Nach dem Brand in der Hallerndorfer Schule wurden die Klassen am Montagmorgen auf andere Quartiere in der Umgebung verteilt. In der Turnhalle ist es zu kalt, aber im Pfarrheim findet sich noch ein Raum. Der Ausnahmezustand soll drei Wochen lang dauern.
Montagmorgen, 8 Uhr: In der Schulaula der Grund- und Mittelschule Hallerndorf sind die Schüler nach den Herbstferien versammelt. Sie warten im Dunkeln. Mittendrin ist Bürgermeister Heribert Weber (WGWHH), am Handy koordiniert er und trifft letzte Vorbereitungen zur Auslagerung: Die Schule ist nach einem Brand in der Elektrozentrale komplett ohne Strom, weder Heizung noch Licht funktionieren.
Es ist und mucksmäuschenstill als Rektor Andreas Lang das Wort ergreift. Nach freundlicher Begrüßung und einer kurzen Beschreibung der Situation teilt er den 13 Klassen ihre jeweiligen Ausweich-Unterkünfte zu. Dort wird voraussichtlich mindestens drei Wochen lang ihr Unterricht stattfinden.
Die Lehrer machen sich anschließend mit ihren Klassen auf den Weg. Die Kinder der vierten Jahrgangsstufe sind im Pfarrzentrum untergebracht, sie haben fünf Minuten Fußweg von der Schule aus. Dritter Bürgermeister Alfred Dormann (WGH) begleitet den Tross, vor Ort verteilt Kirchenpfleger Otmar Schneider Schlüssel an die Lehrkräfte.
Mit einer Notversorgung In der Sporthalle sollen die Klassen 5 und 6 unterrichtet werden. Die beiden Lehrerinnen sind gar nicht begeistert. Die Halle ist nicht richtig warm, sie wurde mit einer Notversorgung ans Stromnetz angeschlossen. Es sind auch noch keine Stühle da, jedes Wort hallt. Kein guter Ort, um zu lehren.
"Im Pfarrheim ist noch ein kleiner Sitzungssaal", fällt der Leiterin der Mittagsbetreuung, Silke Bauer, ein. Christiane Pilastro, Klassenleiterin der 5. Jahrgangsstufe zögert nicht lang: "Wir gehen da hin, wenn der Raum groß genug ist." Ist er, wie sich der Rektor eilends vor Ort überzeugt.
Als eine weitere Alternative zieht er das Hallerndorfer Sportheim in Betracht. Für die ersten und zweiten Klassen geht es in die Schule nach Willersdorf, die dritten Klassen sind im Schulungsraum der Willersdorfer Feuerwehr untergebracht. Sie werden mit Bussen hingebracht - ebenso wie die Hauptschüler der 7. und 8. Klasse. Ihr neuer Unterrichtsort ist die Grund- und Mittelschule in Sassanfahrt. Sie ist im Schulverbund mit Hallerndorf, wie auch die benachbarte Grund- und Mittelschule in Hirschaid. Dort stehen für die 9. Klasse Fach- und Klassenräume zur Verfügung.
Telefon steht nicht still Das Sekretariat hat sich in der Gemeindeverwaltung eingenistet. Über der separaten Nummer 09545/4439117 sind die Sekretärin und die Schulleitung dort zu erreichen. Das Telefon steht an diesem Montag kaum still.
Es gilt auch, die Mittagsbetreuung aufrecht zu erhalten. In verkürzter Form wird diese von Montag bis Donnerstag bis 14.30 Uhr stattfinden, so lange haben auch die Ganztagsklassen Unterricht. Mitten im kunterbunten Gewimmel sind auch die Schüler an diesem besonderen Montagmorgen etwas kribbelig. "Sie sind kaum zu bändigen heute, die Aufregung ist förmlich greifbar", so die Klassenleiterin der 1a, Lydia Körber. Sie weiß: "Jetzt sind wir gefordert!"
Denn was nützt die ganze Vorbereitung, wenn plötzlich alles über den Haufen geschmissen wird. "Meine Pläne mit den anstehenden Probearbeiten habe ich erst einmal ad acta gelegt", erklärt die Klassenleiterin der 3a, Maria Dösch, resignierend. Sie hat ihr "Notfallpaket" für den Unterricht in einem Korb dabei. "Mangels Kopien von Arbeitsblättern und fehlenden Medien wird halt vorwiegend Bucharbeit betrieben werden", arrangiert sie sich mit den Umständen.
Im neuen Domizil Währenddessen hat Barbara Walz mit ihrer 4a den Unterricht im großen Kellerraum des Pfarrheimes schon begonnen. Sie hat in Ermangelung einer Tafel auf die Schnelle auch einen Overheadprojektor organisiert. Ihre Klasse fühlt sich nach wenigen Minuten im neuen Domizil heimisch. Vor allem die neunjährige Paula. Sie kennt die Örtlichkeit, schließlich ist sie auch Ministrantin. Für den Tag ist sie gut gerüstet, hat alle ihre Bücher und Schulsachen mitgeschleppt: "Mir gefallt es hier, schöner als in der Schule", sagt sie. Ihre Klassenkameraden stimmen zu: "Ja, denn in der Schule stinkt es verqualmt!"