Stadtstrand: Im Mai beginnt die Saison in Forchheim

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Skizze des Strandlebens in Forchheim Grafik: Dinger + Boubaker
Skizze des Strandlebens in Forchheim  Grafik: Dinger + Boubaker

Der Stadtrat ermöglicht die Gastronomie auf der Forchheimer Bastion. Fünf Jahre lang darf der Erlanger Event-Manger Jan-Peter Dinger den Stadtstrand erproben. Die Kritiker fürchten das Projekt als Konkurrenz.

Strand-Spaziergänge auf der Bastion - ab Mai sind sie möglich. Der Stadtrat hat den Königsstrand am Donnerstag mit 22:13 Stimmen befürwortet: Die Erlanger Event-Agentur Dinger + Boubaker darf nun für die nächsten fünf Jahre einen Stadtstrand betreiben.

Der besteht im Wesentlichen aus: 150 Liegestühlen, einer Lounge, einer "Chill-Area" - insgesamt 1500 Quadratmeter, davon maximal 700 Quadratmeter mit Sand bedeckt.

Ein letztes mal konnten sich die Besucher des Stadtrates am Donnerstag die ganze Palette der Argumente anhören. Jan-Peter Dinger warb: "Der Forchheimer Standort hat in Deutschland Alleinstellungsmerkmal."

Der Standort, speziell das Gewölbe darunter, ließ aber den Kritikern keine Ruhe: Das statische Gutachten sei gar keines, sondern nur eine Stellungnahme, meinte Ludwig Preusch (FW). Eine Berechnung über die Belastbarkeit des Gewölbes durch den nassen Sand fehle nach wie vor. "Die Abschätzung ist nicht fachlich korrekt."

Heinz Endres (FBF) listete gleich neun Punkte der Ablehnung auf. Etwa: Statische Probleme, fehlende Barriere-Freiheit; zu laut; zu bedrohlich für die heimische Gastronomie.

"Es entwickelt sich anders, als gedacht", sagte Ulrich Schürr (JB) und störte sich unter anderem daran, dass der Vertrag gleich über fünf Jahre laufen soll.


Wo bleibt die Wahlfreiheit?

"Probieren geht über studieren", gab Heike Schade die Devise der Grünen aus. Josua Flierl (CSU) appellierte, die ersehnte Wahlfreiheit der Bürger zu unterstützen. "Geben wir sie ihnen." So ein "Projekt des Zeitgeistes" werde in der Jugendsprechstunde oft gefordert, betonte Flierl, der auch Jugendbeauftragter ist.

Der Konkurrenzgedanke bewegte viele: Manfred Hümmer (FW) meinte, das Königsbad leide unter dem Rückgang junger Menschen und werde mit dem Stadtstrand noch mehr leiden. Zudem drohe durch den Königsstrand ein "Kaufkraftabzug" aus der Innenstadt. Dass der Event-Manager aus Erlangen nichts für die Stellplätze zahlen muss, dass er kostenlos Wasser nutzen dürfe, das beschere der Stadt "mittelbare Kosten", kritisierte Hümmer. Sebastian Körber (FDP) sprach von "verzerrtem Wettbewerb" und Stefan Schick (CSU) forderte, zumindest die Sondernutzungssatzung anzuwenden.

"Ich bewundere die Ausdauer, einem Unternehmer Steine in den Weg zu legen", urteilte Sabine Dittrich (FGL) über die lange Debatte. Die Befürworter sprachen von einer "Belebung der Innenstadt (Udo Schönfelder, CSU); von einem "Schritt weg vom Forchheimer Rückständigkeitsgefühl (Hans-Werner Eisen, CSU); von einem Werbeeffekt weit über die Stadt hinaus (Eisen und Karl-Heinz Fleckenstein, CSU) und vom Versuch, Forchheim bekannt zu machen (Franz Streit, CSU).


Kommentar: Etwas mehr Neid als Mut

Mut - in der Debatte um den Stadtstrand fiel das Wort permanent. Wer den Strand wollte, forderte Mut, ihn einzurichten. Wer dagegen war, dem wurde mangelnder Mut bescheinigt. Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO), der nur noch bis März im Amt ist, sagte, als die Entscheidung endlich gefallen war: "Ich bedauere jeden, der mir nachfolgt, wenn der Stadtrat weiter so wenig Mut zeigt."

Aber wer war jetzt eigentlich mutlos, wer mutig? Diejenigen, die "Nein" sagten, waren nicht mutlos. Sie hatten schlicht einen andern Geschmack oder versuchten sich protektionistisch vor die Forchheimer Gastronomie zu stellen. Diejenigen, die "Ja" sagten, waren nicht mutig; sie betonen ja selbst dauernd, dass alleine der Unternehmer das Risiko trage. Der braucht aber auch nicht viel Mut: Wenn der Strand nicht funktioniert, muss er nur ein paar Schirme und Stühle einklappen und den Sand aufsaugen. Keine Miete, keine Wasserkosten, keine Stellplatzkosten - mögliche Verluste wirken überschaubar. Die Idee von Jan-Peter Dinger ist gut, vor allem weil sie so einfach auszuprobieren ist. Dass niemand in Forchheim drauf kam, das mag manche ärgern, vielleicht auch ein bisschen neidisch machen. Sich das einzugestehen, das wäre mutig.