Tiefenbohrungen in der Kirchengeschichte

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Dendrologe Georg Brütting entnimmt Proben aus dem Gebälk der Kreuzbergkirche. Fotos: Erlwein
Dendrologe Georg Brütting entnimmt Proben aus dem Gebälk der Kreuzbergkirche. Fotos: Erlwein
Hans Schaub beugt sich über die historische Jagdkarte mit dem Kreuzberg aus dem Jahr 1740.
Hans Schaub  beugt sich über  die historische Jagdkarte mit dem Kreuzberg   aus dem Jahr 1740.
 
Die Kreuzbergkirche wird im Jahr 2013 550 Jahre alt.
Die Kreuzbergkirche  wird im Jahr  2013  550 Jahre alt.
 

Im kommenden Jahr wird die Kreuzbergkirche bei Hallerndorf 550 Jahre alt. Dieses Jubiläum motiviert den Hobby-Historiker Hans Schaub dazu, Forschungslücken über das Gotteshaus zu schließen.

Es gleicht etwas einer aufregen-den Schatzsuche, was Hans Schaub derzeit betreibt. Seine freie Zeit hat der 61-jährige Historiker in den vergangenen Wochen und Monaten weniger zu Hause, als in den Staats- und Diözesanarchiven verbracht. Sein derzeit besonders ausgeprägter Forscherdrang hat einen besondern Gegenstand: die Kreuzbergkirche bei Hallerndorf. Die Kirche ist das wohl bekannteste Bauwerk in der in der Gemeinde Hallerndorf. Und in kommenden Jahr wird die Kirche 550 Jahre alt.
Ein alter Wappenstein auf der Außenfassade der Kirche weist 1463 als das Jahr der Erbauung aus. Das in Franken weit verbreitete Geschlecht von Seckendorff, das 13 verschiedene Linien aufgewiesen hat, hatte auch in Hallerndorf mit der Linie Seckendorff-Rinhofen einen bekannten Vertreter.
Diese Linie, die nachweislich im Jahr 1492 ausgestorben ist, gilt als Erbauer der Kreuzbergkirche. Der Kreuzberg zu Hallerndorf ist weit und breit bekannt.
Inzwischen vor allem als Ausflugsziel für viele Familien, nicht nur wegen der renommierten drei Bierkeller am Fuße der Kirche. Aber auch als Trauungskirche wird die Kreuzbergkirche von vielen Brautpaaren während der Sommermonate gerne gewählt.
Von ihrer eigentlichen Funktion als Wallfahrtskirche, in der sie zahllose Menschen aus dem weiteren Umkreis in den vergangenen Jahrhunderten aufgesucht hatten, ist lediglich die alljährlich DJK-Wallfahrt geblieben.

Jagdkarte aus dem Jahr 1740

"Es gehört zum Naturell des Menschen, dass gerade dann intensive Anstrengungen unternommen werden die Vergangenheit zu erforschen, wenn ein besonderes Jubiläum ansteht", räumt der in Pautzfeld (Gemeinde Hallerndorf) wohnende Historiker Hans Schaub ein. Dieses Jubiläum habe auch ihn zu seinen Recherchen angestiftet.
Beim Durchstöbern der einschlägigen Literatur und Dokumente aus den Archiven in Bamberg, Nürnberg und Würzburg hat Schaub bislang schon einige interessante, bisher noch nicht publizierte Details entdecken können.
Unter anderem stieß er auf eine historische Jagdkarte aus dem Jahr 1740, auf der die Kirche und der Umgriff mit einem noch nicht lokalisierten Brunnen zu sehen ist. Der Schuldirektor Schaub, der in dem Fach "Historische Landeskunde" promoviert hat, sichtete zudem eine aufschlussreiche Rechnungsaufstellung aus dem Jahre 1642.
Diese bringt den Nachweis, dass auch die Kreuzbergkirche während des 30-jährigen Krieges von schwedischen Verbündeten heimgesucht worden ist. Viele wertvolle Gegenstände, darunter auch die beiden Glocken, sind wohl entwendet worden.
Bisher hatte man geglaubt, dass der Kreuzberg aufgrund seiner versteckten Lage im Wald von den Wirren des Krieges verschont geblieben wäre. Ein Trugschluss, wie Schaub jetzt beweisen kann.
Um weitere Details über die Geschichte in Erfahrung zu bringen, wird derzeit auch eine dendrochronologische Untersuchung im Dachgebälk der Kirche durchgeführt. Mit einer Bohrung lässt sich dabei die Größe der einzelnen Jahresringe bestimmen. Diese werden mit den Jahresringen jener Bäume verglichen, deren Lebensalter schon ermittelt worden ist. Finden sich Parallelen, können Pflanz- und Fälljahr bestimmt werden. Erste dendrochronologische Ergebnisse soll es im Januar geben.