"Jedes Revier hat ein eigenes Kitzrettungsteam, bestehend aus drei Leuten, dem Piloten und zwei Leuten, die sich um die Kitze kümmern", informiert Stumpf und appelliert damit an alle anderen Jäger, ebenso zu handeln: Reviere zusammenschließen und eine Drohne mit Wärmebildkamera anschaffen. Vom Erfolg ist er absolut überzeugt. "Ich habe seit zehn Jahren kein Kitz mehr verloren", beteuert Stumpf.
Allerdings handelt es sich hierbei um eine hochwertige Drohne mit Wärmebildkamera. Kostenpunkt: 15 000 Euro, sagt Uli Wagner, der Pilot. Natürlich gibt es auch Jäger, die an den Drohnen Kritikpunkte üben. Zum einen heißt es, dass die Kitze wieder in die Wiese laufen, kaum ist die Drohne weg. Das war ein Fehler, aus dem man gelernt hat, gibt Stumpf zu. Denn inzwischen werden die Kitze in Kisten gesperrt und am Waldrand abgesetzt. Ist die Wiese gemäht, bittet Stumpf um Rückmeldung und lässt das Kitz wieder frei. Im Wald. Die Mutter nimmt dann die Witterung auf.
Start um fünf Uhr morgens
Auch der andere Kritikpunkt, dass die Kameras nicht alle Kitze anzeigen, weil es zu warm ist, haben die Drohnenbefürworter ernst genommen. "Ab 8.30 Uhr sieht man nichts mehr, weil der Boden zu warm ist", erklärt Stumpf, warum die Flüge in den frühen Morgenstunden stattfinden. "Wir fangen um fünf Uhr an", sagt Stumpf. Auch um vier Uhr, wenn es sein muss. Und das muss es oft, denn die Landwirte mähen mehr oder weniger alle zur gleichen Zeit. Der Wärmeunterschied muss jedoch mindestens sieben Grad betragen, erklärt Wagner. Wenn also die Lufttemperatur 20 Grad hat, funktioniert es noch gut. Der Unterscheid zu dem gut 30 Grad Körpertemperatur messenden Kitz passt.
Natürlich gibt es auch weniger hochwertige Kameras, schon ab 3500 Euro. Und manchmal auch Erfolge. Aber für diese möchte Uli Wagner die Hand nicht ins Feuer legen. "Sie sind ungenauer", sagt er. Möglicherweise bleiben Kitze oder Feldhasen unbemerkt. Schon deshalb regt Stumpf an, die anderen Jäger sollten dem Beispiel folgen, sich zusammenschließen und den Landwirten den Suchflug über die Felder mit einer hochwertigen Kamera spendieren. Denn in erster Linie ist der Landwirt in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass den Tieren kein Leid zugefügt wird.
Allerdings sieht sich auch Stumpf als Jäger in der Verantwortung. Wenn mehrere Reviere zusammenhelfen und Spenden bringen, lässt sich eine hochwertige Kamera zum Schutz der Tiere anschaffen. Zudem müsse diese Investition auf Jahre betrachtet werden.
Von der Vergrämung des Wilds oder dem Durchgehen mit einem Hund hält Stumpf wenig. Allerdings gibt es noch andere Methoden. "Der Landwirt könnte am Mähwerk Kameras anbringen", sagt Stumpf. Diese filmen und übertragen ins Cockpit. Allerdings muss der Landwirt anhalten und das Wild selbst in Sicherheit bringen. Dasselbe funktioniert, wenn der Bauer eine Kamera mit Summ-Ton anbringt.
Nur dass keine Zeit ist, weil der Dienstleister nicht genau festlegen kann, wann die Wiese gemäht wird, lässt Stumpf nicht als Entschuldigung gelten. "Da muss man organisieren", erklärt Stumpf. Der Anruf muss am Abend zuvor kommen, damit die Jäger und Kitzretter zeitig auf die Wiesen gehen. Die Arbeit nehmen die Jäger ab, auch die Verantwortung - zu einem gewissen Grad.
Spenden für die Kitzrettung
Spenden für die Kitzrettung Pinzberg und Umgebung können auf folgendes Konto überwiesen werden:
Kitzrettung Pinzberg und Umgebung e.V.
IBAN: DE29 8306 5408 0004 0975 80
BIC: GENO DEF1 SLR