Ihren Sommer verbringt Cornelia Heid in diesem Jahr in 1408 Meter Höhe. Die junge Frau aus Sollenberg versorgt als Sennerin Tiere - und regelmäßig auch hungrige Wanderer.
Seit Juni lebt die Sollenbergerin Cornelia Heid als Sennerin auf der Mitterkaseralm am Königssee. Damit erfüllt sie sich einen lang gehegten Traum. Cornelia Heid wollte nicht nur eng mit Natur und Tiere zusammenleben, sondern auch wissen, wie viele Dinge man wirklich im Leben braucht.
Idyllisch ist es schon, wenn Cornelia Heid auf der Bank vor der Almhütte in 1408 Meter Höhe sitzt: den Watzmann direkt im Blick und ihre Tiere um sich herum.
Bergauf und bergab Meist gegen 18 Uhr verlassen die letzten Besucher die Almhütte. Entweder, um in der nächsten Stunde die höher gelegene Watzmannhütte zum Übernachten zu erreichen; oder um in eineinhalb Stunden wieder im Ort zu sein. Auf der Internetseite
almwirtschaft.com hatte sich Cornelia Heid als Sennerin beworben. Das Vorstellungsgespräch fand im Januar statt.
Zuvor hat sie jahrelang als Hauswirtschafterin bei einem großen Landwirtschaftsbetrieb gearbeitet. Jetzt lebt sie allein in einer Hütte, hoch droben in den Bergen. Mulmig ist ihr allerdings nicht. Inzwischen hat sie auch schon andere Sennerinnen kennengelernt. Eine von ohne hat sie neulich sogar einmal besucht, um mit ihr Geburtstag zu feiern. Dafür musste Cornelia Heid einen Fußmarsch von 45 Minuten in Kauf nehmen. 45 Minuten lang ging es später auch wieder zurück: bergab und bergauf, mitten durch die Natur.
Aber die Natur, die Berge und die Tiere sind es ja gerade auch, was sie hier besonders reizt. Cornelia Heid ist selbst in einer Landwirtschaft aufgewachsen. 17 Kühe hatte sie zu Hause mit versorgt, die Kühe noch mit Hand und Eimer, aber auch mit Melkmaschine gemolken. Für 14 Jungtiere sorgt sie hier auf der Mitterkaseralm am Watzmann. Die Tiere gehören vier Bauern. Erst vor wenigen Tagen war der Bauer, dem die Hütte gehört, hier. Er half Cornelia Heid, den Zaun zu versetzen. Die Kälber, die schon etwas größer sind, weiden derzeit direkt neben ihrer Almhütte.
Es gibt nur einen einzigen Kuchen Später dürfen sie noch ein wenig höher. Sie sind schließlich da, um die Fläche zu beweiden. "Ich schaue, dass es allen gut geht, dass sich kein Kalb verletzt oder den Fuß bricht", erklärt Heid. Gerade das wäre weniger schön, denn dann dürfte sie die Tiere Ende September zum Almabtrieb nicht schmücken. Den Schmuck will sie selbst herstellen. Womit und wie, wird ihr Rosi, die Tochter des Bauern, noch zeigen. Aber das alles Zeit bis nach Bartholomä am 24. August.
Während Cornelia Heid über ihr Leben auf der Alm erzählt, sind wieder neue Besucher an der Alm angekommen. Viele deutsche Urlauber sind es, aber auch Engländer schauen sich die Berge an. Die Sennerin geht zu den Wanderern und versorgt sie mit Essen und Trinken. Getränke, Käse- und Speckbrot, aber auch Kaffee und Kuchen, bietet sie den Touristen an. "Es gibt nur Rührkuchen", schränkt sie allerdings ein.
Wasser aus dem Brunnen Denn Teig für diese Kuchen kann sie nur mit dem Rührbesen schlagen. Sie hat lediglich einen 12-Volt-Anschluss in der Hütte. Dort lebt die Sollenbergerin seit Juni in einer Wohnstube. Sie hat in der Küche einen Gasherd, eine Feuerstelle, eine Schlafkammer und ein Bad mit Dusche.
Das Wasser kommt vom Brunnen. Ein Gasboiler erwärmt das Wasser zum Duschen. Zum Abspülen muss sie Wasser auf dem Herd erhitzen. Den Knopfdruck auf die Spülmaschine vermisst sie nicht. "Man gewöhnt sich schnell daran und erkennt, wie wenig man wirklich braucht", sagt Cornelia Heid. Der Kaffee läuft auch nicht aus ihrem gewohnten Vollautomaten. Hier auf der Alm brüht sie ihn mit der Hand auf. Einfach mal eine Pizza in den Ofen schieben? Geht nicht. Fernsehen? Geht auch nicht. "Strom in Unmengen gibt es hier nicht. Auf dem Dach sind zwei Solarplatten. Wenn es drei Tage Nebel gibt, dann bleibt das Licht aus", erklärt Heid.
Zurück nach Franken Aber auch sonst geht sie sparsam mit dem Strom um. Wenn sie abends noch einige Zeilen in einem Buch lesen möchte, steckt sie den Kühlschrank aus. Die Lebensmittel lagern im Stromfresser auch so eine Weile kühl. Eine wichtige Erfahrung hat sie jetzt schon gewonnen: "Das Leben ist schön, ohne den Stress und Trubel im Alltag zu Hause."
Eine Erfahrung, die sie in den nächsten Wochen noch vertiefen darf. Im Herbst wird Cornelia Heid nach Franken zurückzukehren. Natur pur auch dort. Nur die Berge sind kleiner.