Märchen und Mythen: Spannende Ausflüge in Franken zu sagenumwobenen Orten
Autor: Susy Bergmann
Franken, Donnerstag, 07. März 2024
Franken bietet viele sagenumwobene Orte, die du besuchen kannst. Um Burgen, Wälder, Höhlen und Felsen ranken sich märchenhafte Geschichten. Wir stellen dir drei Sagen aus fränkischen Regionen vor.
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Sagen sind volkstümliche Erzählungen, die über lange Zeit nur mündlich weitergegeben wurden und sich so immer wieder veränderten. Obwohl die Überlieferungen oft märchenhaft und fantastisch sind, haben sie immer einen wahren Kern. Sie handeln von Personen, die es wirklich gegeben hat und von realen Orten. Sagen erklären Ortsnamen, Naturphänomene oder historische Ereignisse auf ihre Art. Regionale Besonderheiten spiegeln sich in ihnen wider. Es lohnt sich häufig, die Schauplätze solcher Sagen zu besuchen.
Schutzgeist der Türme: Die blaue Agnes
Um die Kaiserburg in Nürnberg, eine der bedeutendsten Burgen Deutschlands, ranken sich zahlreiche Sagen. Dass im tiefen Brunnen der Kaiser Karl auf das Ende der Welt warten soll, hast du vielleicht schon mal gehört. Aber kennst du auch diese Geschichte? Einst lebte in einem der Burgtürme, dem Sinwellturm, der Turmwächter Jörg Kohler. Er war Witwer, seine Kinder waren gestorben und so war er ganz alleine.
Er überblickte die ganze Stadt und musste das Signalhorn blasen, wenn es brannte. Als Nebenverdienst webte er Stoffe und färbte sie blau. Als er einmal aus der Stadt zurückkam, fand er vor seinem Turm ein halb verhungertes kleines Waisenmädchen. Er nahm sie bei sich auf und nannte sie Agnes. Das Mädchen trug nur blaue Kleider aus den selbstgemachten Tüchern des Türmers. So hieß sie bald die blaue Agnes. Die beiden lebten viele Jahre zusammen als Vater und Tochter.
Als Jörg Kohler alt wurde, sorgte Agnes für ihn. Eines Nachts brach in der Stadt ein Brand aus. Doch vom Sinwellturm hörte man kein Feuerhorn. Als der Brand gelöscht war, fand man den alten Jörg tot im Turm. Nach seinem Tod verschwand Agnes. Fast fünfzig Jahre lang blieb der Sinwellturm unbewohnt. Als schließlich ein neuer Turmwächter einzog, hörte er nachts die Schritte und Lieder der blauen Agnes. Sie half von nun an diesem Türmer und weckte ihn, wenn er während des Dienstes einmal einschlief.
Nürnberger Burg: 113 Stufen bis zum Sinwellturm
Später erschien sie auch auf den anderen Türmen der Burg. Vor großen Bränden warnte die blaue Agnes lange vorher, indem sie die Feuerglocke leise läutete, das Feuerhorn an der Wand bewegte oder alle Uhren anhielt. Sie war und blieb der Schutzgeist der Türme.
Video:
Der Sinwellturm, ein Rundturm aus dem 13. Jahrhundert, steht im östlichen Teil der Nürnberger Burg auf einem hohen Felsen. Obwohl er hoch aufragt, überstand er, als eins der wenigen Gebäude der Burg, die Luftangriffe des 2. Weltkriegs. Du kannst ihn über 113 Stufen erklettern und eine großartige Aussicht über Nürnberg und das Umland genießen. Am Turm nisten Wanderfalken, in deren Horst du per Webcam schauen kannst.