Forchheim
Corona

Telefonieren statt impfen

2000 Impfungen hatte das Forchheimer Impfzentrum in dieser Woche geplant, doch 800 mussten abgesagt werden.
Das Impfzentrum muss auf Lieferengpässe reagieren.  Foto: Barbara Herbst
Das Impfzentrum muss auf Lieferengpässe reagieren. Foto: Barbara Herbst

Statt 800 Menschen zu impfen, sind die Verantwortlichen des Forchheimer Impfzentrums damit beschäftigt, mit 800 Menschen zu telefonieren. Die Ankündigung des Impfstofflieferanten Pfizer, die Liefermengen für die dritte Kalenderwoche zu kürzen, hat die Corona-Impfstrategie im Landkreis Forchheim durcheinandergewirbelt.

Immerhin: Die Zweitimpfungen sind von den gekürzten Liefermengen nicht betroffen. Aber Sebastian Beetz (Verwaltungsleiter des Impfzentrums Forchheim) und sein Team mussten 800 der verabredeten 2000 Impfungen absagen.

Am Montag wusste Beetz noch nicht, "wie viel wir bis zum 25. Januar geliefert bekommen - im Idealfall bräuchten wir 800 Dosen." Sein leichte Verärgerung über die Verzögerung konnte Beetz nicht verbergen. "Ich verstehe nicht, warum Informationen gestreut werden, die noch nicht hundertprozentig sind."

Die Information über die angekündigten Impfdosen kam von der Regierung von Oberfranken. Doch eine Sprecherin der Regierung betonte gegenüber unserer Zeitung, dass Bayreuth in diesem Falle auch nur als "Koordinator" agiere. Die Informationen kämen vom Landesamt für Gesundheit und das wiederum gebe nur weiter, was aus dem Gesundheitsministerium komme...

Die Ursache der verzögerten Impfstofflieferung liegt letztlich in der Umstrukturierung des Pfizer-Werkes in Belgien. Offenbar kollidiert die aktuelle Kapazitätserweiterung im belgischen Werk mit der Organisation der Auslieferung; so war es zumindest in einer Presseerklärung des Forchheimer Impfzentrums vom Sonntag nachzulesen.

Die verzögerte Lieferung bescherte den vier Telefonisten des Impfzentrums reichlich Arbeit. Sie sagten 800 impfbereiten Bürgerinnen und Bürgern ab. "Die meisten Leute haben viel Verständnis, manche sind sehr erbost", so fasst Sebastian Beetz die Erfahrungen zusammen, die seine Telefonisten sammeln.

Insgesamt sind es 3000 Terminanfragen, die das Impfzentrum in Forchheim momentan "abzuarbeiten" habe, sagt Beetz. Einer der 3000, die gerne geimpft werden möchten, ist Ferdinand Haselmeier. Der Bürger aus Gößweinstein hat sich vergangene Woche per Internet angemeldet. Postwendend wurde seine Impfanfrage mit einer standardisierten E-Mail beantwortet: "Da die Impfstoffe derzeit zeitlich und mengenmäßig noch sehr unregelmäßig angeliefert werden, können wir Ihnen noch keinen genauen Termin für eine Impfung nennen." Aktuell würden Menschen der "höchsten Priorität" geimpft, heißt es in der Mail weiter.

Höchste Priorität hat Haselmeiers Impfung nicht. Aber der 73-Jährige gehört altersbedingt zur Risikogruppe. Davon abgesehen wirbt er dafür, dass sich niemand einer Impfung verschließen sollte. "Ich bin überzeugt, dass es sein sollte, auch um Solidarität zu zeigen. Wenn wir durch die Impfungen die Herden-Immunität erreicht haben, ist der Fall erledigt."

Er habe sich über die "schnelle Antwort des Impfzentrums gefreut", sagt Ferdinand Haselmeier. Weniger erfreulich findet er das bisherige Vorgehen der Regierung: "Viele werden sterben, weil sie zu spät geimpft werden, weil zu spät und zu wenig Impfstoff eingekauft wurde. Da hat der Staat ein bisschen versagt."

Dennoch: Sebastian Beetz ist überzeugt, dass auch die Impfwillige der Prioritätsstufe zwei, also die unter 80-Jährigen, nicht mehr lange Geduld üben müssen. "Wenn die Lieferung läuft, können sie ab der vierten Kalenderwoche geimpft werden. Spätestens im März, schätzt der Geschäftsführer des Impfzentrums, sollten Bewerber wie Ferdinand Haselmeier geimpft sein.