben dem Sport und entscheidet selbst, wann und wo er an der Startlinie steht und welche Sololäufe er macht.
Tipps zum Laufeinstieg vom Profi
Viele seiner Mehr-Tages-Läufe, wie auch zuletzt den Frankenlauf, macht Adrian im Alleingang. Doch warum ist das so? Wenn er alleine unterwegs ist, schätzt er es besonders "präsent zu sein", im Moment zu sein, er denkt dann nicht groß über Dinge nach, versucht nicht, seinen Kopf freizubekommen. Er genießt die Umgebung, schaut durch die Gegend, hält an, wenn er ein Foto machen will. Läuft mal schneller, mal langsamer, alles so, wie es für ihn in dem Moment am besten passt. Das geht auf Naturwegen für ihn am besten. Wenn er alleine unterwegs ist, erklärt Adrian, könne er außerdem schnelle und unabhängige Entscheidungen treffen: "Du musst dich nach keinem richten, das macht vieles einfacher. Das heißt aber nicht, dass es schöner ist." Adrian mag es also auch, zusammen mit Freunden zu laufen: "Die Momente zu teilen, wenn man zum Beispiel zum Sonnenaufgang auf einen Gipfel läuft, das ist schon etwas sehr Besonderes."
Am Ende hat Adrian natürlich auch ein paar Tipps parat, wenn man mit dem Traillaufen anfangen möchte. Sein erster Ratschlag: Einfach loslaufen. Überall könne man Wege und Pfade finden. Es seien keine hohen Berge notwendig, in jedem Wald könne man in der Natur laufen. Auch in Bamberg findet man tolle Pfade, die durch angrenzende Wälder führen. Für Adrian muss Traillaufen nicht unbedingt im Gebirge stattfinden: "Einfach raus aus der Stadt, rein in die Natur, weg vom Asphalt und genießen".
Traillaufen muss nach Adrian auch nicht "ultra krass oder ultra weit" sein, auch wenn das Traillaufen dieses Image manchmal mit sich bringt. Man kann diesen Sport überall und auf jedem Leistungsniveau betreiben. Adrian schlägt vor, mit kurzen Läufen zu starten und sich an seinem eigenen Leistungsniveau zu orientieren. Wenn man eine kleine hügelige Runde im Wald läuft, ist das auch schon Traillaufen und man kann dabei auch hin und wieder stehen bleiben. "Gerade, wenn es den Berg hochgeht, kann man auch mal zügig gehen, so machen das die Profis auch, das ist ganz oft viel effektiver." Wer entspannt laufen will, sollte sich dabei noch unterhalten können. Da muss man akzeptieren, dass man am Berg auch mal gehen muss.
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