Nur wenige Einwohner wissen noch, dass Bieberbach einst ein Rittergut war.
Tausende Gäste besuchen derzeit Bieberbach - wegen des laut Guinness-Buch größten Osterbrunnens der Welt. Den wenigsten ist dabei bewusst, dass der Ort uralt ist, im Mittelalter ein Rittergut war und sogar eine Burg besaß.
Wenn man durch den hügeligen Ort Bieberbach fährt, der etwa auf gleicher Höhe wie Wichsenstein (um die 500 Meter) über dem Trubachtal thront, sieht man, von der Kirche kommend linker Hand, einen kleinen Felsenhang, ähnlich den Hängen rings um Thuisbrunn und kleine Häuser, die sich an den Berg schmiegen und teilweise sogar Kellergewölbe beherbergen. "Eingerahmt" wird dieses für einen Wohnort ungewöhnliche Gebiet durch zwei Straßen. Einmal die normale Fahrstraße Richtung Ortsmitte folgend zum Osterbrunnen und einmal bei der Kirche beginnend, links um den Felsenberg herum.
Diese Straße mündet beim Ferienhof Distler wieder auf die Fahrstraße, die hier eine Kreuzung bildet. Der Ferienhof war früher einmal das Gasthaus "Zum alten Schloss" und lag am Rande des Burgareals.
Die Herren von Tagesstetten waren die ersten, denen laut Burgenforscher Hellmut Kunstmann, das Gebiet nachweislich gehörte. Die Herren von Schlüsselberg hatten ebenso Anteile an dem Ort und der Burg, was durch den Verkauf des gesamten Besitzes anlässlich des Todes Konrad II. von Schlüsselberg im Iphofer Vertrag von 1349 dokumentiert ist. Die Burggrafen von Nürnberg erwarben die Schlüsselberg-Anteile in Bieberbach, die jene an die Herren von Wichsenstein weiter gaben. Letztere waren von 1390 bis 1561 die Herren auf Burg Bieberbach. 1618 ging die Burg endgültig auf die Herren von Egloffstein über, die schon zeitweise (im 15. Und 16.
Jahrhundert) Lehensrechte besaßen.
Zu jener Zeit war von der Burg schon nicht mehr sehr viel übrig, wie Kunstmann berichtet. 1525 im Bauernkrieg erstmals zerstört, fiel sie endgültig im Jahre 1632 dem Schwedenkrieg zum Opfer. Die Reste der Burg sind, laut Chronik derer von Egloffstein, nach dem großen Brand in Bieberbach 1812 abgetragen und die zugehauenen Steine für den Haus- und Scheunenbau verwendet worden.
Für den häufigen Besitzwechsel der Burg sorgte auch die Reformations- und Gegenreformationszeit. 1625 kauften die Egloffsteiner die Burg. Von 1701 bis 1724 stritten sich das Bistum Bamberg, die Stadt Nürnberg und die Herren von Egloffstein um die Dorfherrschaft, stellte Pfarrer Johannes Bergdolt in seiner Pfarrbeschreibung von 1915 fest. "Sieger" blieben letztendlich die Herren von Egloffstein, die von den Fürsten von Brandenburg-Kulmbach auch mit der Dorfherrschaft belehnt worden waren.
1733 gehört das gesamte Rittergut Bieberbach zum Majorat Egloffstein.
Auch die Franzosen plünderten 1796 im August hätte Bieberbach eine Burg nötig gehabt. In diesem Jahr zogen die Franzosen durch die Gegend und plünderten. In Bieberbach töteten sie den Gastwirt Distler, weshalb 30 kaiserliche Husaren und etliche Affalterthaler Bauern nach Bieberbach zogen, um die Franzosen (erfolgreich) von dort zu vertreiben.
Noch ein Wort zu den Schlüsselbergern. Konrad II. war der mächtigste Spross dieses Geschlechtes. Für Waischenfeld und Ebermannstadt erwarb er 1315 und 1323 Stadtrechte, womit wirtschaftlicher Aufschwung verbunden war. In über 240 Orten zwischen dem Steigerwald und der Oberpfalz zählte Burgenforscher Gustav Voit Schlüsselberger Besitz. Schwerpunkt war die Fränkische Schweiz mit der Gegend um Waischenfeld als Mittelpunkt.
Hier hatten die Schlüsselberger allein Eigentum in 63 Orten, darunter Lehensrechte am Burgstall in Bieberbach.
Möglicherweise in Erinnerung an diese turbulente Zeit übertrug die Bieberbacher Gemeinde dem Maurermeister Schwesinger von Waischenfeld den Bau der Schule im Juli 1846. Das Gebäude existiert als Gemeindehaus noch heute. 1225 war, nach derzeitiger Quellenlage, übrigens das Jahr der Ersterwähnung des Ortsnamens Bieberbach. Damit könnte der Ort in zehn Jahren einen runden, den 800. Geburtstag feiern.