Das Wirtshaus in Oberlindelbach ist zu, die Bürger wollen einen neuen Treffpunkt haben. Ihre Idee: Das alte Schusteranwesen soll zum Bürgerhaus werden.
Ganz Oberlindelbach machte sich auf den Weg in den Sitzungssaal ins Rathaus nach Igensdorf. "Lassen Sie uns nicht zum vergessenen Ort werden", war der Appell der Oberlindelbacher an den Marktgemeinderat. Hintergrund für diesen Menschenauflauf war das alte Schusteranwesen in Oberlindelbach. Das Gebäude steht leer und die Oberlindelbacher Bürger möchten, dass die Gemeinde das Anwesen kauft, um ein Bürgerhaus daraus zu machen. Gründe dafür hatten sie genug gesammelt. Da ist zum einen ein fehlender Spielplatz im Ort. Für die Kinder und Jugendliche wäre das alte Schusterhaus ein idealer Aufenthaltsort. Mehr noch, es könnte zum Treffpunkt für alle Generationen werden, wenn dort ein gemeinsamer Mittagstisch stattfinden würde. Aber auch der Stammtisch und andere Gruppen könnten ihren Platz in einem Bürgerhaus finden.
Über 35 Kinder
"Über 35 Kinder haben keinen Zugang zu einem Spielplatz. Der fehlende Fahrradweg macht es zudem den Kindern unmöglich, eigenständig und gefahrlos nach Stöckach zu kommen, um den dortigen Spielplatz des Sportvereins zu besuchen. In den anderen Ortsteilen gibt es einen Spielplatz, warum nicht bei uns?", fragte einer der zwei Sprecher der Dorfgemeinschaft den Bürgermeister. In der Scheune des ehemaligen Schusteranwesens könnte eine Tischtennisplatte und ein Kicker aufgestellt werden. Eltern könnten das Geschehen beaufsichtigen. Aber vor allem soll es das Gebäude ein Treffpunkt für die gesamte Dorfgemeinschaft werden. Unterschriften wurden gesammelt, auch Neubürger haben sich zu dem Projekt bekannt. Ein gemeinsamer Mittagstisch dort fördere die Geselligkeit, mehr noch, wenn man abends zu einer Schafkopfrunde in den "Schuster-Stodl" gehen könnte.
"Schandfleck" beseitigen
Abgesehen davon, dass mit dem Umbau zu einem Bürgerhaus ein Schandfleck im Ort beseitigt würde, gelänge es damit, ein Anwesen zu erhalten. Für die Gemeinde sei es eine einmalige Gelegenheit, ein Grundstück im Ort zu erwerben. Das Hauptargument lag aber auf der Festigung der Dorfgemeinschaft selbst. 2012 habe diese die 950-Jahr-Feier erfolgreich organisiert. Ein Dorfstammtisch habe sich dazu formiert, der seitdem noch nie ausgefallen sei. Zwischen zwölf und 30 Personen nehmen regelmäßig an dem Stammtisch teil. "Die Dorfgemeinschaft hatte einen festen Treffpunkt, solange wir unser Wirtshaus in Oberlindelbach hatten. Seit der Schließung ziehen wir reihum in diverse Gasthäuser der Umgebung. Wir sind heimatlos, müssen immer zum Auto greifen", monierte der andere Ortssprecher. In jedem Ort würden Projekte gefördert, Oberlindelbach bisher vergessen. Bürgermeister Wolfgang Rast (IU) brachte die Dorferneuerung als mögliche Lösung ins Gespräch. Damit könnten gezielt Projekte gefördert werden. Aber es müsse eine Gruppe gebildet werden, die als Träger auftrete. Die Gemeinde könne das nicht tun. "Wer muss das Anwesen kaufen? Wir Bürger können es nicht kaufen", meinte der Sprecher. Rast betonte, die Bürger dennoch zu brauchen, um das Projekt umzusetzen. Der Gemeindechef erklärte, bereits Kontakte mit dem Grundstückseigentümer aufgenommen zu haben. Aber er könne mit einer Maßnahme erst beginnen, wenn ein Antrag eingehe. Der sei hiermit gestellt, entgegnete der Ortssprecher. Mit Blick auf die vielen Bürger sagte Rast: "Es ist toll, wenn sich die Bürgerschaft engagiert. Dann kommt Tolles heraus, vor allem, wenn es über alle Generationen geht."