Warum Kinder nie früh genug mit Büchern anfangen können: Klaus Schwanda im Porträt

Meist schreibt Klaus Schwanda Gedichte. Dass der Forchheimer Autor jetzt ein Kinderbuch vorlegt, verdankt sich einer Redewendung, die er aufschnappte. Als ihn eine Bekannte wie verabredet um 12 Uhr anrief, begrüßte Schwanda sie mit einem "pünktlich wie die Maurer". Und die Bekannte korrigierte ihn: "Pünktlich wie eine Kirchenmaus."
Er habe gar nicht gewusst, "dass es den Ausdruck gibt", sagt Schwanda. "Und ich wusste auch nicht, dass daraus ein Kinderbuch wird."
Am Morgen, nachdem Klaus Schwanda erstmals von der Pünktlichkeit der Kirchenmaus gehört hatte, sitzt er sehr früh in seinem Wohnzimmer und sieht den Mond - und notiert folgenden Reim: "Der Mond ganz leicht verschleiert, bestrahlt vom Sonnenlicht; verborgen hinter Bergen - man sieht es deshalb nicht."
Der Reim steht jetzt in einem Buch mit dem Titel "Friedeline die Kirchenmaus". Als ein "Märchen - nicht nur für Kinder" bezeichnet Klaus Schwanda das von der Pädagogin Sarah Reinhardt illustrierte Buch. Der 67-jährige Autor aus Forchheim sah es als Gelegenheit, einige pädagogischen Überlegungen in einen Text zu packen. Schwanda knüpft an eine persönliche Erinnerung an: Als er vor vielen Jahren einen Hund von Bekannten übernahm, war ihm aufgefallen, dass sich die beiden Kinder des Hundehalters "benahmen, als ob der Hund ein Spielzeug wäre".
Diesen falsch verstandenen Umgang mit Tieren, den Klaus Schwanda bei Kindern wiederholt beobachtet hat, wurde zum Ausgangspunkt seines Märchens. Es beginnt damit, dass ein Geschwisterpaar einer Katze eine Blechbüchse an den Schwanz bindet. Da taucht ein mächtiger, mannshoher magischer Kater auf und verwandelt die beiden. Von nun an müssen der Junge und das Mädchen als Katze Kunibert und als Kirchenmaus Friedeline ihr Leben fristen. Aus Schwester und Bruder sind also erstmal feindliche Tiere geworden.
Für Kindergarten- und Grundschulkinder der ersten zwei Jahrgangsstufen sei dieser Stoff besonders geeignet, meint der Forchheimer Autor. "Freundschaft kann größte Gegensätze überwinden", das sei die Grundaussage des Märchens. Klaus Schwanda hat den Text einem Kindergarten zum Probelesen gegeben. Die Erzieherinnen hätten ihm bestätigt, dass diese Geschichte über Liebe, Nächstenliebe und Vertrauen gut ankomme.
Wird es am Ende eine Zurückverwandlung von Friedeline und Kunibert in Menschenkinder geben? Über diese spannende Frage hat Klaus Schwanda lange sinniert. Bis ihm eine Probeleserin sagte: "Wenn du sie zurückverwandeln lässt, ist die Geschichte aus." Das wollte Klaus Schwanda nicht und er setzte auf einen offenen Schluss. Auch darin steckt ein pädagogischer Fingerzeig: "Wenn jeder glaubt, das Ziel ist erreicht, dann geht es erst los."
Am Ende des Buches haben die verwandelten Geschwister die Aufgabe, ihre neue freundschaftliche Beziehung als Katz und Maus zu bestätigen.
Spät entdeckte Liebe zum Schreiben
Buch Klaus Schwandas erstes Kind
erbuch "Friedeline die Kirchenmaus" ist im Verlag Wiesenburg erschienen und kostet 12,80 Euro. Das Märchen des Forchheimer Autors ist überall im Buchhandel zu haben. In Forchheim liegt es in der Bücherstube an der Martinskirche, im Lotto- und Ticketshop Kefferstein sowie bei moyo home & garden auf.
Autor Der promovierte Jurist und gebürtige Forchheimer Klaus Schwanda hat seine Liebe zum Schreiben und insbesondere zur romantischen Lyrik erst spät und auf Umwegen entdeckt. Sein Debüt gab er im Sommer 2015 mit dem Gedichtband "Meine Liebe zu Dir wird niemals sterben". Zuletzt, 2019, erschien "Liebe - ein Labyrinth".
Illustratorin Die Erzieherin und Krippenpädagogin Sarah Reinhardt stammt aus Waldsassen. Als Künstlerin hat sie sich auf Acryl-Bilder spezialisiert. Zudem ist sie Gründungsmitglied des Kunstvereins in Waldsassen.
Leseförderung Dank des Vereins FOrsprung wird die Leseförderung im Landkreis Forchheim groß geschrieben. Das Bildungsbüro des Kreises fördert die Idee des Lesen als Schlüsselkompetenz für den Wissenserwerb seit Jahren. Deshalb werden beispielsweise ehrenamtlichen Lesepaten in Kindertagesstätten unterstützt, indem das Bildungsbüro unentgeltlich "Lesekoffer mit altersgerechtem Vorlesematerial" ausgibt. Die Sinnhaftigkeit dieser Koffer wurde sogar schon von Studierenden der Buchwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen wissenschaftlich untersucht - und bei einer Bildungskonferenz der Bildungsregion Landkreis Forchheim im Jahr 2017 vorgestellt. Die 3. Bildungskonferenz wollte im April den "Welttag des Buches" zum Thema machen. Wegen Corona musste das Projekt verschoben werden. red