Um das Wohl seiner Gäste war Thurnau schon immer besonders bemüht. Einst ließ es sich hier der Schriftsteller Jean Paul gut gehen, heute kommen Freunde der Natur, des Fachwerks und der Töpferei. Das 1239 erstmals erwähnte Thurnau zog seit jeher Fremde in seinen Bann.
"In Thurnau wird die Kultur der Gastlichkeit geschätzt. Auf dem Marktplatz des Kunsthandwerks sind Sie als Gast und Freund jederzeit willkommen! Wir freuen uns auf Ihren Besuch!" Mit diesen Worten begrüßt der Markt Thurnau seine Gäste auf der Gemeindehompage. Was mit dem "Marktplatz des Kunsthandwerks" gemeint ist, wird schnell deutlich, wenn man das touristische Freizeitangebot durchforstet. Der Ort hat auch eine reiche Ortsgeschichte aufzuweisen. Das gleichnamige Schloss, idyllisch an einem großen Weiher gelegen, hat mit seinen Einwohnern daran maßgeblichen Anteil.
1239 erstmals in einer Urkunde erwähnt, gehörte Thurnau damals dem Ministerialgeschlecht der Förtsch. Nach deren Aussterben wurden Hans-Georg von Giech und Hans Adam von Künsberg die Herren im Ort. 1699 bestätigten die Markgrafen von Bayreuth den Grafen die lange umstrittene Hohe Gerichtsbarkeit und damit die Landeshoheit. 1731 kauften die Grafen von Giech den Künsberg'schen Anteil und waren damit die "Alleinherrscher" im Schloss wie auch im Ort. Im Jahre 1796 kam die Herrschaft Thurnau an Preußen. 1807 fiel Thurnau als Teil des preußischen Fürstentums Bayreuth an Frankreich und kam so 1810 zu Bayern.
"Bedürfnis nach Hofluft" Unter den Herren von Giech waren viele Prominente Gäste im Thurnauer Schloss, darunter auch Oberfrankens bekanntester Schriftsteller Johann Paul Friedrich Richter, Künstlername Jean Paul. Ein "gewisses Bedürfnis nach Hofluft" glaubte der vom Herzog von Hüdburghausen zum Legationsrat ernannte Wunsiedler Literat durch seine Beziehungen zum Gräflich-Giechschen Hause erfüllen zu können. Im Buch "Jean Paul und Bayreuth" finden sich Hinweise über die Beziehungen des Dichters zu Thurnau.
Wenn Jean Pauls Name erwähnt wird, muss auch die "Rollwenzelin" genannt werden, die dank ihrer Fürsorge zu einer unentbehrlichen Helferin und Förderin des Dichters bei seiner literarischen Arbeit geworden war. Frau Dorothea stammt aus der Gegend. Im April 1784 verließ sie nach gescheiterter Ehe Hutschdorf bei Thurnau und fand in Bayreuth eine Stellung als Köchin. Ihre vorzügliche Kochkunst sorgte für einen Ehemann. Als der Gastwirt Friedrich Rollwenzel um ihre Hand anhielt, gab sie dem älteren Mann das Jawort. Die beiden erwarben ein Chausseehäuschen am Wege zu der Eremitage, richteten es als Wirtschaftsbetrieb ein und gaben ihm den Namen "Rollwenzelei". Das Lokal wurde bald zu einem vielbesuchten Speisehaus, in dem auch der Legationsrat Johann Friedrich Richter mit Vorliebe einkehrte. Er ließ sich von der Gastwirtin gerne umsorgen.
Neben dem Schloss mit der Pfarrkirche und der Altstadt, die zusammen den mittelalterlichen Kern darstellen, ist Thurnau auch berühmt wegen seiner Töpfer, die es schon seit Anfang an hier geben soll, wie die Ortschronik berichtet. Schon Im Mittelalter lieferten die Töpfer ihre Waren an den Hof der Markgrafen nach Kulmbach.
Bei der Volkszählung 1816 waren es vier Häfner bei 1328 Einwohnern, heute sind es bereits sieben Handwerker, die ihr Atelier in der "Töpferstadt", so nennt sich Thurnau selbstbewusst, betreiben. Seit 1982 gibt es sogar ein Töpfermuseum im Ort, das gleich neben der Pfarrkirche in der ehemaligen Lateinschule untergebracht ist und mit wechselnden Ausstellungen auf die Kunstfertigkeit heimischen Handwerks aufmerksam macht.
Volkstanz und Fotografie Tourismus als Wirtschaftszweig betreibt der Ort seit ungefähr 1927. Damals gründete sich ein Touristenverein "Die Naturfreunde Thurnau", der anfänglich mit geführten Wanderungen und Heimatabenden auf sich aufmerksam machte. Aus dem Verein heraus entstanden 1953 eine Volkstanzgruppe und etwas später die Fotogruppe, die heute noch mit professionellen Bildern auf sich und den Heimatort aufmerksam macht.
Kultur wird in Thurnau groß geschrieben. "Schwantastisch" heißt das hier. 2011 ins Leben gerufen ist die Idee hinter dem Konzept, "die künstlerische und handwerkliche Vielfalt und den kulturellen Reichtum dieses Ortes vorzustellen. Dabei wird der Begriff Kultur ganz bewusst weit gefasst und reicht von der klassischen Hochkultur mit Musik und Malerei bis zur fränkischen Wirtshauskultur mit regionalen Spezialitäten", heißt es dazu auf der Gemeindehomepage. Und der Schwan ist das Wappentier von Thurnau. Mittlerweile gibt es sogar eine Laienspielgruppe im Ort und 2013 hat sich das "Schlosstheater Thurnau" gegründet. Im mittelalterlichen Schloss, das in den letzten Jahren umfassend saniert worden ist, hat sich die Uni Bayreuth mit dem "Forschungsinstitut für Musiktheater" eingemietet.
Golfen und Tanzen Attraktiv ist auch das Umfeld des Ortes: Berndorf, das bekannte Fachwerkdorf, war schon Kulisse für Günther Wewels Volksmusik-Sendung "Kein schöner Land". Man kann Golf spielen oder den benachbarten Markt Wonsees mit Burg Zwernitz und dem Felsengarten Sanspareil besuchen. Besonderheit: Es gibt zwei Linden in der Umgebung (Peesten und Limmersdorf), in denen zur Kirchweih wirklich noch getanzt wird und am Görauer Anger kann man Drachen fliegen.