Der Forchheimer OB-Kandidat Uwe Kirschstein (SPD) lud sich am Donnerstag gleich vier Vorbilder ein.
Die fünf Männer, die sich am Donnerstag um 16 Uhr vor dem Forchheimer Rathaus aufreihten, haben eines gemeinsam: Für die SPD sind sie als Kommunal-Politiker aktiv. Doch während Andreas Starke (Bamberg), Ulrich Maly (Nürnberg), Florian Janik (Erlangen) und Thomas Jung (Fürth) bereits Oberbürgermeister sind, hat es der SPD-Stadtrat Uwe Kirschstein bisher nur zum OB-Kandidaten geschafft. Am 6. März nimmt er den zweiten Anlauf, Rathauschef in Forchheim zu werden.
Gelänge dies, dann wäre das perfekt, was die fünf Männer am Donnerstag spielerisch erprobten - eine "rote Regnitz-Achse" zwischen Nürnberg und Bamberg. "Ihr habt ja schon mal gut vorgelegt, ich möchte das gerne nachholen", begrüßte Kirschstein die OB-Genossen vor dem Forchheimer Rathaus.
"Willst du so rumlaufen?"
Während eines Stadtspaziergangs plauderte Uwe Kirschstein mit seinen
Gästen über die Rathaussanierung, über die mögliche Gestaltung der Hornschuchallee und über die Innenstadtbelebung.
Die Tipps der arrivierten Genossen in den dunklen Mänteln waren dabei nicht nur politischer Art: "Willst du so rumlaufen?", fragte Andreas Starke zu Beginn des Spaziergangs, als sich Uwe Kirschstein im Hemd und im dünnen Jackett auf den Weg machte: "Du musst dich immer warm anziehen im Wahlkampf", mahnte Starke. Als Ulrich Maly das mit Stützbalken gesicherte Rathaus sah, fühlte er sich an das Nürnberger Unschlitthaus erinnert, das sich "gefährlich zur Pegnitz geneigt" habe. Was dem Unschlitthaus half, empfahl Maly auch fürs Rathaus - "ein Stahlkorsett".
Fürth als Modell?
Das war aber schon die einzige Empfehlung, die der Nürnberger OB dem Forchheimer OB-Kandidaten geben wollte.
Er sei nicht gekommen, um Kirschstein zu belehren, sagte Maly bei der anschließenden Gesprächsrunde. "Er wird selber wissen, was er für Forchheim will." Ulrich Maly lobte die "Kraft" und das Potenzial der Stadt: "Hier fühlt man sich von Lebensqualität umfangen."
Zum Thema Innenstadtbelebung und Wohnungsbau bekam Kirschstein dann aber auch sehr konkrete Anregungen seiner SPD-Kollegen: Thomas Jung meinte, in Forchheim könne wie in Fürth ein "Geschäftshaus-Modell" erfolgreich sein; also eine Kooperation kleiner Geschäfte, statt auf Einkaufszentren zu setzen. Florian Janik regte an, beim Wohnungsbau die kommunalen Grenzen zu überschreiten: Die Städtischen Wohnungsbaugesellschaften Erlangens würden Projekte auch im Umland verwirklichen.
Uwe Kirschstein hatte das OB-Quartett nach Forchheim eingeladen, um zu demonstrieren, dass Forchheim "stärker von den Nachbarstädten profitieren könnte". Andreas Starke
betonte, dass er sich bereits am Montag mit Kirschstein ausgetauscht habe. Er sei angetan, von dessen Vorschlag, dass Forchheim und Bamberg bei den Themen Kultur und Tourismus künftig viel enger zusammenarbeiten sollten. Rund fünf Millionen Tagestouristen kämen jährlich nach Bamberg, sagte OB Starke. Man werde Wege finden, deren Verweildauer in der Region zu erhöhen: "Forchheim und Bamberg sind beides starke Anziehungspunkte."
Auch Kirschsteins Lieblingsthema "Kommunikation" durfte bei diesem Achsen-Gespräch nicht fehlen. Bei der elektronischen Kommunikation gebe es Nachholbedarf in Forchheim, meinte Kirschstein. Er durfte überrascht gewesen sein, als er hörte, wie unterschiedlich die Oberbürgermeister mit dem Thema umgehen: Während Janik sich als Twitter-Fan im Amt zeigte, betonte Maly, dass er persönlich Twitter und Facebook ignoriere. Andreas Starke sagte, dass er nichts von online übertragenen Stadtratssitzungen halte ("Dann gibt es noch mehr Schaufensterreden") und Thomas Jungs Verhältnis zu den neuen Medien offenbarte sich in diesem Satz: "Mir ist aufgefallen, dass es E-Mail gibt."