Pro Woche kommen 15 neue Asylbewerber

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133 Asylbewerber, alles Kososvo-Albaner, leben in der Erstaufnahme-Einrichtung in der unteren Kellerstraße. Foto: Archiv Hofbauer
133 Asylbewerber, alles Kososvo-Albaner, leben in der Erstaufnahme-Einrichtung in der unteren Kellerstraße.  Foto: Archiv Hofbauer

Über die Unterbringung von Zuwanderern im Landkreis wurde im Sozialausschuss informiert. Die Behörde rechnet mit einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen. Angebote von Wohnraum gibt es zum Glück genügend.

Wie voll ist eigentlich das Boot? Diese Frage klingt zynisch angesichts des Massensterbens von Flüchtlingen im Mittelmeer. Doch eines steht fest: So viele Zuwanderer wie nie zuvor strömen in die Bundesrepublik. Die aktuelle Entwicklung im Landkreis Forchheim spiegelt sich in den Zahlen über die Unterbringung von Asylbewerbern, die jetzt im Sozialausschuss vorgelegt wurden. "Wir gehen davon aus, dass wir jede Woche 15 neue Asylbewerber im Landkreis bekommen", berichtet Frithjof Dier, Geschäftsbereichsleiter für kommunale und soziale Aufgaben am Landratsamt.
Frithjof Dier warf zunächst einen Blick auf die bundesweite Situation: Während im vergangene Jahr noch 202 000 Asylbewerber verzeichnet wurden, werden heuer 250  000 Erstanträge und 50 000 Folgeanträge prognostiziert. Bei den zehn zugangsstärksten Herkunftsländern stehe der Balkan an der Spitze.
Alleine aus dem Kosovo seien im Februar noch 1500 Menschen täglich in Deutschland eingetroffen. Die Aufklärungsmaßnahmen über die Aussichtslosigkeit eines Asylbegehrens, die jetzt in den Herkunftsländern betrieben werde, zeige Wirkung, betonte Dier: Der Zugang sei gesunken auf derzeit 150 Personen - und die Anerkennungsquote gehe gegen Null.
In Forchheim seien in der Erstaufnahme-Einrichtung in der unteren Kellerstraße (ehemaliges ASB-Gebäude) noch 133 Asylbewerber untergebracht - ausschließlich Kosovo-Albaner. Dass über die Asylanträge der Balkan-Zuwanderer innerhalb von zwei Monaten entschieden werden könne, dieses Ansinnen verwies Frithjof Dier allerdings in den Bereich der Illusion. Man könne von einem Jahr aus gehen, prognostizierte er.

Derzeit 681 Asylbewerber

Momentan sind im Landkreis 681 Asylsuchende untergebracht. Darunter sind die 133 besagten Kosovo-Albaner in der Erstaufnahme-Einrichtung. In staatlichen Gemeinschaftsunterkünften leben 89 Menschen. Dezentral an 23 Standorten im Landkreis sind 404 Asylsuchende untergebracht. 55 Zuwanderer haben eine so genannte Auszugsgestattung, das heißt, sie leben in Mietwohnungen. 16 minderjährige Jugendliche ohne Bekleitung Erwachsener sind im Don Bosco Heim untergebracht. Über die Beschulung der Zuwanderer-Kinder (53 Asylbewerberkinder und 43 Kinder mit Sprachförderbedarf aus dem EU-Ausland) berichtete Martin Haendl, Leiter des Bildungsbüros. Demzufolge existieren für ausländische Kinder im Grundschulalter zwei Übergangsklassen in der Forchheimer Martinsschule. Hinzu kommen zwei Übergangsklassen für Mittelschüler an der Ritter-von -Traitteur Schule. Eine flexible Versorgung findet nach Bedarf an den weiteren Schulen im Landkreis statt. Ferner gibt es eine Vorbereitungsklasse zur Berufsintegration am Beruflichen Schulzentrum in Forchheim.

Kritik an Informationspolitik

Der Gößweinsteiner Kreisrat Rainer Polster (FW) bemängelte, dass der Informationsweg zwischen dem Landratsamt und den einzelnen Gemeinden bei der Zuweisung von Asylbewerbern nicht funktioniere. Als beispielsweise kürzlich Mazedonier nach Gößweinstein gekommen seien, sei zuvor niemand drüber in Kenntnis gesetzt worden. Polster wollte zudem wissen, wie viele Asylbewerber im vergangenen Jahr anerkannt worden seien. Ferner verlangte er Auskunft über die Zahl derer, die in Sammelunterkünften über Beherbergungsverträge untergebracht seien und von solchen, die in Mietwohnungsverhältnissen lebten.

Zorndebatte in der Bevölkerung

Es gehe nicht um eine Neid-Diskussion, so Polster, sondern es gebe bereits eine Zorndebatte in der Bevölkerung - weil der Eindruck entstehe, dass durch teure Beherbergungsverträge öffentliche Gelder aus dem Fenster geschmissen würden. Dies wies Frithjof Dier zurück. Man schließe Beherbergungsverträge zu ortsüblichen Konditionen ab. Diese lägen, je nach Unterkunftsausstattung, bei rund 25 Euro pro Person und Nacht, erklärte er unserer Zeitung auf Nachfrage. Dies sei unter dem Strich günstiger als ein Mietverhältnis, bei dem noch Kosten für Ausstattung, Heizung und Hausmeisterdienste anfielen. Beim Beherbergungsvertrag werde dies alles vom Betreiber der Unterkunft getragen. Natürlich werde dabei auch Geld verdient, gab Dier unverblümt zu, aber es müsse dafür auch Leistung erbracht werden. "Die Betreiber sitzen nicht nur da und zählen die Scheine", entzauberte Dier das offensichtlich vorherrschende Klischee. Bezüglich der Anerkennungsrate berichtete der Geschäftsbereichsleiter, dass jeder dritte Asylantrag genehmigt werde - de facto jedoch könne jeder zweite Asylsuchende im Lande bleiben, oft auch über den Weg der Heirat.