Vierbeiniger Lebensretter aus Effeltrich

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Der Effeltricher Sebastian Erner mit seinem Rettungshund Luna. Fotos: privat
Der Effeltricher Sebastian Erner mit seinem Rettungshund Luna. Fotos: privat
Sebastian Erner trainiert mit seiner Hündin Luna.
Sebastian Erner trainiert mit seiner Hündin Luna.
 
Alia befindet sich noch in der Ausbildung zum Rettungshund.
Alia befindet sich noch in der Ausbildung zum Rettungshund.
 
Rettungshunde tragen einen roten sattelähnlichen Umhang mit einem Kreuz als Erkennungszeichen.
Rettungshunde tragen einen roten sattelähnlichen Umhang mit einem Kreuz als Erkennungszeichen.
 

Bis ein Hund die Rettungshundeprüfung ablegen darf, ist viel Vorarbeit geleistet worden. Sebastian Erner aus Effeltrich hat seine Labradorhündin Luna entsprechend ausgebildet.

Meist ist es Nacht, wenn die Rettungshundestaffel von der Polizei alarmiert wird. Dann sind aber alle anderen Vorbereitungen in dem abzusuchenden Gelände bereits getroffen. Die Jäger wurden informiert, dass Hundestaffeln unterwegs sind. Aber die Hunde, ohne Leine und ohne Halsband, tragen ohnehin einen roten sattelähnlichen Umhang mit einem Kreuz als Erkennungszeichen.

Wenn Sebastian Erner aus Effeltrich seiner schwarzen Labradorhündin Luna den roten Sattel anlegt, ist er immer in einer brisanten Angelegenheit unterwegs: Personensuche mit der Hunderettungsstaffel auf einer großen freien Fläche. 90 Prozent der Einsätze sind nachts. Von einer Auffindungsquote zu sprechen ist schwierig, da nicht gewährleistet ist, dass sich die vermisste Person auch in dem Gelände befindet.

Sie suchen Vermisste, Kinder, Suizidgefährdete, Ausgerisse, Orientierungslose

Erst
vergangene Woche wurde die Rotkreuz-Hundestaffel Fürth für eine Suche im Wald alarmiert. Um 20.45 Uhr zogen sie los. Ein Rettungshund geht gezielt ins Dickicht, streckt seine Nase in die Höhe und tut, was er gelernt hat: Menschen riechen, diese aufsuchen und bei den Kranken oder Verletzten bleiben - bei Menschen, die aus dem Heim weggelaufen sind, die orientierungslos sind, leider manchmal auch bei verschwundenen Kindern oder Suizidgefährdeten.

Bis das Herrchen da ist, sitzt der ausgebildete Rettungshund bei den Opfern und bellt diese an. Bellt, um zu sagen: "Hier ist jemand, der dir gleich hilft." Er bellt aber auch, um dem Herrchen zu sagen: "Komm hierher. Hier ist die Person, die deine Hilfe braucht." Gerät der Gesuchte in Panik und versucht wegzurennen, geht der Hund auf einige Meter Distanz, bleibt aber immer bei dem Menschen. Opferbindung nennt sich das und "es ist eines der wichtigsten Dinge, die der Hund in seiner dreijährigen Ausbildung zum Flächenhund lernt", sagt Erner.

Meist ist Sebastian Erner als Hundeführer mit einem Helfer unterwegs, damit dann der Helfer bei dem Kranken bleibt, während der Rettungshundeführer per Handy oder Funk Hilfe herbei ruft. "Einen Krankenwagen, die Bergwacht, je nachdem, welche Hilfe gebraucht wird", erzählt Erner. Und er meldet der Einsatzleitung zum Beispiel: "Wir befinden uns am südlichen Punkt meines Suchgebietes."

Das Suchgebiet ist immer eine große Freifläche, ein Waldstück, eine Wiese oder eine andere große Fläche am Kanal entlang. 40 Einsätze hatten Sebastian und Luna 2011, 32 Einsätze im vergangenen Jahr. Fast jede zweite Woche gibt es einen Einsatz. Die Staffeln sind immer als Teams unterwegs. Ein Team besteht aus Mensch und Hund.

Bis der Hund die Rettungshundeprüfung ablegen darf, ist viel Vorarbeit geleistet worden, allem voran der Eignungstest.

"Der Hund muss freundlich gegenüber Menschen sein, darf nicht aggressiv und nicht überängstlich reagieren, da es auch passieren kann, dass der verletzte oder verwirrte Mensch auf den Hund einschlagen möchte", erklärt Erner. Dazu muss der Hund gut sozialisiert sein, von klein auf an die unterschiedlichsten Situationen wie eine Fahrt in der S-Bahn oder einen Spaziergang in der Fußgängerzone gewöhnt werden. Die Grundkommandos "Sitz, Platz oder Bleib" muss er natürlich auch beherrschen, bevor er die Ausbildung zum Rettungshund machen darf. "Als Rettungshund braucht man einen zuverlässigen, gewissenhaften Hund. Er muss in den Wald reingehen, ohne planlos herumzulaufen und er muss beim Opfer bleiben, egal, ob ein Schuss fällt, ein Zug rattert oder eine läufige Hündin vorbeigeht", erklärt Erner.

Herr und Hund sind gefordert

Damit das alles klappt, sind viele Trainingseinheiten während der dreijährigen Ausbildung erforderlich, Trainingseinheiten, die vor allem Herr und Hund als Team fordern. Denn bei einer Personensuche arbeitet nicht nur der Hund, der Rettungshundeführer muss das Gebiet ebenfalls überprüfen. Hat der Hund alles durchsucht? Wenn nein, muss er den Hund ein Teilstück nochmals durchforsten lassen.

Inzwischen ist Erners zwölfeinhalb Jahre alte Hündin Profi wie er selbst. Erner ist nicht nur als Hundehalter, sondern seit drei Jahren auch Ausbildungsleiter.

Seine dreijährige Hündin Aila, ein ungarischer Vorsteherhund, lernt auch schon seit fast drei Jahren fleißig, welche schwierigen Aufgaben ein Rettungshund zu bestehen hat. Bei der Opferbindung ist Aila noch etwas unsicher. Sicher nicht leicht, das Herrchen zu verlassen, um minutenlang bei einer anderen Person zu bleiben. Selbst wenn es nur im Training ist. Und doch ist es das A und O, wenn man ein Rettungshund sein möchte. Genauso wie der Herr seinem Hund Erste Hilfe bietet, wenn sich der Rettungshund bei seinem Einsatz verletzt. Ein Team eben, unterwegs, um Menschen zu helfen.