"Trotz der Sperrung tut sich nix"

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Von der FO 25 aus können die Busse schon seit Ende Juni keine Fahrgäste mehr zum Bahnhof Kersbach bringen. Foto: Ekkehard Roepert
Von der FO 25 aus können die Busse schon seit Ende Juni keine Fahrgäste mehr zum Bahnhof Kersbach bringen. Foto: Ekkehard Roepert

Straßensanierungen und Umleitungen wegen des ICE-Ausbaus behindern seit Wochen den Verkehrsfluss in Forchheim.

22 Ordner hat Klaus Hummel angelegt, um bei den Baustellen im Landkreis Forchheim den Überblick zu bewahren. Seit 15 Jahren ist er nun der Beauftragte für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis. Doch seit 2013 kommt es Klaus Hummel vor, als wäre seine Arbeit eine einzige riesige Baustelle. Er öffnet den Ordner "Forchheim", der wiederum aus 15 Unterordnern besteht. So viele Straßen- und Brückensanierungen seien jahrelang verschoben worden, sagt Hummel. "Jetzt scheint alles gleichzeitig zu passieren."
Hinzu kommt der ICE-Ausbau in Forchheim. Der beschert Klaus Hummel und auch Roland Brütting, Chef des Forchheimer Verkehrsamtes, ärgerliche Probleme. Grund sind die unzuverlässigen Zeitpläne der Deutschen Bahn (DB).
Aktuelles Beispiel: Seit 27. Juni können die Autos und Busse nicht mehr über die FO 25 in Richtung Kersbach fahren. "Doch trotz der Sperrung tut sich nix", sagt Hummel. Die Strecke ist weiterhin nur einspurig befahrbar. Daher bringt die Bus-Linie 216 die Fahrgäste zum Bahnhof Forchheim, wo sie zwar Anschluss an den Regionalexpress, aber nicht an die S-Bahn haben.
"Die Bahn kommt nicht in die Puschen", sagt auch Roland Brütting. Da werde eine Straße gesperrt und dann werde zwei Wochen nichts daran gearbeitet. Was Brütting noch mehr in Rage bringt: "Uns gegenüber äußert sich die Bahn nicht. Du kriegst keine Antwort, sie kommen nicht zur Einladung, sie tauchen nicht zur Besprechung auf." Gleichzeitig habe die Bahn die Sperrung der Augrabenbrücke beantragt. Weil der Verkehr momentan über diese Brücke geleitet werden müsse, hat Brütting "die Sperrung versagt, bis Kompromisse angeboten werden".
Klaus Hummel versucht eine Erklärung für die nervigen Verzögerungen, die er immer wieder an den Baustellen beobachtet: "Zurzeit gibt es einen Boom im Straßenbau. Manche Firmen lassen, wenn sie neue private Aufträge reinbekommen, die staatlichen Aufträge liegen." Nein, widerspricht DB-Sprecher Thomas Sulzer: "Wir haben Bauverträge mit den Firmen und da gibt es Vertragsstrafen." Und die Gründe für die Verzögerung? Eine Presse-Anfrage vom 11. August blieb von der Bahn bis heute unbeantwortet.
Angesichts der vielen Baustellen sei der "eng gestrickte Fahrplan" ein Handicap, betont Klaus Hummel. "Aber der Fahrplan ist wirtschaftlich. Wäre er weniger eng, dann bräuchten wir mehr Busse", wirbt der ÖPNV-Beauftragte um Verständnis.


Klagende Fahrgäste

Wie Roland Brütting, leidet auch Klaus Hummel unter der Vielzahl der "Aufgabenträger", die in Forchheim aktiv sind: Die Bahn, die Stadtwerke, das Staatliche Bauamt - "jeder will seine Suppe kochen", sagt Hummel.
Der daraus resultierende Organisationsaufwand ist gewaltig. Zum Beispiel: Bei jeder Verlegung einer Bus-Haltestelle müssen Vertreter der Polizei, des Ordnungsamtes, des Tiefbauamtes, des Landratsamt und eines Busunternehmens vor Ort sein.
Was Hummel am meisten zu schaffen macht, sind die Klagen der Fahrgäste. "Die Früchte, die wir mit der Optimierung des Nahverkehrs seit 2006 gewonnen haben, drohen wir jetzt zu verlieren." Bei jeder Zugfahrplan-Änderung müsse der Busfahrplan geändert werden. Mit entsprechenden Reibungsverlusten. "Es kann passieren, dass viele Leute resignieren und wieder mit dem Auto fahren."